Fotografische Halo-Statistik Dezember 2023

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Carl Herzog
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Fotografische Halo-Statistik Dezember 2023

Beitrag von Carl Herzog » 1. Jan 2024, 19:26

Frohes Neues erstmal.

Die Halostatistik für Idstein kommt diesmal als Bildchen daher.

Halostatistik-2023-12.png

Die Tendenz ist gleichbleibend: an 20 bis 22 Tagen pro Monat kann mit fotografisch nachweisbaren Sonnenhalos gerechnet werden, wenn tiefe Bewölkung nicht im Weg steht - was im Dezember selten der Fall war (7 Tage mit Sonnenhalos).

Mondhalos waren diesmal deutlich im Vorteil (13 Nächte mit Mondhalos).

Bei einer 24-Stunden-Betrachtung (von Sonnenaufgang bis zum nächsten Sonnenaufgang) konnten an insgesamt 15 Tagen Halos nachgewiesen werden. Nach dem 22°-Ring waren Pyramidale mit 8 Tagen am zweithäufigsten nachweisbar.

Viele Grüße, Carl

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Elmar Schmidt
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Re: Fotografische Halo-Statistik Dezember 2023

Beitrag von Elmar Schmidt » 3. Jan 2024, 09:14

Super Arbeit, die Du Dir (und für uns) da machst, Carl.

Viel Erfolg auch 2024!

Elmar


PS: nur sollte der Tabellenteil vielleicht um 90 Grad ins Landscape-Format gedreht werden, dann wird es noch besser lesbar und erscheint als Zeitreihe.

Carl Herzog
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Re: Fotografische Halo-Statistik Dezember 2023

Beitrag von Carl Herzog » 3. Jan 2024, 17:34

Hallo Elmar,

vielen Dank. Ich hatte es diesmal absichtlich im Hochformat belassen, da es sich so besser auf Handys lesen lässt.

Die Statistiken führe ich dieses Jahr fort. Ich bin aber am Überlegen sie nur noch einmal pro Jahr zu posten, da das allgemeine Interesse an Halo-Statistiken nicht sonderlich groß zu sein scheint - zumindest wenn man den Feedback zu den Beiträgen zugrundelegt. Ich kann mich freilich auch täuschen.

Viele Grüße, Carl

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David F DF
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Re: Fotografische Halo-Statistik Dezember 2023

Beitrag von David F DF » 3. Jan 2024, 20:47

Hallo Carl,
Ich sag auf jeden Fall auch Dankeschön für deine Arbeit :)
Und natürlich noch Frohes Neues Jahr 😊
Grüße aus dem Siegerland :)

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Christoph Gerber
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Re: Fotografische Halo-Statistik Dezember 2023

Beitrag von Christoph Gerber » 7. Jan 2024, 20:47

Lieber Carl,

das allgemeine Interesse an Halostatistiken mag tatsächlich nicht groß sein, und nur eine Handvoll von Interessenten finden. Dennoch finde ich solche Auswertungen für sehr wichtig: erstens, weil so bekannt wird, was gerade „läuft“; zweitens, kann der Austausch zwischen den wirklich am Thema Interessierten erfolgen; und drittens, kann der eine oder andere zufällige Leser auch Interesse daran finden und evtl. selber mitwirken. Auch ich verfolge sehr interessiert deine Arbeit – deinen Beobachtungen und die daraus resultierende Statistik. Deinen außergewöhnlichen Bemühungen folge ich sozusagen mit einem lachenden und einem weinendem Auge.

Mit einem lachenden Auge, weil du mit deiner 24/7-Arbeit die Statistik der Haloaktivität auf eine neue Stufe erhebst. Sie ergänzt in idealer Weise die langjährigen visuellen Beobachtungen (kann sie aber nicht ersetzen – siehe die gleiche Problematik bei der Meteorbeobachtung).

Und mit einem weinenden Auge aus folgendem Grund: vor einigen Jahren hatte ich mal begonnen, die Frage nach den „Cirren ohne Halos“ anzugehen. Zwei Jahre hatte ich das durchgeführt (und in MM veröffentlicht), die Auswertung der letzen beiden Jahre steht jedoch noch aus (aus beruflichen Gründen bin ich nicht „hinterhergekommen“). Aber inzwischen frage ich mich, wie sinnvoll das noch ist. Denn diese Frage lässt sich eigentlich nur bei einer Rundum-Beobachtung klären, und weniger mit den oftmals recht zufälligen Beobachtungen zweier Einzelbeobachter in einer Region. 24/7-Beobachtungen hielt ich für utopisch, und dass du dies zustande bringst: chapeau! – auch die viele Zeit, die du damit verbringst. In gewisser Weise schockiert hat mich die Häufung von Pyramidalen, die eigentlich alles auf den Kopf stellt, was man als visueller Beobachter mitbekommt! Schauen wir da nicht genau genug hin? Oder ist es tatsächlich der aufwändigen fotografischen Auswertung vorbehalten?

