Frage zu dreidimensionaler Haloerscheinung
- Claudia Hinz
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Frage zu dreidimensionaler Haloerscheinung
Hallo,
seit dem Eisnebelhalophänomen beschäftigt mich die Frage, wieso die Halos im dreidimensionalen Raum unterschiedlich entfernt waren. Wie schon erwähnt, waren die Bögen ja nicht am Himmel, sondern um mich herum. Ich hatte z.T. keine Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Bögen, weil diese sich wo vollkommen anders im Raum befunden haben, als ich sie gedanklich anhand von Simulationen plaziert hätte. Selbst den Horizontalkreis habe ich nicht gleich als solchen erkannt, da er einfach in Augenhöhe vor mir herumschwebte.
Am nächsten war mir der der Sonnenbogen (eine Handbreit über meinem Kopf), den oberen Berührungsbogen konnte ich mit ausgestreckter Hand "berühren". 22°-Ring und unterer Berührungsbogen waren an die 10m weg, der Horizontalkreis umspannte mich sogar als Ellipse (war mir an den Seiten am nächsten und im Gegensonnenbereich am entferntesten) und zusammen mit Wegeners und Untersonnenbogen umspannte er mich, wie ein großer Käfig. Infra- und Supralateralbogen und die Gegensonnenbögen waren dagegen ziemlich weit entfernt.
Nun hab ich irgendwie eine absolute geistige Blokade und kann mir überhaupt nicht erklären, wie das möglich ist. Ich glaube, mir fehlts einfach an dreidimensionalem Denkvermögen, Christian Fenn hat mich mit seinen Ausführungen nicht nur einmal an meine Grenzen der Vorstellungskraft gebracht. Kann mir irgendjemand vielleicht auf die Sprünge helfen, damit ich wieder ruhig schlafen kann?
Tausend Dank schonmal
und viele Grüße
Claudia
seit dem Eisnebelhalophänomen beschäftigt mich die Frage, wieso die Halos im dreidimensionalen Raum unterschiedlich entfernt waren. Wie schon erwähnt, waren die Bögen ja nicht am Himmel, sondern um mich herum. Ich hatte z.T. keine Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Bögen, weil diese sich wo vollkommen anders im Raum befunden haben, als ich sie gedanklich anhand von Simulationen plaziert hätte. Selbst den Horizontalkreis habe ich nicht gleich als solchen erkannt, da er einfach in Augenhöhe vor mir herumschwebte.
Am nächsten war mir der der Sonnenbogen (eine Handbreit über meinem Kopf), den oberen Berührungsbogen konnte ich mit ausgestreckter Hand "berühren". 22°-Ring und unterer Berührungsbogen waren an die 10m weg, der Horizontalkreis umspannte mich sogar als Ellipse (war mir an den Seiten am nächsten und im Gegensonnenbereich am entferntesten) und zusammen mit Wegeners und Untersonnenbogen umspannte er mich, wie ein großer Käfig. Infra- und Supralateralbogen und die Gegensonnenbögen waren dagegen ziemlich weit entfernt.
Nun hab ich irgendwie eine absolute geistige Blokade und kann mir überhaupt nicht erklären, wie das möglich ist. Ich glaube, mir fehlts einfach an dreidimensionalem Denkvermögen, Christian Fenn hat mich mit seinen Ausführungen nicht nur einmal an meine Grenzen der Vorstellungskraft gebracht. Kann mir irgendjemand vielleicht auf die Sprünge helfen, damit ich wieder ruhig schlafen kann?
Tausend Dank schonmal
und viele Grüße
Claudia
- Christian Fenn
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Ob Du nun ruhiger schlafen wirst, das weiß ich noch nicht, aber ich werde hier mal einen Versuch starten, das ganze zu erklären.
Schließlich hast Du ja darauf abgezielt, mich hier heraus zu fordern.
Die Erscheinungen um Dich herum wirken unterschiedlich weit entfernt. Es wirkt aber eben nur so, es ist nämlich nicht so. Bei parallelem Licht (das bei Dir ja vorherrschte) herrscht überall im Raum (wo gleichzeitig auch Eisnebel ist) die selbe Vorraussetzung zur Entstehung eines Bogens. Das bedeutet, dass jeder der beobachteten Bögen direkt vor Deinen Augen, aber auch viele Meter davon entfernt ensteht. Kein Bogen ist wirklich nah oder weit entfernt.
Sprich: die selbe Spiegelung tritt überall im Raum auf. Siehe folgendes Bild:

