Hallo!
Nachmittags, am 17.09.17 gab es in Barsinghausen/Egestorf ein kräftiges Gewitter mit Starkregen, kleinkörnigen Hagel und Blitzen. Nur 2 Straßen weiter schlug einer davon sogar in ein Gebäude ein.
Kaum ließen die Niederschläge etwas nach, schnappte ich meine Kamera, um ein paar Aufnahmen von den überall noch herumliegenden Hagelkörnern zu machen. Diese waren trotz ihrer geringen Größe durchaus interessant. Doch davon im Anschluss. Während ich da also "so herumfotografiert" habe, kam schließlich die Sonne hervor und ein schwacher Regenbogen tauchte in den allmählich abziezenden Niederschlagsstreifen auf. Beim genaueren Hinsehen bemerkte ich deutliche Interferrenzen und eine zunächst wie eine schwache Abschattung erscheindende Störung. Diese wanderte langsam auf dem Bogen entlang und wirkte schließlich wie eine kleine Verwerfung. Eine echte Abschattung ist das aber nicht gewesen. Vielmehr dürfte eine unterschiedliche Tropfengröße in den einzelnen Schauerstreifen eine Rolle gespielt haben.
Hier ein paar Bilder:
Bild 1, Regenbogen unbearbeitet:
Bild 2, wie Bild 1, bearbeitet:
Bild 3, Regenbogen bearbeitet:
Bild 4, Detail, unbearbeitet:
Bild 5=Bild 4, bearbeitet:
Nun noch kurz zum Hagel. Die größten Hagelkörner hatten den Durchmesser etwa einer im Wasser aufgequollenen Erbse, meistens waren sie noch ein wenig kleiner. Interessant war dabei ihr zonarer Aufbau und ihre birnen- bzw. tropfenförmige Gestalt. Während der "Hals" meist weiß und trübe erschien war die runde Basis meist aus Klareis. Etwa 60-70% der Körner sahen so aus:
Für einen Eisbogen reichte es allerdings nicht...
Viele Grüße, Reinhard!
Regenbogen mit Verwerfung 17.09.17
- Reinhard Nitze
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Regenbogen mit Verwerfung 17.09.17
Schnee, der heute fällt, ist morgen der Schnee von gestern...
- Claudia Hinz
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Re: Regenbogen mit Verwerfung 17.09.17
Hallo Reinhard,
das ist eine interessante Beobachtung. Noch bevor ich den Text gelesen und die Hagelbilder gesehen habe, kam mir der Gedanke, dass ein Streifen fester Niederschlag über den im Hintergrund noch vorhandenen Regenbogen gezogen ist und für die Verwerfung gesorgt hat. Wenn es unterschiedlich große Tröpfchen wären, dann müßte doch der Regenbogen verwischter und die Interferenzen kaum noch erkennbar sein? Bin gespannt, was unsere Theoretiker sagen.
LG Claudia
das ist eine interessante Beobachtung. Noch bevor ich den Text gelesen und die Hagelbilder gesehen habe, kam mir der Gedanke, dass ein Streifen fester Niederschlag über den im Hintergrund noch vorhandenen Regenbogen gezogen ist und für die Verwerfung gesorgt hat. Wenn es unterschiedlich große Tröpfchen wären, dann müßte doch der Regenbogen verwischter und die Interferenzen kaum noch erkennbar sein? Bin gespannt, was unsere Theoretiker sagen.
LG Claudia
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Re: Regenbogen mit Verwerfung 17.09.17
Hallo zusammen,
interessante Beobachtung Reinhard! Also ich halte es schon für möglich, dass ein Hagel-Fallstreifen Schatten auf einen Schauer flüssiger Tropfen wirft und damit den Regenbogen lokal verändert. Immerhin ist es ja die gesamte aufintegrierte Tropfenverteilung entlang einer Sichtlinie auf dem Regenbogenkegel (soweit wie Tropfen vorhanden sind und das Sonnenlicht reicht), die die Ausprägung des Regenbogens an einer bestimmten Stelle seines Umfangs bestimmt.
Ich hab auch Diascans einer Beobachtung von einem Kollegen von Günther Können aus den 1970ern von einer ähnlichen Verwerfung. Ich such die mal raus.
Was man wirklich mal bräuchte, wär ein 3D-Modell der Wolkenverteilung mit Lücken und Niederschlagszonen. Bzw. 4D, wenn man die Zeitentwicklung noch mit reinnimmt. Keine Ahnung ob sowas jemals vom Wetterdienst gemacht wurde? Vielleicht geht das ja heutzutage mit Drohnen...
