inspiriert u. and. durch den Vortrag über Elmsfeuer in Bad Kissingen hab ich mich gefragt, ob es möglich ist, mit Hilfe von elektrostatischen Entladungen einen ähnlichen Effekt experimentell zu erzielen.
Gelegentlich bemerkt man beim An- oder Ausziehen eines Pullovers ein leichtes Knistern, und wenn dieses im Dunkeln geschieht, kann man unter Umständen sogar einen kleinen Blitz sehen. Auch von den alten Kunststoffschnellheftern "Mappen" aus der Schule dürfte dem Einen oder Anderen dieser Effekt bekannt vorkommen.
Ich versuchte also zunächst die "Schnellheftermethode". Zwar konnte ich mit einem Tuch eine gewisse elektrostatische Aufladung bewerkstelligen, aber nach mehreren Versuchen musste ich feststellen, dass dieses nur leidlich funktionierte. Knistern ja, Funken?-Eher nicht.
Von einer Baustelle im Garten waren noch ein paar PVC-Rohre übrig, unter anderem auch ein kurzes Wartungsrohr. Ich wusste noch, das sich diese Rohre leicht elektrostatisch aufladen ließen. Eigenartiger Weise nur die rötlichen, nicht so sehr die grauen HT-Rohre. Nach Einbruch der Dunkelheit ereigneten sich dann im Keller eigenartige Dinge

Zunächst wollte ich prüfen, ob da "überhaupt" was geht. Zunächst habe ich einfach mit meinem Pullover-Ärmel auf dem Rohr gerieben. Sofort beim Reiben wurden in der Dunkelheit Blitze sichtbar. Noch erstaunlicher: Selbst wenn man schnell mit der Fingerspitze über die Oberfläche streicht, wie wenn man ein Streichholz entzündet, entsteht am Berührungspunkt eine Funkenspur. Damit hatte ich garnicht gerechnet. Als nächstes kam die Frage auf, wie nimmt man sowas mit der Kamera auf? Die Lichtblitze sind mit einem dunkel-adaptierten Auge mit Leichtigkeit zu sehen, aber sie dauern eben nur Sekundenbruchteile.
Der 1. Lösungsansatz ist das "Reibemedium", also das Tuch oder der Stoff, mit dem man am Rohr reibt, um es elektrostatisch aufzuladen. Um es gleich vorweg zunehmen, am Besten funktioniert es mit Wattepads (zum abschminken). Wenn man damit auf dem Rohr reibt, gibt es ein regelrechtes Feuerwerk. Um aber die Blitze aufzunehmen, ist das Material nicht sonderlich geeignet. Es blockt zuviel vom Blitz-Licht. Es stellte sich heraus, das der Stoff eines dünnen (Unter-)Hemdes den besten Kompromiss darstellt.
Zunächst habe ich versucht, den Vorgang zu filmen, bin aber kläglich gescheitert. Nix drauf. Also blieb nur eine Langzeit-Belichtung als Foto übrig. Das hatte dann Erfolg. Bei der Methode kamen am Ende allerdings keine Hochglanz- sondern vielmehr nur Belegbilder heraus.
Der Grund ist leicht anhand der Kamera-Einstellungen zu erkennen:
ISO 16000 bis 25000
Blende: Meist bei 5,6
Belichtungszeit:10 bis 25sek
Verwendet wurde eine Sony Alpha 6000 Systemkamera.
Die Bilder sind entsprechend rotstichig, verrauscht und voller Artefakte, meine "Reibende Hand" ist durch die Bewegung unsichtbar.
Hier die Bilder:
Bild 1, hier das PVC-Rohr aka Wartungseinheit, welches ich zum experimentieren verwendet habe:

Bild 2, das erste Bild mit sichtbaren Entladungen. Da durch einen Türspalt irgendwo noch Licht fiel, wurde das Rohr wieder sichtbar. Meine reibende Hand ist durch die Bewegung unsichtbar geworden, die zahlreichen Entladungen auf der linken Seite des Rohrs erzeugen diesen blauen Streifen.

Bild 3, hier wie Bild 2, ohne einfallendes Licht. Man kann kleine "Flämmchen" erahnen:

Bild 4, hier etwas flächiger, ich bin von der Seite ausgehend reibend zunehmend zur Rohrmitte gewandert

Bild 5, hier habe ich dann "wie bekloppt" flächig gerieben. Besonderheit: Durch das starke Reiben kam es am Zeigefinger der festhaltenden Hand ebenfalls zu Entladungen. Da diese nicht durch das Tuch verdeckt und damit direkt sichtbar wurden, ist die Farbfülle deutlich höher und beeinhalten nicht nur das Blau sondern auch Violett. Damit sehen sie den Elmsfeuern auf den Webcams frappierend ähnlich. Alle "Flächenentladungen" sind ansonsten blau.

Bild 6, noch einige einzelne, zufällig unverdeckte Blitze:

So, das war es vorerst.
Viele Grüße,
Reinhard!