Wie kommt es nun, dass manche Bögen nah wirken und manche weit entfernt? Wir hatten es dazu schon einmal beim letzten AKM-Seminar in Reimlingen. Eigentlich können wir die Kristalle nicht wirklich räumlich zuordnen. Dies liegt daran, dass ihre Ausdehnung zu klein ist und von ihnen reflektiertes Licht entweder das linke oder das rechte Auge treffen.
Siehe Bild:

Um räumlich zu sehen müßten aber beide Augen getroffen werden. Dies geht nur in wenigen Ausnahmefällen. Ist die Spiegelungsfläche groß genug, dann kann der selbe Kristall das linke und das rechte Auge mit Licht bedienen. Räumliches Orten des Kristalls, bzw. des dazugehörigen Bogens wird möglich. Siehe Bild:

Die Folge davon ist zunächst einmal, dass alle Effekte, die durch die längliche Seite der Säulenkristalle entstehen potentiell näher am Auge wirken, als Effekte, die an Basisflächen entstehen. Dies gilt nur bei Flächen, die horizonal ausgerichtet sind (warum später!).
Kritisch betrachtet müßte jetzt ein Eiskristall mindestens halb so groß sein, wie der Abstand der Augen, um räumlich erkannt zu werden. Das ist aber nicht der Fall. Es ist auch nicht nötig, da das Licht ja nicht wirklich parallel bei uns ankommt, sondern Schwankungen von 0,5° unterliegt, nämlich dem Winkeldurchmesser der Sonne. Dies führt dazu, dass die Kristalle durchaus auch kleiner bleiben können. Die Regel bleibt aber, je größer die Licht spielgende oder brechende Seite, desto näher erscheint der Effekt am Auge.
Nun gilt ein weiterer Effekt. Wie gesagt sind die Lichtstrahlen nicht wirklich parallel, sondern sie schwanken um 0,5°. Liegt eine kleine Spielgelfläche nun direkt vor dem Auge (weil der Kristall nah am Betrachter schwebt), dann kann diese Fläche nur ein Auge bedienen. Räumiche Ortung ist nicht möglich. Siehe Bild:

Liegt der selbe Kristall nun weiter vom Auge entfernt, dann wird es immer wahrscheinlicher, dass er trotz der kleinen Fläche beide Augen trifft. Siehe Bild:

Die Folge ist, dass diese Bögen weiter entfernt wahrgenommen werden.
Nun kann man bei den Flächen aber nicht nur näch Basisfläche oder Seite unterscheiden. Ihre Ausrichtung in Bezug zum Auge spielt eine wesentliche Rolle. Steht ein Säulenkristall aufrecht (z.B. beim 22° Ring an der Stelle, wo die Nebensonnen sein sollten, im Bild Posititon A), dann hat man effektiv betrachtet ebenfalls eine sehr kleine Spielungsfläche, da die Augen nebeneinander und nicht übereinander liegen.
Folglich liegt der 22° Ring an den Seiten (3 und 9 Uhr) subjektiv weiter entfernt, als der obere Berührungsbogen (im Bild Position C), bzw. der Parrybogen (ebenfalls C).

