halo chasing ist echt aufregend. In Norwegen mag so ein Eisnebel Stunden (oder Nächte) anhalten - hier ist das nicht so. Heute morgen 8°° Blick zu meiner Lieblingsecke nach Osten - kristallklar. Auffe Arbeit sehe ich dann gegen 9°° das erste Mal, dass der ganze Westen von Davos unter einem 50m dicken Eisnebel liegt, der so dick ist, dass man ihn mit dem Messer schneiden kann. Höchste Alarmstufe! A L L E R H Ö C H S T E !! Aber an Sonne - soll ja für Halos von Vorteil sein - ist vor 10°° nicht zu denken (Berge). Während der folgenden 60 Minuten jongliere ich die Arbeit hin und her, um Zeit für ein paar Fotos zu gewinnen. Bis 10°° ist das Eisnebelpaket aber auf eine jämmerliche Grösse zusammengeschrumpft und langsam weiter nach Westen gedriftet - was aber nicht von Nachteil ist: Dort kann die Sonne durch ein südliches Quertal hereinscheinen.
Also ins Auto und auf geht es:
(Für diejenigen, die so etwas noch nie in natura gesehen haben, hier mal ein Bild von ausserhalb, damit sie wissen, wo sie sich hineinstürzen müssen. Dampfende Bäche nach kalten Nächten sind witzlos; man muss das Gefühl haben, der Nebel liegt schon seit Stunden da - die Kristalle müssen ja wachsen können. Aber es lohnen sich durchaus Nebel, die auf den ersten Blick gar nicht so vielversprechend sind, wie auch hier:)
Beachtet, dass aber auch gar nichts von aussen auf die Halos im Inneren des Nebels hindeutet. Man muss also nicht denken, da sei nichts los, bloss weil man keine Untersonnen oder unteren Lichtsäulen sieht.
Auf der Hauptstrasse kristallklarer Himmel und "blendende" Sonne:

Angehalten und am Strassenrand treibt erster diamond dust. Hier fällt vor allem der untere Teil des 22°-Kreises auf:
(witziger Nebeneffekt der Stichterei...)

Jetzt hinein in den dust. Das Licht wird unwirklich, man sieht nicht mehr scharf (früher dachte ich immer, der Autofocus der Kamera spinnt), alles wirkt überhöht und man kommt fast in eine Art extatische Stimmung. Anders als in "feuchtem" Nebel ist hier alles staubtrocken, und irgendwie nicht nebulös. Um einen herum flirren Myriaden von kleinen Lichtblitzen.

Und endlich mal wieder ein vollständiger Supralateralbogen, habe ich schon länger nicht mehr gesehen:

@Claudia: Da wir hier bald 100 Schneekanonen haben, zählen Moilanenbögen hier nicht. Sie sind immer das erste was ich sehe... Sie wirken optisch immer ganz nah, zum Anfassen. Ich bin mehr auf der Jagd nach Sonnenbögen, Wegener usw.

Das alte Schützenhaus an der Islen ist ein hübsches Motiv

Noch zwei Versuche, mal das ganze einzufangen. Alle Bilder hier bis auf eines sind aus 4 bis 7 Einzelbildern gestichted (mit PTGUI). Das ist immer ein bisschen Glücksspiel, ob man alle Einzelbilder perfekt beinander hat.


Aber die Lufterwärmung und die Sonne sind unbarmherzig; die Kristalle schrumpfen schon und ihre optische Güte nimmt ab. Der Halo-Verbund wirkt schon verwaschen, und feine Details sind kaum zu sehen:

Und der Nebel rafft sich noch einmal auf und lässt hier wenigstens andeutungsweise den Horizontalkreis erkennen:

enjoy!
Bertram