Staubschlieren und Purpurlicht seit 22.03.20

[Elmar Schmidt]

Hallo Claudia und Alex,

schon interessant dieser "Wachwechsel" beim Aerosol. Hier gab es gestern nur einen normal staubigen (wenig streifigen) Untergangshimmel mit mittelstarker Rötung der Sonne, welche heute morgen aber im Osten gleißend orange aufging.

Zeichnet Ihr für den Bishopring eigentlich Einzelheiten auf wie den Radius, der ja angeblich zw. 10 und 30 Grad liegen kann und umgekehrt proportional zur Teilchengröße ist? Schon klar, daß der in einer so blendenden Scheibe schwer zu bestimmen ist, zumal man die Kameraeinstellungen je nach Sonnenhöhe und Säulendichte der Staubschicht von Fall zu Fall kaum einheitlich gestalten kann.

Noch schwieriger zu charakterisieren oder zu messen sein dürfte die Farbigkeit, in der es ja für bestimmte Teilchengrößen im Bereich der Wellenlängen eine Umkehr der sonst üblichen Beugungseigenschaft gibt, indem Blau stärker abgelenkt wird als rot, aber das läuft dann gern ins Himmelsblau über. Und die Fraunhofer-Näherung wie bei der (ups!) Koronabeugung ist wohl deshalb auch nicht anwendbar, und weil glaube Absorptions- und Streukoeffizienten zur Erscheinung beitragen.

Dennoch wäre es schön, wenn man hier etwas über die Phänomenologie hinaus käme.

Gruß, Elmar

[Claudia Hinz]

Hallo Elmar,

ich schätze den Radius nur, wenn er größer als 20° ist, alles kleinere ist aufgrund der Blendwirkung kaum machbar, zumindest nicht für meine Augen. So deutlich wie manchmal auf den Fotos sind die Abgrenzungen visuell nicht.

Einen bläulichen Bishop'schen Ring habe ich nur einmal gesehen, einmal war er fast spektralfarben (vielleicht durch Non-Visible-Clouds) ansonsten immer nur bräunlich bis gräulich.

Interessant ist immer ein Auftreten zusammen mit Halos, dann habe ich oft das Gefühl, dass er mit dem 22°-Ring aufhört oder zumindest dahinter nicht mehr auffällt. Bilder kann ich bei Bedarf mal suchen.

Ist sicher nicht genug Input für Euch Wissenschaftler, aber ich finde hier eine genaue Charakterisierung, geschweige denn Ausmessungen echt schwierig.

Viele Grüße
Claudia

[Elmar Schmidt]

Okay, ganz klar, junge Frau

Ich kann zum Aerosol (Staub, Feuchte) noch nachtragen, daß ich bei Kontrollmessungen der Venus feststellte, daß sie hier heute abend auf 64% der gestrigen Helligkeit abgeschwächt war, das sind +0,5 Magnituden!

LG, Elmar

[Claudia Hinz]

Ich sprech nur für mich, vielleicht haben andere die Radien notiert. Könnte man denn aus dem (ungefähren) Radius wirklich die Teilchengröße und dann vielleicht auch die Herkunft ableiten? Gerade bei Sand und Asche könnte ich mir auch gut vorstellen, dass die Partikel nicht die gleiche Größe haben.

Bei der Venus habe ich heute das Gefühl gehabt, dass die Helligkeit stark schwankt. Entweder hat aufgrund der nahenden Front die Luftunruhe zugenommen oder die Staubschlieren sind unterschiedlich dicht. Ist aber schon interessant, dass man die Trübung auch messen kann.

Viele Grüße
Claudia

[Speul]

Hallo zusammen,
ich habe gestern bevor der Regen kam noch eine Staubprobe von meinem Auto genommen und heute unter dem Mikroskop gehabt.
Achtung: Die Farben sind durch Polarisation entstanden und durch den Tesafilm mit dem die Proben genommen wurden auch noch in der Phase verschoben!
Größe der Teilchen zwischen 10 μm für die kleinen, noch klar in ihrer Form erkennbaren und 50 μm für die größeren.
Grüße
Ulrich

[Claudia Hinz]

Cool, ich danke Dir, lieber Ulrich!!!

Genau das hab ich befürchtet, das die Große stark streut. Deshalb ist sicher auch der Rings so diffus und kaum eindeutig abgrenzbar. Die Kamera bildet wahrscheinlich den größten Helligkeitsbereich als "Grenze" ab, aber das (bzw. mein) Auge kann das nicht.