Supra- und Infralateralbögen benutzen ebenfalls die Basisfläche zur Brechung. Es tritt Effekt B auf. Die Bögen werden nur weiter entfernt ortbar.
Zusammenfassend:
Parrybogen, OBB und UBB spiegeln oder brechen an breiten Flächen. Beide Augen werden berührt, sie wirken sehr nah.
Der Sonnenbogen ist diesem Effekt sehr verwand. Er spiegelt nur, ist damit effektiv noch breiter und erscheint daher noch näher am Auge.
Der 22° Ring nähert sich bei 12 Uhr und 6 Uhr dem Auge und entfernt sich bei 3 und 9 Uhr. Er wirkt ziemlich verbogen.
Der Horizontalkreis besteht aus mehreren Effekten und hat daher kaum ortbare Tiefe, er erscheint überall (eigentlich aber kaum direkt vor dem Auge, vielleicht täuschst du dich da, Claudia)
Die Lateralbögen dürften, aufgrund der kleinen Fläche, in der ihre Strahlen gebrochen werden können, sehr weit weg wirken.
Dennoch, egal wo die Bögen zu sein scheinen: sie entstehen alle überall und nicht nur nah oder nur fern.
Gute Nacht!
Schließlich hast Du ja darauf abgezielt, mich hier heraus zu fordern.
Die Erscheinungen um Dich herum wirken unterschiedlich weit entfernt. Es wirkt aber eben nur so, es ist nämlich nicht so. Bei parallelem Licht (das bei Dir ja vorherrschte) herrscht überall im Raum (wo gleichzeitig auch Eisnebel ist) die selbe Vorraussetzung zur Entstehung eines Bogens. Das bedeutet, dass jeder der beobachteten Bögen direkt vor Deinen Augen, aber auch viele Meter davon entfernt ensteht. Kein Bogen ist wirklich nah oder weit entfernt.
Sprich: die selbe Spiegelung tritt überall im Raum auf. Siehe folgendes Bild:

Wie kommt es nun, dass manche Bögen nah wirken und manche weit entfernt? Wir hatten es dazu schon einmal beim letzten AKM-Seminar in Reimlingen. Eigentlich können wir die Kristalle nicht wirklich räumlich zuordnen. Dies liegt daran, dass ihre Ausdehnung zu klein ist und von ihnen reflektiertes Licht entweder das linke oder das rechte Auge treffen.
Siehe Bild:

Um räumlich zu sehen müßten aber beide Augen getroffen werden. Dies geht nur in wenigen Ausnahmefällen. Ist die Spiegelungsfläche groß genug, dann kann der selbe Kristall das linke und das rechte Auge mit Licht bedienen. Räumliches Orten des Kristalls, bzw. des dazugehörigen Bogens wird möglich. Siehe Bild:

Die Folge davon ist zunächst einmal, dass alle Effekte, die durch die längliche Seite der Säulenkristalle entstehen potentiell näher am Auge wirken, als Effekte, die an Basisflächen entstehen. Dies gilt nur bei Flächen, die horizonal ausgerichtet sind (warum später!).
Kritisch betrachtet müßte jetzt ein Eiskristall mindestens halb so groß sein, wie der Abstand der Augen, um räumlich erkannt zu werden. Das ist aber nicht der Fall. Es ist auch nicht nötig, da das Licht ja nicht wirklich parallel bei uns ankommt, sondern Schwankungen von 0,5° unterliegt, nämlich dem Winkeldurchmesser der Sonne. Dies führt dazu, dass die Kristalle durchaus auch kleiner bleiben können. Die Regel bleibt aber, je größer die Licht spielgende oder brechende Seite, desto näher erscheint der Effekt am Auge.
Nun gilt ein weiterer Effekt. Wie gesagt sind die Lichtstrahlen nicht wirklich parallel, sondern sie schwanken um 0,5°. Liegt eine kleine Spielgelfläche nun direkt vor dem Auge (weil der Kristall nah am Betrachter schwebt), dann kann diese Fläche nur ein Auge bedienen. Räumiche Ortung ist nicht möglich. Siehe Bild:

Liegt der selbe Kristall nun weiter vom Auge entfernt, dann wird es immer wahrscheinlicher, dass er trotz der kleinen Fläche beide Augen trifft. Siehe Bild:

