Anomale Dämmerungen im Spätsommer 2017

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Henning Untiedt
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Re: Anomale Dämmerungen im Spätsommer 2017

Beitrag von Henning Untiedt » 27. Jan 2018, 12:33

Danke, Laura !

...für das 'reinstellen des Films über die anomalen Dämmerungen und auch für den link zur Klimaänderung.

Erste Erfahrungen, was noch kommen kann 'durfte' ich in diesem Herbst sammeln: Nur 20% der geplanten Wintersaaten konnte ich bestellen, fehlen also 80%. Landesweit in S.-H. fehlen 'nur' 40%, das hat es so noch nie gegeben...

Gruss nach Kiel

Henning

P.S.: ...Hasel blüht hier auch schon wieder....

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Laura Kranich
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Re: Anomale Dämmerungen im Spätsommer 2017

Beitrag von Laura Kranich » 30. Jan 2018, 00:20

Moin Henning!

Das klingt ja wirklich nicht gut! Das ist ja schon länger Thema, seit Juli glaube ich etwa..
Und heute kam auch nochmal ordentlich was runter, obwohl wir schon wieder über dem Monatsmittel liegen und so wie es aussieht, kommen vor Monatsende nochmal einige Liter obendrauf.
Was die Waldbrände angeht, kann man wohl einzelne Ereignisse schwerlich direkt auf den Klimawandel zurückführen, andererseits wird es wohl auch kein purer Zufall sein, dass sich im vergangenen Jahr auf der ganzen Nordhalbkugel verteilt solche schlimmen Brände ereigneten.
Laut der Munich Re war es weltweit übrigens das zweitteuerste Jahr durch Naturkatastrophen aller Zeiten, wie ich kürzlich in einer Mitteilung las.
Der Klimawandel ist keine Zukunftsmusik mehr. In Schleswig-Holstein sind wir im Vergleich zu anderen Regionen vor den meisten Arten von Naturkatastrophen relativ sicher, aber der Klimawandel wird der Küste zum Verhängnis werden, wenn man keine Möglichkeit findet, in relativ kurzer Zeit einige hundert Gigatonnen CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Sollte doch eigentlich kein Problem sein, schließlich hat man es auch geschafft, das Zeug reinzublasen...

Hier sind noch ein paar interessante Satellitenbilder, die ich zum Teil schon gezeigt habe.
Einmal die Ausmaße der Waldbrände in Portugal. Die längste Brandnarbe misst fast 100 km in der Länge und ist selbst auf einer Gesamtansicht der iberischen Halbinsel deutlich zu sehen:

NASA Worldview Terra & Aqua (Corrected Reflectance 7-2-1 (MIR, NIR, R)), 20.11.2017
Bild

Ein hochauflösendes Bild (im Original kann man einzelne Häuser erkennen) der verbrannten Gebiete von Sentinel 2A vom 11.11.17, die Kantenlänge des Bildes ist etwa 110 Kilometer. Quelle: Modified Copernicus Sentinel 2 data 2017, courtesy of the U.S. Geological Survey
Bild

Dasselbe für British Columbia vom 28.08.17. Man bedenke, dass Vancouver Island mehrere hundert Kilometer lang ist.
Bild

Sentinel 2A hat am 17.08.17 dieses beeindruckende Bild (ebenfalls ca. 110 km Kantenlänge) der noch aktiven Brände in BC aufgenommen. Das ist im oberen Bild der westlichste Teil der Brandnarben. Quelle: Modified Copernicus Sentinel 2 data 2017, courtesy of the U.S. Geological Survey
Bild

Auch interessant: In Westgrönland gab es in diesem Jahr einen riesigen Flächenbrand, ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass es der erste beobachtete diesen Ausmaßes war. Beim Betrachten der Satellitenbilder kam mir die Idee eines Vergleiches. Zufällig war es exakt 8 Jahre zuvor auch klar und man kann erkennen, dass deutlich mehr Schmelzwassertümpel im Eisschild vorhanden sind und sogar aus dieser großen Übersicht ein Zurückweichen der gesamten Eiskante erkennbar ist. Aus diesen Bildern ist die Distanz des Zurückweichens leider nicht sehr genau zu erkennen, aber es dürfte sich immerhin um einige hundert Meter handeln.
NASA Worldview Terra & Aqua (Corrected Reflectance (True Color))
Links das Bild vom 01.08.2009, rechts vom 01.08.2017, zu erkennen etwas oberhalb der Bildmitte die Rauchfahne des Feuers.

