Eisnebel-Halos aller Art

Forum für Halo-Erscheinungen, Regenbögen, Blitze und alle anderen Lichterscheinungen, die neben Polarlichtern in der Erdatmosphäre auftreten.
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BastianW
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Eisnebel-Halos aller Art

Beitrag von BastianW » 26. Jan 2024, 18:44

Servus!

Am 12.01. bin ich im Schwangau unterwegs gewesen, um dort Eisnebel-Halos zu fotografieren. In der Nacht war es bereits -15°C bei extrem dichtem Eisnebel, die Straße lag mehr als 1cm hoch voll mit den Eiskristallen! In der Nacht stellte ich fest, dass sich die Halos auch wunderbar im Fernlicht vom Auto beobachten lassen. Ich habe dieses abgestellt, bin 200m weg gelaufen und hatte eine noch nie gesehene Menge an Halos zum Fotografieren.

Ich habe, soweit ich es zuordnen konnte, die Halos beschriftet. Natürlich unter Vorbehalt. Dabei lies sich in jedem Fall ein Halo nicht zuordnen.
Im Foto habe ich diesen zunächst als Parry-Bogen beschriftet, bin mir aber relativ sicher, dass es dies nicht ist. Die Erscheinung sieht mehr nach einem 2. Moilanenbogen aus, mit einer konkaven Form.

Eventuell weiß jemand, wie dieser Halo heißt oder wo dieser schon einmal beobachtet wurde.


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Kevin Förster
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Re: Eisnebel-Halos aller Art

Beitrag von Kevin Förster » 26. Jan 2024, 19:48

Hallo Bastian,

sehr coole Beobachtung, die dir da gelungen ist!
Das Halo, welches du als Parrybogen eingeordnet hast, ist der obere Berührungsbogen.

Was mich wundert, dass der 46°-Ring so breit ist. Ist das Bild ein Panorama und lässt sich dadurch die breite des Ringes erklären?

Viele Grüße
Kevin

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Elmar Schmidt
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Re: Eisnebel-Halos aller Art

Beitrag von Elmar Schmidt » 27. Jan 2024, 10:46

Ja, super Foto.

Waren beide Scheinwerfer an oder einer abgedeckt? (Sollte man mit Fußmatte möglichst machen.)

Die Ringbreite ist in der Tat verblüffend und auch dadurch kaum erklärbar. Kann das von der Minnaert-Zigarre (bei endlichem Lichquellenabstand an der räumlichen Eiskristallverteilung) herrühren?

Gruß, Elmar

BastianW
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Re: Eisnebel-Halos aller Art

Beitrag von BastianW » 27. Jan 2024, 13:45

Hi Kevin!

Bist du dir sicher mit dm oberen Berührungsbogen? Dieser passt meiner Meinung nach auch nicht, wenn ich mir die Simulationen sowie die Fotos von diesem anschaue.

Hi Elmar!

Es waren beide Scheinwerfer an, aber der Abstand dieser in jedem Fall deutlich kleiner, als die enorme Ausdehnung des 46° Rings. Nächstes Mal decke ich einen Scheinwerfer ab.

Grüße

Alexander Haußmann
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Re: Eisnebel-Halos aller Art

Beitrag von Alexander Haußmann » 27. Jan 2024, 20:47

Hallo Bastian,

sehr eindrucksvolles Bild! Solche Scheinwerferhalos waren vor allem das Metier unserer finnischen Kollegen. Aber auch im AKM hat es Beobachtungen dieser Art gegeben - ich erinnere mich da an einen kalten Abend auf dem Keilberg im November 2015...

Jedenfalls ist die Beleuchtungssituation bei den Scheinwerferhalos eine andere als bei Sonnen- oder Mondlicht, deswegen passen die Simulationen auch nicht. Der andere Extremfall wäre eine nahezu punktförmige Lichtquelle ohne Reflektor und Abschattung, das würde man dann als "divergentes Licht" bezeichnen. Ein Scheinwerfer steht wohl irgendwo dazwischen. (Meine Gedanken hierzu sind: Die Glühwendel bzw. der Lichtbogen leuchten durch die Frontscheibe raus und verhalten sich immer noch divergent, aber eingeschränkt auf den Beleuchtungslichtkegel. Dann kommt noch der reflektierte Teil dazu. Der Hohlspiegel erzeugt ein Bild der Lichtquelle, dieses Bild kann dann als zusätzliche relevante Quelle für die Halos angesehen werden. Nur wo es liegt und wie stark es durch Abbildungsfehler beeinflusst ist, kann man ohne genaue Kenntnis des Reflektors nicht sagen. Jedenfalls wird bei Beleuchtungsoptiken weit weniger optischer Aufwand getrieben als bei abbildenden Systemen.)

Bekannte Konsequenzen der (teilweisen) divergenten Beleuchtung sind jedenfalls die Verformung des oberen Berührungsbogens zu einem "Sektglas" (ehrlichgesagt, ein Martiniglas ist gemeint, aber das kriegt jetzt begrifflich keiner mehr korrigiert) und auch die Verbreiterung der Ringhalos, weil ein größerer Teil der "Minnaert-Zigarre" aktiv wird. Das ist die mathematische Oberfläche, auf der sich die Kristalle befinden müssen, um Licht zum Beobachter schicken zu können. Im parallelen Licht ist das ein Kegel, und man blickt genau auf die Mantelfläche, und die Halos sind schön scharf. Im divergenten Licht weicht das auf.

Allerdings bleibt noch die Frage, mit was für einer Kamera und Objektiv das Bild aufgenommen wurde. Ich vermute mal ein rectilineares (gnomonisches) Superweitwinkel, oder das Bild wurde in diese Projektion umgerechnet. Das macht den 46°-Ring nochmal zusätzlich breiter, wie schon von Kevin vermutet. Man beachte nur mal das Radienverhältnis der Ringe - im Winkel ist es ja nur knapp über 2, auf dem Bild fast 3.

Übrigens kann der "46°-Ring" auch ein Supralateralbogen sein, denn besonders rund sieht er für mich nicht aus, und die Berührungsbögen weisen auf einen großen Anteil an Säulenkristallen hin.

Gab es denn auch Schneedeckenhalos auf dem Boden angesichts der Menge abgelagerter Kristalle?

Viele Grüße,
Alex

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