Viele Grüße,
Alex
interessante Beobachtung Reinhard! Also ich halte es schon für möglich, dass ein Hagel-Fallstreifen Schatten auf einen Schauer flüssiger Tropfen wirft und damit den Regenbogen lokal verändert. Immerhin ist es ja die gesamte aufintegrierte Tropfenverteilung entlang einer Sichtlinie auf dem Regenbogenkegel (soweit wie Tropfen vorhanden sind und das Sonnenlicht reicht), die die Ausprägung des Regenbogens an einer bestimmten Stelle seines Umfangs bestimmt.
Ich hab auch Diascans einer Beobachtung von einem Kollegen von Günther Können aus den 1970ern von einer ähnlichen Verwerfung. Ich such die mal raus.
Was man wirklich mal bräuchte, wär ein 3D-Modell der Wolkenverteilung mit Lücken und Niederschlagszonen. Bzw. 4D, wenn man die Zeitentwicklung noch mit reinnimmt. Keine Ahnung ob sowas jemals vom Wetterdienst gemacht wurde? Vielleicht geht das ja heutzutage mit Drohnen...
Viele Grüße,
Alex
- Reinhard Nitze
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Re: Regenbogen mit Verwerfung 17.09.17
Hallo Claudia und Alexander!
Tatsächlich findet sich auf den späteren Bildern im Bereich der "Störung" so eine Art Abschattung, evtl. eine Wolken- oder Niederschlagsstruktur.
Es ist aber kein klassischer Schattenstrahl. Wenn mehr Zeit ist, stelle ich nochmal ein Bild ein.
Mit 3D kann ich dienen, leider aber nur in Bezug auf die Hagelkörner. Auch Wolken lassen sich in 3d aufnehmen, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Mehr dazu dann - bei Interesse - beim Halotreffen...
Viele Grüße,
Reinhard!
Tatsächlich findet sich auf den späteren Bildern im Bereich der "Störung" so eine Art Abschattung, evtl. eine Wolken- oder Niederschlagsstruktur.
Es ist aber kein klassischer Schattenstrahl. Wenn mehr Zeit ist, stelle ich nochmal ein Bild ein.
Mit 3D kann ich dienen, leider aber nur in Bezug auf die Hagelkörner. Auch Wolken lassen sich in 3d aufnehmen, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Mehr dazu dann - bei Interesse - beim Halotreffen...
Viele Grüße,
Reinhard!
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Re: Regenbogen mit Verwerfung 17.09.17
Hallo Reinhard,
über die Wolken in 3D hab ich auch schon nachgedacht, auch was die Schwierigkeiten (lange Basis, Vordergrund) angeht. Es gibt auch eine Stereowolkentafel vom DWD.
Aber was mir das vorschwebt, braucht wahrscheinlich mehrere verteilte Beobachter, und auch Aufnahmen aus der Luft - schwer zu koordinieren. Dazu kommt noch die rechnerische Rekonstruktion in ein echtes Modell, also eine Art "dreidimensionale Landkarte", in der sich die Wolken bewegen.
Hier noch das historische Bildmaterial - ein "Knickregenbogen", beobachtet am 22.06.1975 um 17.40-50 MEZ von Hans Betlem in Hinterglemm nahe Zell am See in Österreich. Es gibt dazu auch einen Bericht (in niederländisch) in der Zeitschrift "Zenit", Ausgabe November 1975. Wahrscheinlich ist das eines der ersten (Farb)fotos einer Regenbogenanomalie.
USM: Viele Grüße,
Alex
über die Wolken in 3D hab ich auch schon nachgedacht, auch was die Schwierigkeiten (lange Basis, Vordergrund) angeht. Es gibt auch eine Stereowolkentafel vom DWD.
Aber was mir das vorschwebt, braucht wahrscheinlich mehrere verteilte Beobachter, und auch Aufnahmen aus der Luft - schwer zu koordinieren. Dazu kommt noch die rechnerische Rekonstruktion in ein echtes Modell, also eine Art "dreidimensionale Landkarte", in der sich die Wolken bewegen.
Hier noch das historische Bildmaterial - ein "Knickregenbogen", beobachtet am 22.06.1975 um 17.40-50 MEZ von Hans Betlem in Hinterglemm nahe Zell am See in Österreich. Es gibt dazu auch einen Bericht (in niederländisch) in der Zeitschrift "Zenit", Ausgabe November 1975. Wahrscheinlich ist das eines der ersten (Farb)fotos einer Regenbogenanomalie.
USM: Viele Grüße,
Alex
- Sibylle Lage
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Re: Regenbogen mit Verwerfung 17.09.17
Zwar nicht 3D, aber hilft das weiter?Alexander Haußmann hat geschrieben: ↑21. Sep 2017, 14:12
Was man wirklich mal bräuchte, wär ein 3D-Modell der Wolkenverteilung mit Lücken und Niederschlagszonen.
Sounding für jedermann
Eventuell kann auch Janek Zimmer weiterhelfen. Markus vom TSC hat ja Kontakt...
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