Ende Mai hatte ich die Gelegenheit, ein paar Tage auf Teneriffa zu verbringen und da habe ich mir natürlich keinen Urlaub vom Beobachten schöner physikalischer Erscheinungen genommen - ganz im Gegenteil!
Es fing natürlich mit dem Hinflug an, jeder längere Flug ist immer ein Blick ins Lehrbuch der Meteorologie.
Ich hoffe, mir reißt keiner den Kopf ab, dass es viele Bilder werden (aber das hab ich ja im Titel angedeutet

Wolkenstraßen über Frankreich

Gewitter/Schauer über der Biskaya

La Palma mit orographischer Hebungsbewölkung durch den Nordostpassat

Teneriffa mit der Caldera de las Cañadas und dem Teide

Eine bilderbuchmäßig sichtbare Konvergenz durch unterschiedliche Wellenrichtung und Hebungscumuli im Anflug auf Teneriffa Süd

Zum ersten Mal hat man mich dann im Cockpit eines A320 Platz nehmen lassen.. =) Obwohl ich da nicht unbewandert bin, hab ich dann doch über die Vielzahl der Knöpfe besonders auf dem Pedestal gestaunt (auf dem Bild kommt das nicht so gut rüber wie in echt).

Der erste Sonnenuntergang vom Hotel am Meer war ganz hübsch. Leider war nie der Horizont frei, aber dennoch konnte ich später (allerdings von anderer Stelle) einen grünen und sogar einen blauen Blitz beobachten.

Gegen 22:15 Ortszeit (ca. 1,5h nach Sonnenuntergang) war ich nochmal vor dem Hotel am Felsufer und versuchte, das Zodiakallicht zu erwischen - erfolgreich. Am Horizont die Nachbarinsel La Gomera.

DIe Bedingungen waren natürlich nicht optimal, aber dennoch war es selbst mit bloßem Auge zu sehen.

Auch nach Ende der astronomischen Dämmerung noch.

Dies hier war übrigens unser Hotel - mir etwas zu fein, aber naja.^^ Das Meer war schön blau und klar aber auch kühl (etwa 20 Grad), dank dem Nordostpassat und dem vor der afrikanischen Küste durch ihn verursachten Küstenauftrieb, der nährstoffreiches kühles Tiefenwasser an die Oberfläche bringt. Deshalb ist auch die Lufttemperatur meist moderat zwischen 18 (nachts) und 25 Grad (tagsüber). Wenn der Wind mal eher aus der Sahara rüberweht kann es auch heißer werden, aber wir hatten Glück. Die Sonne stand mittags knappe 84 Grad hoch und da kommt ein laues Lüftchen gerade recht.

Am nächsten Abend wollte ich es an einem etwas dunkleren Ort ein paar Meter abseits des Hotels nochmal probieren, aber es war leider ziemlich bewölkt. Trotzdem nett.

Auch am nächsten Abend bildeten sich dank der starken Sonneneinstrahlung auch an den Südhängen der Insel Wolken, die sind jedoch glücklicherweise meist durch die Höheninversion (in der Caldera auf 2000m wird es tagsüber auch ganz schön warm) und trockenere Höhenluft (Sahara!) gedeckelt.

Mein Plan war nämlich, eine Nacht oben in der Caldera de las Cañadas zu verbringen und dort die Sterne zu fotografieren.
Ich fuhr auf einer Nebenstrecke durch den kleinen urigen Ort Chirche, durch den man sich stellenweise im 1. Gang hochquälen muss.

Auf 1700m Höhe war ich dann über den Wolken in der Corona Forestal. Der Himmel atemberaubend klar und blau.


Als der Sonnenuntergang nahte, wurde die Landschaft in ein glühendes Rotorange getaucht:

Und dann war es so weit. Die Sonne fällt wie ein Stein hinter den Horizont, und ehe ich daran gedacht hatte, die Kamera mit Tele auszupacken, stach mir ein greller grüner Blitz ins Auge. Meine Zeitrafferkamera hat ihn glücklichweise eingefangen, wenn auch nur ziemlich klein.

Eine Sekunde später fand sich dann auf dem Bild sogar ein kleinerer blauer Blitz (Crop), den ich mit bloßem Auge nicht wahrnahm. Das, woran er sich bildete ist übrigens keine WOlke, sondern die Silhouette von La Palma (links die kleinere und rechts die größere Erhebung).

Nachdem die Sonne auf meiner Höhe untergegangen war, leuchtete der Teide noch für einige Minuten glutrot.

Dann hatte ich sehr lange an diesem Anblick Freude. Die Farben waren wirklich sehr intensiv und der Kontrast zu der nun dunklen Landschaft sehr krass.