Die Folge ist, dass diese Bögen weiter entfernt wahrgenommen werden.
Nun kann man bei den Flächen aber nicht nur näch Basisfläche oder Seite unterscheiden. Ihre Ausrichtung in Bezug zum Auge spielt eine wesentliche Rolle. Steht ein Säulenkristall aufrecht (z.B. beim 22° Ring an der Stelle, wo die Nebensonnen sein sollten, im Bild Posititon A), dann hat man effektiv betrachtet ebenfalls eine sehr kleine Spielungsfläche, da die Augen nebeneinander und nicht übereinander liegen.
Folglich liegt der 22° Ring an den Seiten (3 und 9 Uhr) subjektiv weiter entfernt, als der obere Berührungsbogen (im Bild Position C), bzw. der Parrybogen (ebenfalls C).

Supra- und Infralateralbögen benutzen ebenfalls die Basisfläche zur Brechung. Es tritt Effekt B auf. Die Bögen werden nur weiter entfernt ortbar.
Zusammenfassend:
Parrybogen, OBB und UBB spiegeln oder brechen an breiten Flächen. Beide Augen werden berührt, sie wirken sehr nah.
Der Sonnenbogen ist diesem Effekt sehr verwand. Er spiegelt nur, ist damit effektiv noch breiter und erscheint daher noch näher am Auge.
Der 22° Ring nähert sich bei 12 Uhr und 6 Uhr dem Auge und entfernt sich bei 3 und 9 Uhr. Er wirkt ziemlich verbogen.
Der Horizontalkreis besteht aus mehreren Effekten und hat daher kaum ortbare Tiefe, er erscheint überall (eigentlich aber kaum direkt vor dem Auge, vielleicht täuschst du dich da, Claudia)
Die Lateralbögen dürften, aufgrund der kleinen Fläche, in der ihre Strahlen gebrochen werden können, sehr weit weg wirken.
Dennoch, egal wo die Bögen zu sein scheinen: sie entstehen alle überall und nicht nur nah oder nur fern.
Gute Nacht!
- Richard Löwenherz
- Beiträge: 87
- Registriert: 5. Dez 2005, 01:22
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Hallo Christian,
wie ich sehe, hast du dir mal wieder mächtig viele Raumgedanken gemacht... Ich hab deine Theorie zwar im Einzelnen nicht nachgeprüft (z.B. was die Ausrichtung der Kristalle in Bezug auf die verschiedenen Haloarten angeht), halte sie aber auf den ersten Blick für sehr plausibel. Dennoch möchte ich deine Erklärungen durch einen weiteren, möglicherweise nicht unerheblichen Effekt, ergänzen.
Beim Lesen von Claudias Frage kam mir zumindest als erstes in den Sinn, dass der Entfernungseindruck durchaus mit der Entfernung der Kristalle zu tun haben kann. Da sich Claudia scheinbar sehr nahe an der Obergrenze des von Eiskristallen erfüllten Raumes befand, müssten sich der Logik nach mehr Eiskristalle neben ihr, als über ihr befunden haben. Daraus folgt, dass die Haloerscheinungen, die entlang und unterhalb der Horizontlinie auftraten, auf einen größeren mit Eiskristallen ausgefüllten Raum zurückgreifen konnten, als die Halos oberhalb der Horizontlinie. Bei einem Blick schräg nach unten, tragen also wesentlich mehr Eiskristalle zur Haloentstehung bei.
Nun ist es ja so, dass sich der Lichteffekt einer Haloerscheinung um so mehr verstärkt, je mehr Kristalle sich "erzeugenderweise" hintereinander befinden. Dabei sind es vor allem die weiter entfernten Kristalle, die zur "Klarheit" des Halos beitragen, da hier wesentlich mehr Lichtpunkte die Erscheinung ausfüllen, als in unmittelbarer Nähe zum Auge.