Bild

Am 04.09. war er erloschen und wurde von Sentinel 2A fotografiert. Im Vergleich zu den anderen ist er mickrig, "nur" etwa 8 km in größten Durchmesser. Quelle: Modified Copernicus Sentinel 2 data 2017, courtesy of the U.S. Geological Survey
Bild

Und dieses letzte habe ich wohl hier auch schon gezeigt, aber der Vollständigkeit halber nochmal. Es zeigt ein drittes Gebiet mit extremer Waldbrandtätigkeit am 14.08.2017 in Kanada nahe Lake Athabasca, der um ein Vielfaches größer als der Bodensee ist. NASA Worldview Terra & Aqua (Corrected Reflectance (True Color))
Bild
Viele Grüße aus Berlin,
Laura

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Jörg Kaufmann
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Re: Anomale Dämmerungen im Spätsommer 2017

Beitrag von Jörg Kaufmann » 30. Jan 2018, 01:40

Laura Kranich hat geschrieben: 30. Jan 2018, 00:20
aber der Klimawandel wird der Küste zum Verhängnis werden, wenn man keine Möglichkeit findet, in relativ kurzer Zeit einige hundert Gigatonnen CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Sollte doch eigentlich kein Problem sein, schließlich hat man es auch geschafft, das Zeug reinzublasen..
Hallo Laura,

sorry, aber da sehe ich keine Chance. Wir sind alles kleine Egoisten und wenn Profit machbar ist, siegt Gier über Moral.

Im industrielen Maßstab ist die CO2-Entferung ungeheuer energieintensiv. Besser wäre es CO2 wieder in Biomasse umzuwandeln, z.B. durch entsprechende Forstwirtschaft. Leider werden aber weltweit Wälder weiter vernichtet. Und das nicht nur, um für immer mehr Menschen Flächen zur Nahrungsmittelerzeugung bereitzustellen. Wir müssen ja unbedingt dem Biodiesel (das Wort ist für mich in sich schon ein Widerspruch) bis zu 7 Vol.% Palm- und/oder Rapsöl beimischen. Ganz zu schweigen von dem teilweisen Getreideanbau und der anschließenden Vergärung zu Bioethanol für Benzin.

:arrow: Aber eigentlich wolle ich was ganz anderes hinterfragen: In wieweit ist den der auftauende Permafrost ein Thema in den Klimaforschung? Wenn diese zig Gigatonnen Methan/CO2 frei werden, müssen wir uns Hausboote kaufen.

Gruß Jörg
Ich nehm` das Wetter so wie es ist. Es gibt eh im Moment kein anderes.

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Laura Kranich
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Re: Anomale Dämmerungen im Spätsommer 2017

Beitrag von Laura Kranich » 30. Jan 2018, 12:16

Moin Jörg,

das ist aber eine düstere Prognose von dir!
Ich sehe durchaus noch die Chance etwas zu drehen. Gerade neue Technologien könnten das ermöglichen. Man braucht nicht sehr viel Fläche, um die nötige Energie klimaneutral zu gewinnen. Biomasse ist meiner Meinung nach nicht die Lösung, denn die ist vielen Schwankungen und Unsicherheiten unterworfen, Aufforstung wird lange nicht so effektiv sein wie moderne industrielle Anlagen - außer es gelänge, die Sahara wieder erblühen zu lassen - auch das halte ich für nicht völlig unmöglich.
Vor allem hängt alles davon ab, welche Chancen erkannt und genutzt werden, denn dass wir etwas bewegen können, beweist allein schon die Tatsache, dass wir es mit relativ einfachen Mitteln geschafft haben, hunderte Milliarden Tonnen fossiler Brennstoffe auszubuddeln und zu verfeuern. Heute haben wir effektivere Anlagen, sehr leistungsfähige Computer, Robotik und sehr viel mehr Wissen über viele Zusammenhänge.
Mit viel Kreativität und Know-How denke ich, dass sich durchaus Wege finden lassen, profitabel und energieeffizient große Mengen Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen. Ich habe da auch einige Ideen und es wird ja auch schon seit einiger Zeit erforscht. Aber auch aus der Politik müssen Impulse kommen, wie beispielsweise eine Treibhausgassteuer, die zur Rentabilität beitragen könnte.

Der Permafrost könnte tatsächlich ein großes Problem werden, aber das genau zu quantifizieren ist nach wie vor schwierig und im Augenblick ein großes Thema in der Klimaforschung.
Hier ein recht aktueller Artikel dazu: https://www.theguardian.com/environment ... nge-report
In diesem Artikel https://www.sciencedirect.com/science/a ... 9717330024
wird der aktuelle Forschungsstand grob zusammengefasst. Es gibt vor allem noch große Unsicherheiten, aber viel deutet dennoch darauf hin, dass große Besorgnis angebracht ist und die Prognosen, welche im letzten IPCC-Bericht gemacht wurden, noch die Effekte dieser klimatischen Rückkoppelung (verstärkte globale Erwärmung aufgrund Treibhausgasfreisetzung aus tauenden Permafrostböden) unterschätzen könnten. Insbesondere die Tatsache, dass die am stärksten vom Klimawandel betroffenen Gebiete (hauptsächlich die Arktis) viele Permafrostböden beheimaten, ist dabei Anlass zur Besorgnis.
Dass nun dort vermehrt große Flächenbrände auftreten passt leider auch ins Gesamtbild. Ein anderer Punkt sind auch in der letzten Zeit vermehrt auftretende Schlamm- und Gerölllawinen im Zusammenspiel mit zunehmenden Starkregenereignissen und Gesamtregenmengen. Auch das dürfte teilweise mit tauendem Permafrost zusammenhängen.
Viele Grüße aus Berlin,
Laura

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