Hinter mir konnte ich langsam das Purpurlicht über den Teide steigen sehen. Hier sieht man den Farbgradienten ganz gut. Der Helligkeitskontrast ist aber nicht so gut wiedergegeben, er war definitiv härter als auf dem Bild.

Hier kommt der Kontrast besser raus. Sehr bald zog sich ein Schattenstrahl im Purpurlicht über den ganzen Himmel bis zum Gegensonnenpunkt. Das Bild ist wie man sieht mit einem Fisheye gemacht, mit fast 180° Bildwinkel.

Auch das mit dem Fisheye, aber so dass der Horizont eine gerade Linie bildet.


Kurz darauf fächerten sich dann viele einzelne Strahlen auf.

Wer die Farben und den Kontrast für künstlerische Übertreibung hält, muss selbst mal auf dieser Höhe den Sonnenuntergang ansehen.


Relativ schnell sinkt das Purpurlicht dem Horizont entgegen und verschwand etwa eine Dreiviertelstunde nach Sonnenuntergang völlig.

Gegen 22 Uhr Ortszeit auf über 1900m Höhe begann das Zodiakallicht, sich vom Dämmerungshimmel abzuheben. Hier muss man noch sehr genau hinschauen.

5 Minuten später

10 Minuten darauf

22:21

Um viertel vor 11 Ortszeit ist die astronomische Dämmerung vorbei.

Dann fertigte ich ein paar 360°-Panoramen an, um zu zeigen, wie das Zodiakallicht in den Gegenschein mündet. Man sieht ihn nur schwach, da leider doch auch etwas Lichtverschmutzung aus dem Tal nach oben drang. Aber man sieht doch den immer schwächer werdenden Bogen bis zum helleren Gegenschein mit Mars, Saturn (also beide nahezu in Opposition) und Antares. Am südöstlichen Horizont lugt gerade so die Milchstraße hervor.

Dann fuhr ich in die Caldera und auch auf diesem Bild Richtung Süden sieht man den Gegenschein und wie ein schwacher Teil des Zodiakallichtes nach rechts oben wegzeigt.

Ich traf auf eine organisierte Tour, die gerade ihrem Ende entgegenging. Was die alles verpasst haben...

Auf ca. 2100m in der Caldera bei den Roques de Garcia.

Auch hier sieht man den Gegenschein recht deutlich.

Blick zum Teide - links etwas Airglow

Und zu den Roques mit dem Zodiakallicht und Jupiter

Ich fuhr noch ein Stück Richtung Teide und stoppte auf ca. 2300m, wo ich dann blieb. Die Milchstraße stieg immer höher und die Temperatur sank immer tiefer. Da das Autothermometer nicht funktionierte, weiß ich nicht, wie kalt es wirklich war, aber etwa zwischen 5 und 10 Grad bei leichtem Wind. Meine Objektivheizung brauchte ich aber nicht, die Luft war sehr trocken und nirgends bildete sich Tau. Irgendwann gesellte sich ein Lette zu mir, der mich mit Fragen löcherte, weil er sich auch an der Milchstraße versuchen wollte.^^

Ich baute meine Nachführung auf und widmete mich dem Milchstraßenzentrum.
3*6 Minuten in PS gemittelt bei 18mm an Canon 7D Mark II bei f/2.8 und ISO200.

Ein Panorama aus 5 Aufnahmen bei 18mm.


Ich nahm noch ein 360°-Panorama auf, in der Hoffnung, dass man auch das Zodiakallicht noch ein wenig sähe, aber leider nahm die Belastung durch Lichtverschmutzung bzw. Bewölkung und Airglow etwas zu. Man sieht nur den Gegenschein.

Andere Projektion


Gegen 3 Uhr machte ich meine letzten Aufnahmen, da ich nun sehr durchgefroren und müde war.

Ein letzter, zufriedener Blick nach Norden zum Teide

Und noch ein paar Bilder vom Rückflug


Im Norden hat man durch den Passatwind sehr häufig Wolken und die meisten Niederschläge. Ganz links das Observatorio del Teide auf 2400m.

Langmuir-Streifen auf dem Meer unter uns, an den Wellen sieht man, dass sie parallel zum Wind stehen.

Und ein sterbender ca. 12 km hoher Cb über dem Emsland

DIe Elbmündung mit Cuxhaven

Kurz vor Hamburg an der Elbe mit Krepuskularstrahlen in der schwülen Luft

Im Anflug auf Hamburg


Als ich ausstieg, traf mich fast der Schlag, so schwül war es.
Es waren nur wenige Tage, aber wie man sieht: Teneriffa ist immer eine Reise wert. Ich konnte sehr viel umsetzen, das einzige, was mir verwehrt blieb, war der Zirkumhorizontalbogen, obwohl öfter hohe Wolken vorhanden waren.
