Unbekannte "Konstellation" am Himmel

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Flo Schweidler
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Unbekannte "Konstellation" am Himmel

Beitrag von Flo Schweidler » 14. Okt 2019, 18:59

Hallo Leute,

nun beschäftige ich mich seit etwa 30 Jahren intensiv mit Astronomie und kenne mich am Himmel sehr gut aus! Aber soeben bin ich Zeuge eines etwas merkwürdigen Phänomens geworden, dass ich mir nicht erklären kann, und ich hoffe, dass mir von euch einer einen Vorschlag unterbreiten kann, was mir da genau ins Auge gestochen ist, weil ich von UFOs jetzt nicht gerade viel halte:

Ich ging noch schnell in den Garten, um unserem Hasen etwas zu Fressen durchs Gitter zu stecken, da bemerkte ich am Himmel drei nebeneinander stehende, helle, weißlich leuchtende Lichtpunkte, die miteinander die Form eines nahezu gleichseitigen Dreiecks bildetet, dessen Spitze nach unten zeigte. Es sah aus wie ein "neues Sternbild" unterhalb von Pegasus...

Die Punkte sahen wirklich wie Sterne (etwa 0 mag) aus (funkelten sogar leicht wie Sterne / Szintillation) und verharrten regunglos am Himmel. Sie hatten zueinander einen Abstand von etwa 1 bis 2 Grad am Himmel. Auch der Abstand zueinander änderte sich nicht. Als ich zu Grübeln begann, ob mir eine Planetenkonstellation entgangen sein sollte, verlosch der untere der drei Lichtpunkte langsam während einer Zeitspanne von 10 Sekunden. Der zweite folgte etwa 15 Sekunden später (im gleichen Tempo) und der dritte nochmal ca. 15 Sekunden später.

Das Erscheinen des Phänomens konnte ich leider nicht beobachten!

Zeit: 14.10.2019, 19:43 MESZ
Ort: Unterwattenbach, Lkr. Landshut, Niederbayern
Position am Himmel: Richtung SO, ca. 35 bis 40° Höhe, südlich des Pegasus-Vierecks

Da sich keiner der Lichtpunkte am Himmel bewegte (auch nicht sehr langsam) oder blinkte, kann man Flugzeuge, Satelliten oder Meteore ausschließen, zumal sie auch sehr nah beieinander standen!
Unterwattenbach befindet sich im Einflugbereich des Münchner Flughafens, daher sind für mich helle Lichtpunkte am Himmel ein sehr vertrauter Anblick, wenn sich ein Flugzeug mit eingeschalteten Landelichtern auf mich zubewegt. Das hier war aber überhaupt kein Vergleich dazu! Die Lichtpunkte standen zu nah beieinander und befanden sich dafür zu hoch am Himmel!
Himmelslaternen könnten schon eher in Frage kommen, jedoch leuchten diese in einer charakteristischen orangenen Feuerfarbe und nicht weiß! Ich hatte eher den Eindruck, dass sich das ganze oberhalb der sehr dünnen Schleierwolkenschicht abspielte, wodurch der Eindruck der Szintillation entstanden sein könnte...
In meinen Jugendjahren hatte ich einmal zwei Kugelblitze minutenlang auf den Spitzen von Bäumen sitzen sehen! Dies war jedoch während eines schweren Gewitters! Bis auf die leichten, vereinzelten Schleierwolken war der Himmel klar!

Nun, wie soll ich demütig sagen...
Erleuchtet mich bitte! :shock:

Flo

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Christoph Gerber
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Re: Unbekannte "Konstellation" am Himmel

Beitrag von Christoph Gerber » 14. Okt 2019, 21:14

Hallo Flo,

die Beobachtung dürfte von einem NOSS-Triplet verursacht sein. Bisher habe ich solche nur als Zweiergruppe gesichtet (siehe hier:https://forum.meteoros.de/viewtopic.php ... OSS#p50608). Sie können in der späten Dämmerung tief am Osthimmel hell aufleuchten. Da sie sich sehr weit weg befinden, scheinen sie unbeweglich – bewegen sich aber sehr langsam. Schau mal bei heavens-above nach, welche das gewesen waren.

Gruß aus Heidelberg,
Christoph

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Flo Schweidler
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Re: Unbekannte "Konstellation" am Himmel

Beitrag von Flo Schweidler » 14. Okt 2019, 22:31

Hallo Christoph,

nun ausschließen möchte ich so eine Satelliten-Konstellation nicht! Laut calsky käme dafür theoretisch NOSS 2 (E) in Frage, allerdings ohne erkennbare Begleiter.
Aber für recht wahrscheinlich halte ich das ganze nicht: Der Satellit ist mit 0.3 m x 0.9 m x 0.9 m recht klein und ziemlich weit weg. Ein Flare von ca. 0 mag zu erzeugen dürfte da schwierig sein!

Ich hab zwar schon Satelliten gesehen, die "im Gänsemarsch" hintereinander flogen, aber von einer Dreier-Formation hab ich noch nichts mitbekommen.

Kann es sich vielleicht um Übungsziele eines NATO-Manövers gehandelt haben? Aber das muss doch noch von jemand anderes als mir registriert worden sein!