Meine Vorschläge zur Verfeinerung deiner Statistik wären folgende – neben der von Elmar vorgeschlagenen Drehung der Darstellung:
+ neben der Anzahl der Halos auch Angabe der EEs (Code der Einzelerscheinungen)
+ Verwendung der Null bei Nichtvorhandensein (zur Unterscheidung von nicht vorliegenden Daten). So 0 Halos, wenn Cirren sichtbar, aber keine Halos nachweisbar sind (war im Dez. offenbar nur am 20. möglich) oder bei den Wolken (am 18.12. waren tiefe und hohe Wolken = 0; ich hatte mich zunächst gefragt, warum von diesem Tage keine Daten vorliegen...).
+ in der mittleren (leeren) Spalte (zwischen Sonnen- und Mondhalos) könnten diejenigen Tage mit einem * gekennzeichnet werden, in denen im Forum Halosichtungen gemeldet werden. Das könnte v.a. die Statistik der Tage ergänzen, in denen wegen tiefer Bewölkung Halos (bei dir) blockiert sind.

Bleibt letzten Endes die Frage nach dem Umgang mit den sehr kurzlebigen (< 5 min) Halos an Kondensstreifen (betrifft auch die visuellen Beobachtungen!).

Herzliche Grüße aus HD,
Christoph

Carl Herzog
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Re: Fotografische Halo-Statistik Dezember 2023

Beitrag von Carl Herzog » 14. Jan 2024, 06:45

Hallo Christoph,

erstmal Entschuldigung für die späte Antwort, ich war seit Neujahr gesundheitlich angeschlagen. Vielen Dank für Deinen ausführlichen Feedback - das ermuntert mich wieder aktiver zu werden!

Die visuelle Beobachtung sehe ich als die schönste Form des Erlebens - das kann die Fotografie sicherloch nicht ersetzen. Ich denke allerdings, dass die 24/7-Fotografie die wesentlich bessere Grundlage für die Bildung von Statistiken bietet als die visuelle Beobachtung. Sie erlaubt die vollständige Abdeckung am Aufnahmeort, die nachträgliche Nachweisbarkeit, die konstante Vergleichbarkeit über Jahre hinweg, und durch die Möglichkeit der Automatisierung alles bei wesentlich geringerem Aufwand. Für die Sichtung meiner Aufnahmen brauche ich täglich nur 2 Minuten. Zudem lassen sich im Zweifel Zeitraffer erstellen oder auch Vergleiche mit Simulationen anstellen, die eine eindeutige nachträgliche Festellung ermöglichen.

Die Thematik visuell vs. fotografisch kennt man ja auch aus der Astronomie. Dort hat die Fotografie inkl. der sogenannten Electronically Assisted Astronomy (EAA) einen Großteil der visuellen Beobachtung ersetzt. Unabhängig davon kann man bestimmte Deep Sky Objekte aber nur fotografisch erkennen - bei Halos ist das vergleichbar.

Zur Fragestellung von "Cirren ohne Halos" kann ich nach bisheriger Auswertung sagen, dass Cirren immer Halos erzeugen, zumindest wenn sie mit ausreichender Höhe (für Umgebungstemperaturen unter -37 °C) fliegen. Am 20.12.2023 habe ich aufgrund unsicherer Auswertungslage auf die Halozählung verzichtet: durch einige Wolkenlücken war zwar in einer Handvoll Bildern ein obererer Berührungsbogen zu erahnen, allerdings ohne einen 22°-Ring. Davor und danach waren auch noch Regentropfen auf der Wetterschutzhaube, was die Auswertung erschwerte. Hier zwei B-R + USM Bilder (Stack aus jeweils 6 fortlaufenden Fotos in 30s-Abständen) bei einer Sonnenhöhe von 15°:

ESI-Fish-2023-12-20T13-21-01-BR-USM.jpg
ESI-Fish-2023-12-20T13-33-01-BR-USM.jpg

Die meisten Pyramidale sind nach meiner Erfahrung nur fotografisch nachweisbar. Ich habe bisher nur bei sehr kräftigen Exemplaren den 9°-Ring visuell erahnen können. Sie sind für die fotografische Verarbeitung ein dankbares Ziel, da sie ihre Form und Größe unabhängig von der Sonnenhöhe beibehalten.

