Hallo zusammen,
tut mir leid, dass ich mit meinem Beitrag eine etwas, sagen wir, gereizte Diskussion ausgelöst habe.
Aber mal zurück zur Sache:
Was ich hier in Bonn gestern gesehen habe, war ganz sicher eine Dämmerungsanomale in dem Sinne, dass es sich sehr deutlich von einem durchschnittlichen Dämmerungsverlauf unterschied. Rein phänologisch war es ein Purpurlicht mit Dämmerungsstrahlen wie es auch nach den Ausbrüchen 2008 und 2009 zu beobachten war. In dieser Intensität kam es damals aber nur sehr vereinzelt vor. In 2 Details unterschied es sich allerdings deutlich von den damaligen Phänomenen:
- Die streuende Schicht war zwar diffus, aber deutlich erkennbar, und zwar - zu dem Zeipunkt noch milchig-gelb erscheinend - schon vor Sonnenuntergang. Die rötliche Färbung war bei einer Sonnendepression zwischen 2 und 3 Grad sichtbar.
- Schon bei einem Sonnenstand von -4 Grad war nur noch ganz normaler blauer Dämmerungshimmel erkennbar.
Nun gibt es prinzipiell 2 Möglichkeiten:
- Die streuende Schicht lag sehr niedrig, was das frühe Verschwinden des Phänomens erklären würde
- Die Schicht lag in der Stratosphäre - aber warum dann ein anderer Verlauf als bei den "Volcanic Sunsets" 2008/2009?
Wenn ich mich richtig erinnere lagen die Aerosolschichten 2008/2009 in etwa 15km Höhe. Im November 2009 gab es eine Dämmerungsanomalie - wieder in Form von Purpurlicht - welche offensichtlich durch 2 Schichten von Saharastaub in 8.5 und 11 km Höhe verursacht wurde:
http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=7272 .
Aktuell ist die Situation insofern verzwickt, als Saharastaub und vulkanogene Aerosole in unterschiedlichen Höhen unterwegs sind. Dazu kommen dann die zahlreichen Gewitter, welche den in der Troposphäre vagabundierenden Sand auswaschen sollten.
Noch ein paar Anmerkungen:
- Crepuskularstrahlen sind ein außerordentlich typisches Phänomen im Zusammenhang mit Purpurlicht. Es gibt aber keinen kausalen Zusammenhang, denn die Dämmerungsstrahlen sind Schattenwürfe troposphärischer Wolken. Deren Kontrast zu einem blauen Himmel ist viel geringer als zu einem purpurfarbenen. Deshalb fallen Dämmerungsstrahlen bei Anwesenheit von Purpurlicht viel stärker ins Auge
- Dämmerungsanomalien können ganz offenbar sehr verschiedene Ursachen haben. In den Tropen (Australien und Malediven) habe ich an jedem klaren Abend kräftiges Purpurlicht beobachtet, und mir ist nicht klar, was das verursacht hat (Aerosole aus Brandrodungen/Buschbränden, sehr hohe troposphärische Wolken ... ?)
- Es wäre in der Tat wünschenswert, mehr Daten zu den im Forum präsentierten Fotos zu erhalten. So fehlen bei vielen NLC-Fotos Angaben zum Azimuth, zur Höhe über dem Horizont und zur visuellen Helligkeit. Auf Fotos ist die sichtbar Helligkeit eine Funktion von Belichtungslänge, Blende, Brennweite und ISO-Zahl. Insofern wäre es hilfreich, wenn auch diese Angaben zumindest bei Dämmerungs- und Nachtfotos gemacht würden.
- Purpurlicht ist in der Tat schwierig aufs Bild zu bannen. Ich helfe mir meistens mit Unterbelichtung. Da Digitalkameras im roten Spektralbereich recht empfindlich zu sein scheinen, kommen dann Farbe und etwaige Strukturen besser heraus. Dass dann die Umgebung dunkler erscheint, muss man halt in Kauf nehmen. Auf jeden Fall sollten die Belichtungsdaten dem Bild beigefügt werden, nicht jeder hat Lust, in die EXIF-Daten zu schauen (wenn noch vorhanden).
Viele Grüße aus Bonn!
Stefan