Seltene Unterhorizont Halos am 11.09.2016

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Andreas Möller
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Seltene Unterhorizont Halos am 11.09.2016

Beitrag von Andreas Möller » 22. Sep 2016, 07:56

Auch hier zu finden: http://www.haloblog.net/2016/09/22/rare ... tal-halos/

Datum: 11.09.2016
Zeit: ~ 11:30 MESZ

Am 11.09.2016 flog ich mit British Airways von London nach Berlin. Das Flugzeug befanden sind in etwa über Hankensbüttel / Wittingen (DE - Niedersachsen), als ich für eine relativ kurze Zeit eine hell aufleuchtende Untersonne inklusive Unternebensonne beobachten konnte. Zu diesem Zeitpunkt stand die Sonne etwa 40° über dem Horizont. Dementsprechend tief erschienen die Halos und dementsprechend schwer war es gewesen, die Halos zu beobachten.

Zusätzlich zur Untersonne und der linken Unternebensonne tauchte ab und zu der Unterhorizontalkreis auf. Dieser war als kräftig leuchtender Schweif an der linken Unternebensonnen sichtbar, aber auch zeitweise zwischen den beiden Unternebensonnen als schwacher Bogen zu sehen. Die folgende Aufnahme entstand mit meinem Smartphone.

Bild

In der Theorie lässt sich der Unterhorizontalkreis durch orientierte Plättchenkristalle erzeugen. Dieser geht jedoch links bzw. rechts von den Unternebensonnen weg, so dass zwischen den Unternebensonnen eine Lücke entsteht. Der Unterhorizontalkreis befand sich während meiner Beobachtung jedoch auch zwischen den beiden Untersonnen. Wie kann das möglich sein?
Mit Hilfe der Simulationssoftware HaloSim (L. Cowley & M. Schroeder) konnte ein erster Hinweis gefunden werden. Den Unterhorizontalkreis zwischen den beiden Unternebensonnen bekommt man nur mit recht flachen Lowitz-orientierten Plättchen simuliert. In der Simulation erkennt man ebenfalls ein "X" dass die Unternebensonnen kreuzt. Das sind die beiden reflektierten Lowitzbögen (Schulthess-Bögen). Beide Bögen entdeckt man auch auf meiner Aufnahme vom 11.09.2016.

Bild

Bild

Das 1. Foto zeigt die Simulation mit HaloSim von L. Cowley & M. Schroeder. Das 2. Foto wurde mit einer Unschärfemaske bearbeitet.

Außerdem sind die 46°-Berührungsbögen (EE52) in der Simulation zu erkennen. Vor allem der untere mittlere 46°-Berührungsbogen (EE52B) sticht hervor. Jedoch habe ich diese nicht gesehen oder aufgenommen. Der Grund liegt in zu einem darin, dass ich mich nur auf den tief stehenden Bereich um die Untersonne herum konzentriert habe, aber sicherlich auch darin, dass in den höheren Luftschichten keine haloaktiven Kristalle existierten.
Die Übereinstimmung der Simulation mit der Beobachtung ist ziemlich überzeugend, so dass man mit hoher Sicherheit sagen kann, dass hier Lowitz-orientierte Kristalle mit für die Entstehung der seltenen Unterhorizont-Halos verantwortlich waren.

Bild

Das letzte Foto ist ein Ausschnitt eines Videos. Dabei habe ich mehrere Frames überlagert, ausgerichtet und mit Photoshop bearbeitet.

Ich bedanke mich bei Michael Großmann und Alexander Haußmann, die bei der Auswertung mitgeholfen haben.

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Thomas Klein
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Re: Seltene Unterhorizont Halos am 11.09.2016

Beitrag von Thomas Klein » 22. Sep 2016, 08:45

Hallo Andreas,

Glückwunsch zu der erstklassigen Beobachtung! Für reflektierten Lowitzbögen braucht man ja mit Sicherheit eine hohe Zahl von perfekt orierntierten Kristallen, ich frage mich grad, welche Halos dort am Boden wohl zu sehen gewesen wären. Das wäre bestimmt ein schönes Lowitzdisplay gewesen.

Gruß
Thomas

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Reinhard Nitze
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Re: Seltene Unterhorizont Halos am 11.09.2016

Beitrag von Reinhard Nitze » 22. Sep 2016, 16:52

Hallo Andreas und Thomas,

erstmal Glückwunsch an Andreas zu den sensationlellen Bildern. :wow:

Die Frage, was am Boden zu sehen war kann ich zumindest teilweise beantworten, da ich nämlich am selben Tag den ganzen Tag Halos beobachten konnte. Mir sind zwar keine seltenen Arten zu Gesicht gekommen, aber die Standardhalos waren zum Teil außerdordentlich gut ausgeprägt. Beobachtungsort: Barsinghausen bei Hannover, Niedersachsen. Im Wesentlichen konnte ich beobachten:

Heller 22°-Ring, fast vollständig (h=2)
Zirkumzenitalbogen, fast vollständig (h=2)
Beide Nebensonnen( meist h=2)
Sehr helle rechte Nebensonne am späten Nachmittag, 10-15 Minuten lang h=3, mit fast 20° langen Schweif

In Spuren bzw. sehr schwach ausgeprägt:
Parrybogen mit Oberen Berührungsbogen (h=0)
Supralateralbogen(h=0) gelegentlich als kleine Deformation am Zirkumzenitalbogen
Horizontalkreis (außer im Nebensonnenschweif gelegentlich in geringster Helligkeit innerhalb des 22°-Ringbereichs fragmentiert.

Bilder:

22°-Ring:
Bild

Sehr helle, langschweifige Nebensonne am Nachmittag:
Bild

Zirkumzenitalbogen
Bild

Ob sich im Verborgenen noch weitere Halos versteckten, kann ich nicht sagen da mir zum Aufbereiten der Bilder die Zeit fehlt.

Viele Grüße, Reinhard!
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