Gestern abend ergab sich für mich erstmals in diesem Winter eine leider nur sehr kurze Möglichkeit, mal ein paar Schneekristalle aufzunehmen. Ideal war es allerdings nicht, obwohl es zunächst sehr vielversprechend anfing. Anfangs hatten wir eine Lufttemperatur von -5°. Als dann kurz nach 18:00 Uhr die angekündigte Wetterfront eintrudelte, war ich dummerweise aber beim Einkaufen - und damit ging "wertvolle" Zeit verloren. Bei uns im Norden fällt "richtiger" Schnee meist an Warmfronten, sodass mit dem Winterwetter gleich die dazugehörige "Selbstzerstörungroutine" ihren Lauf nimmt. Und das war gestern leider keine Ausnahme. Als ich endlich zu Hause ankam, habe ich gleich alles vorbereitet (Licht, Kamera, Messtisch u.s.w.) und mit den Aufnahmen begonnen. Für gewöhnlich benutze ich eine alte CD zum Auffangen der Flocken, doch musste ich ernüchternd feststellen, dass es dafür schon zu warm geworden war. Es hatte sich schon auf ca -1° erwärmt und die Kamerawärme machte sich bemerkbar.Die Flocken schmolzen schneller als ich sie vernünftig fokussieren konnte. Es war zum Mäuse melken. Ich blickte mich um. Die Schneedecke hatte von der Erwärmung noch nichts "mitbekommen", überall unter den Laternen glitzerte es noch verheißungsvoll. Auch direkt vor meinen Füßen funkelten einige Schneesterne, und von dort fiel mein Blick auch auf die eingeschneite und zugefrorene Vogeltränke. Und dann kam die zündende Idee. Die Vogeltränke hatte nämlich noch die Kälte gespeichert und ich folgerte daraus, die Cd darauf abzulegen. Ich stellte also die Tränke auf den Tisch und wollte gerade den Schnee herausfegen, als mir wieder das Funkeln auch auf der Tränke auffiel. Und da kam mir dann der Gedanke, doch mal auszuprobieren, wie es wäre, die Glitzerflocken selbst einmal aufzunehmen. Das erwies sich zunächst als Schwierig, doch nach einigem Hin- und Herschieben hatte ich den Dreh (so einigermaßen) raus und es gelang mir schließlich, eine reflektierende Schneeflocke in den Fokus zu bekommen. Und gleich die erste war auch die Beste, denn darin zeigte sich im Nachhinein noch ein Effekt, von dem ich schon gehört und ihn wohl auch schon mit bloßem Auge beobachtet habe, aber fotografieren konnte ich das bisher noch nicht. Doch davon am Schluss. Hier mal ein paar Bilder der Schneeflocken, welche ich reflektierend aufgenommen habe. Ein Halobeobachter würde viellleicht sagen: "Unterlampe"
![Wink :wink:](./images/smilies/icon_wink.gif)
Bilder:
![Bild](http://www.meteoptix.de/Schnee011902.jpg)
![Bild](http://www.meteoptix.de/Schnee011903.jpg)
![Bild](http://www.meteoptix.de/Schnee011904.jpg)
Auch farbiges kann sich zeigen, hier gibt es eine kleine Refraktionserscheinung:
![Bild](http://www.meteoptix.de/Schnee011905.jpg)
Dieselbe Schneeflocke mit leicht geänderter Perspektive:
![Bild](http://www.meteoptix.de/Schnee011906.jpg)
![Bild](http://www.meteoptix.de/Schnee011907.jpg)
![Bild](http://www.meteoptix.de/Schnee011908.jpg)
Und hier nun noch die Besonderheit. Auch diese Schneeflocke zeigt ein Farbenspiel. Es ist jedoch von einem ganz anderen Typ als die gelegentlich zu beobachteten Refraktionserscheinungen. In meinem Fall war leider eine stärkere Nachbearbeitung von Nöten. Unter Idealbedingungen braucht man das wohl nicht, evtl.ist da auch ein Polfilter hilfreich, doch da kenne ich mich nicht aus. Das Originalbild sieht so aus:
![Bild](http://www.meteoptix.de/Schnee011900.jpg)
Schon dabei fällt im Zentrum diese eigenartige Pastellfarbe auf. Dreht man mit einem Bildverarbeitungsprogamm am Kontrast und der Farbsättigung, ergibt sich folgendes Bild:
![Bild](http://www.meteoptix.de/Schnee011901.jpg)
Bei dem Effekt handelt es sich um Zweistrahlinterferenz, so, wie man es auch gelegentlich in Rissen einer Eisschicht beobachten kann, nur dass es sich hier nicht um Risse sondern um unterschiedliche parallele Flächen mit ganz geringfügig unterschiedlichen Abständen fandelt, wodurch das Muster im Zentrum der Schneeflocke farblich abgebildet wird. Ein weiteres Beispiel für dieses Phänomen ist die Oberfläche einer Seifenblase.
Alle Bilder sind, sofern eben nicht anders beschrieben, nur leicht nachbearbeitet, zumeist wurden sie freigestellt, verkleinert, teilw. leicht nachgeschärft sowie leicht im Helligkeits- und Kontrastbereich korrigiert.
Ich hoffe, es gefällt!
Viele Grüße,
Reinhard!