Liebe Grüße
Claudia

[Michael Großmann]

Hallo Zusammen,

hier noch meine Beobachtung von gestern, 28.März 2020. Vor Sonnenaufgang waren die Dämmerungsfarben zuerst nicht sehr auffällig, keine Anzeichen von Purpulicht. Ungefähr 5 Minuten vor Aufgang setze aber eine starke Orangefärbung im Bereich des Sonnenaufgangspunktes ein, im Radius würde ich das auf tatsächlich 20° schätzen. Der Sonnenaufgang war dann wie erwartet wenig spektakulär, eine orange-rote Scheibe stieg auf, ohne Blendwirkung!

Ab 9 Uhr zeigte sich dann eine deutliche Streuscheibe um die Sonne, Durchmesser ca.25-30°. Ein Bishop konnte ich dann mit abgedeckter Sonne und Sonnenbrille deutlich erkennen. Dieser hielt sich auch den kompletten Tag über, ehe sich vor Sonnenuntergang das Szenario vom Morgen wiederholte. Orangefarbener Himmel, rote Sonne und sogar einige Schlieren konnte man erkennen, wobei ich mir nicht sicher bin ob das jetzt entfernte Cirren waren oder tatsächlich doch Saharastaub bzw. Sand.

Sonnenaufgang

Bishopscher Ring am Vormittags und Mitttag

Sonnenuntergang

Viele Grüße und einen schönen Sonntag,
Micha

[Alexander Haußmann]

Guten Abend,

hier noch etwas Schlierenzauber vom heutigen Sonnenuntergang (01.04.2020) in Kostebrau (Niederlausitz)

19:32, f = 95 mm an Pentax K-5:

USM:

19:41, f = 50 mm:

USM:

[Alexander Haußmann]

Ach so, zur Bishop-Theorie gibts auch das hier: https://www.osapublishing.org/ao/abstra ... 44-27-5658, bzw. auch das entsprechende Kapitel in Michael Vollmers Buch. Grundsätzlich lässt sich die Teilchengröße schon bestimmen, nur ist die Verteilung wohl ziemlich breit.

10-50 µm sind aber zu groß, das ist dann der Bereich für normale Kränze oder Pollenkoronen (also mit kleineren Winkelradien).

[Michael Großmann]

Hallo Zusammen,

hier auch noch eine Aufnahme vom 01.April 2020 die deutlich die Schlieren zeigt.

Viele Grüße,
Micha

[Claudia Hinz]

Elmar, Du hattest ja von einem Blauanteil beim Ring von Bishop geschrieben. Habe zufällig beim Stöbern in Wendelsteinbildern einen Bishopschen Ring am Mond gefunden, wo der Blauanteil recht deutlich (da nicht überstrahlt?) ist:
http://www.foto-webcam.org/webcam/irsch ... 03/16/0400 (ggf. vor und zurück klicken)
Hier ist der Ring deutlicher definiert und durch die Sterne auch ausmessbar.

LG Claudia

P.S. Die Purpurlichter sind gerade wieder da, die letzte Ausbruchsinfo vom Klyuchevskoy stammt vom 31.03.. Er könnte es also wieder Ursache sein, nachdem der Saharastaub durch die letzte Kaltfront nach Süden gedrängt wurde.

[Heiko Ulbricht]

Hallo,

auch heute abend gab es über Sachsen intensives Purpurlicht, aufgenommen auf der Opitzhöhe bei Tharandt:





Canon EOS 6D, 2.8/12 mm Fisheye und Canon EF 1.8/50 STM, ISO 100

Galerie Astroclub Radebeul e.V.:

http://galerie2.astroclub-radebeul.de/s ... 1cf&ucat=0

[Michael Großmann]

Hallo Zusammen,

am Abend des 04.April gab es dieses Purpurlicht zu sehen...

am darauf folgenden morgen dann das...

und Abends dann wieder das...

Viele Grüße,
Micha

[Claudia Hinz]

Hallo,

da man ja nicht mehr raus darf, gibt es die Fotos jetzt von daheim mit den Dächern meiner Nachbarn

Purpurlicht am 5.04.20

Ring von Bishop (oder auch Beugung an Blütenpollenmix) am 8.04.20

LG Claudia