Auf die Aufnahme der EE-Codes habe ich in meinen Statistiken absichtlich verzichtet, weil ich - nach bisheriger Beurteilung - deren Unterteilung nicht optimal finde und sie meines Wissens in anderen Ländern nicht verwendet werden. Das ist freilich noch nicht in Stein gemeiselt. Ich werde aber beim nächsten Mal wieder die Halonamen notieren und dann freilich die Tabelle besser andersum legen (Datum horizontal), damit man die Halonamen besser lesen kann.

Die Nullen habe ich tatsächlich zwecks besserer Lesbarkeit nachträglich manuell entfernt, damit man schneller erkennt wann es Halos und wann es Wolken gab. Die Daten liegen jedenfalls lückenlos fortlaufend vor. Die Kamera wird unterbrechungsfrei mit Strom versorgt, auch bei längeren Stromausfällen. Die einzigen Ausfälle sind kontrolliert bei einem Windows-Update Reboot, den ich immer manuell in nächtliche mondfreie Zeiten lege. Die Wolkendaten für mein Standort (mit allen Höhenschichten) lade ich automatisch täglich aus dem Internet herunter. Daraus und aus den Keogrammen und Fotos meiner Wetterkamera notiere ich dann die Prozentwerte für tiefe und hohe Wolken. Auch ein Wert unter 10 bei tiefen Wolken kann übrigens bedeuten, dass die hohen Wolken geblockt waren: der Prozentwert gibt ja keine Auskunft über den Zeitpunkt (dem "Timing") der Bewölkungsschichten.

Ich weiß nicht ob eine Ergänzung der Statistik mit Halomeldungen aus dem Forum Sinn macht, da es ja eine Auswertung für mein Standort ist und hohe Bewölkung auf bestimmte Landesteile begrenzt sein kann.

Kurzlebige Halos an Kondensstreifen nehme ich genauso wie Eisnebelhalos nicht in die Statistik auf. Halos an künstlichen Lichtquellen durch hohe Bewölkung nehme ich hingegen schon auf, kennzeichne sie allerdings farbig und füge ein Kommentar in der Exceltabelle hinzu.

Viele Grüße, Carl

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Elmar Schmidt
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Re: Fotografische Halo-Statistik Dezember 2023

Beitrag von Elmar Schmidt » 14. Jan 2024, 10:01

Hallo Carl und Christoph,

an der KI-Erkennung von Halos haben sich ja schon einige versucht, z.B. Linda Forster von der LMU München. Hier eine neuere Arbeit anderer, die das in den Bereich nur fotografisch detektierbarerer Halos fortsetzt:

https://amt.copernicus.org/articles/12/4241/2019/ [auch als PDF, enthält auch Analysealgorithmen]

Doch trotz des Aufwands scheint man kaum weiter gekommen als über den 22er. Die Intensitätskontraste selbst "heller" Halos wie auch von Regenbögen sind nämlich erstaunlich gering. Es ist hauptsächlich die Kombination von "unnatürlich" regelmäßiger Geometrie und Größe sowie manchmal himmelsunüblicher Farben, die sie uns auffällig macht.

Die EE-Systematik des AKM richtet sich halt an visuelle Beobachter und folgt in etwa den Halohäufigkeiten. Natürlich könnte man sie für Auswertungszwecke auf andere Klassifikationssysteme abbilden. Die klassischen Bücher von Greenler und Tape helfen hier nicht viel weiter. (Tapes erstes Buch etwa pflegt auf S. 123-29 einen umgekehrten Ansatz, indem er Strahlengänge den Haloarten zuordnet.)

In Marko Riikonens "Halot" auf S. 162/3 werden (wenn ich richtig gezählt habe) 93 Haloarten gemäß der bestrichenen Kristallfazetten differenziert. Dies verweist auf meinen Vorschlag, Halos doch ehrenhalber auf Finnisch zu benennen, nor :lol: [Alex Haußmann hat aber glaube sein Manuskript auf Englisch]

Eine neuere Arbeit von Moilanen und Gritsevich (ich hatte sie früher schon mal verlinkt) kommt, je nach Ein- oder Ausschluß von Unterarten, sogar auf 96 bzw. 119 Haloformen und differenziert diese nach Kristallformen, soweit möglich:

https://www.sciencedirect.com/science/a ... via%3Dihub [auch als PDF mit vielen einschlägigen Quellenangaben]

Viele Grüße

Elmar

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