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Christoph Gerber
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Re: Unbekannte "Konstellation" am Himmel

Beitrag von Christoph Gerber » 15. Okt 2019, 12:52

Hallo Flo,
die Begleiter waren 2-1 (D) und 2-1 (C). Warum heavens-above die nicht anzeigt, ist mir ein Rätsel, denn die Einzelsuche ergab, dass beide mit +4.4 mag knapp heller als 2-1 (E) mit +4.5 mag prognostiziert waren. Allerdings befand sich das Trio zur angegebenen Zeit (19:43 MESZ) knapp links (südlich) von Delta Aqr viel tiefer als 35–40° Höhe und auch weiter auseinandergezogen. Über die Genauigkeit der berechneten Bahnen kann ich nichts sagen. Ich kann nicht beurteilen, ob es dieses Trio wirklich war. Dass diese Satelliten sehr hell aufleuchten können, habe ich schon mehrfach beobachtet. Dass sie allerdings so klein sind – darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Gruß Christoph

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Flo Schweidler
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Re: Unbekannte "Konstellation" am Himmel

Beitrag von Flo Schweidler » 16. Okt 2019, 15:08

Hallo nochmal,

nun, was die Höhe angeht, so können es auch ein paar Grad tiefer gewesen sein (aber nicht viel). Der Abstand zueinander war (bei ausgestrecktem Arm) etwa daumenbreit, was etwa 1 bis 2 Grad sein dürften...

Zumindest scheint mir das bis jetzt die plausibelste Erklärung!

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Christoph Gerber
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Re: Unbekannte "Konstellation" am Himmel

Beitrag von Christoph Gerber » 19. Okt 2019, 13:27

Hallo Flo,

es war wahrscheinlich das chinesische Triplet YAOGAN 20 A/B/C. Ich hatte zunächst den Fehler gemacht, dass ich die NOSS-Satelliten zwar für meinen Ort Heidelberg nachschaute um zu sehen, ob tatsächlich einer in Frage kommt. Die Daten, die ich dann angegeben hatte, bezogen sich also auf Heidelberg, und zwar ist mir dabei noch der Fehler unterlaufen, dass einer der drei am 13. und nicht am 14. erschien – also gar kein Triplet am 14.! Auf der Suche nach alternativen bin ich auf die folgende Seite gestoßen: http://www.satobs.org/noss.html. Für keines der NOSS-Trios gab es einen Treffer, dafür aber für einen der chinesischen "Triplets" – nämich YAOGAN 20, die 2014 gestartet wurden. Die standen für Unterwattenbach tatsächlich alle drei ganz dicht nebeneinander, und zwar unmittelbar links/links unterhalb von Gamma PEG, dem linken unteren Stern des Pegasus-Rechteckes in einer Höhe von etwa 20° kurz vor Schatteneintritt. Laut heavens-above waren sie alle drei bei Schatteneintritt +6.4 mag hell; dass heisst, dass die entsprechenden Flares etwa 6–7 mag betrugen.
Karte YAOGAN 20A
Karte YAOGAN 20B
Karte YAOGAN 20C

Ich denke, dass entspricht deiner Beobachtung – auch wenn Höhe und Ort nicht so recht auf deine Angaben passen: eine bessere Lösung kann ich nicht bieten. Das einzige was ich mir noch vorstellen kann ist, dass die Bahndaten bei heavens-above nicht ganz korrekt sind und die tatsächliche Bahnen etwas von den berechneten abweichen. Dann könnte/sollte man das bei heavens-above.de melden, um die Berechnungen zu verbessern.

Bei dieser Recherche habe ich gelernt, dass auch die Chinesen "Triplet-Satelliten" haben, die ich aber bisher noch nicht zu Gesicht bekommen habe.

Gruß Christoph

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Flo Schweidler
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Re: Unbekannte "Konstellation" am Himmel

Beitrag von Flo Schweidler » 25. Okt 2019, 16:36

Hallo Christoph,

du könntest tatsächlich recht haben! Das stimmt ziemlich gut überein!
Drei Chinesen waren es also, hätte ich mir gleich denken können, auch wenn sie mit Sicherheit ohne Kontrabass unterwegs waren! :lol:
Interessant dabei ist, dass die drei scheinbar regunglos am Himmel verweilten.

Stutzig macht mich nach wie vor, dass sie so hell waren...
+6.4 mag liegt unterhalb der visuellen Sichtbarkeit! Die drei Punkte waren aber alle heller als die umliegenden Sterne und auffällig, sonst wären sie mir beim Füttern nebenbei nicht ins Auge gestochen!

Was Ort und Höhe anbelangt, so kann sich bei meiner visuellen Beobachtung natürlich auch ein gewisser Unsicherheitsfaktor eingeschlichen haben!

Auf jeden Fall bin ich jetzt "erleuchtet"! :idea:

Danke!
Flo

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Christoph Gerber
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Re: Unbekannte "Konstellation" am Himmel

Beitrag von Christoph Gerber » 26. Okt 2019, 18:23

Hallo Flo,
vergiss nicht, dass es sich um Flares handelt. Die größte Flare-Helligkeit habe ich bisher bei einem amerikanischen Satelliten (USA 267) gesehen – sie betrug 10 Größenklassen (von +6.9mag auf -3mag). Die geostationären Satelliten können bei ihren Flares ebenfalls eine so große Amplitude aufweisen. Der hellste, den ich bisher gesehen habe, wurde +2.5mag hell (!).
Gruß Christoph

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