Ich hab zwar noch nie ein derartiges Eisnebel-/Polarschnee-Phänomen beobachten können, möchte aber dennoch behaupten, dass ein Beobachter unter diesen Umständen die Halos subjektiv dorthin platziert, wo er ihre klarste Ausprägung wahrnimmt. Das geht mir zumindest so, wenn ich eine Lichtsäule oder einen Nebelbogen, verursacht durch Lampenlicht, betrachte. Insbesondere bei Lichtsäulen, die durch flache Schneesterne hervorgerufen werden, hatte ich den Eindruck (sowohl an der Lampe, als auch an der Sonne), dass der kräftigste meist lampen-/sonnennächste Teil der Lichtsäule weiter weg war, als die schwächere durch aufglitzernde Punkte dominierende Teil.
Meiner Meinung nach muss das Aufglitzern der Eiskristalle nicht unbedingt von beiden Augen wahrgenommen werden, um einen Entfernungseindruck der Erscheinung zu bekommen. Durch die Fallbewegung und das dominante Aufglitzern weniger weit entfernter Eiskristalle ergibt sich zwangsweise der subjektive Eindruck, dass sich jene Kristalle und damit die Erscheinung näher befinden. Diese scheinbare Nähe verliert sich, wenn der Lichtpunkteffekt durch die (entferntere) Klarheit der Erscheinung überlagert wird.
So könnte ich mir jedenfalls Claudias Eindruck von den unterschiedlich entfernten Erscheinungen erklären. Nur die Sache mit dem Supralateralbogen passt hier nicht ganz rein, da dieser an sich recht hoch über der Horizontlinie stand, von Claudia aber als scheinbar entfernt wahrgenommen wurde. Vielleicht kann ja Claudia selbst noch etwas dazu sagen...
Es grüßt
Richard
wie ich sehe, hast du dir mal wieder mächtig viele Raumgedanken gemacht... Ich hab deine Theorie zwar im Einzelnen nicht nachgeprüft (z.B. was die Ausrichtung der Kristalle in Bezug auf die verschiedenen Haloarten angeht), halte sie aber auf den ersten Blick für sehr plausibel. Dennoch möchte ich deine Erklärungen durch einen weiteren, möglicherweise nicht unerheblichen Effekt, ergänzen.
Beim Lesen von Claudias Frage kam mir zumindest als erstes in den Sinn, dass der Entfernungseindruck durchaus mit der Entfernung der Kristalle zu tun haben kann. Da sich Claudia scheinbar sehr nahe an der Obergrenze des von Eiskristallen erfüllten Raumes befand, müssten sich der Logik nach mehr Eiskristalle neben ihr, als über ihr befunden haben. Daraus folgt, dass die Haloerscheinungen, die entlang und unterhalb der Horizontlinie auftraten, auf einen größeren mit Eiskristallen ausgefüllten Raum zurückgreifen konnten, als die Halos oberhalb der Horizontlinie. Bei einem Blick schräg nach unten, tragen also wesentlich mehr Eiskristalle zur Haloentstehung bei.
Nun ist es ja so, dass sich der Lichteffekt einer Haloerscheinung um so mehr verstärkt, je mehr Kristalle sich "erzeugenderweise" hintereinander befinden. Dabei sind es vor allem die weiter entfernten Kristalle, die zur "Klarheit" des Halos beitragen, da hier wesentlich mehr Lichtpunkte die Erscheinung ausfüllen, als in unmittelbarer Nähe zum Auge.
Ich hab zwar noch nie ein derartiges Eisnebel-/Polarschnee-Phänomen beobachten können, möchte aber dennoch behaupten, dass ein Beobachter unter diesen Umständen die Halos subjektiv dorthin platziert, wo er ihre klarste Ausprägung wahrnimmt. Das geht mir zumindest so, wenn ich eine Lichtsäule oder einen Nebelbogen, verursacht durch Lampenlicht, betrachte. Insbesondere bei Lichtsäulen, die durch flache Schneesterne hervorgerufen werden, hatte ich den Eindruck (sowohl an der Lampe, als auch an der Sonne), dass der kräftigste meist lampen-/sonnennächste Teil der Lichtsäule weiter weg war, als die schwächere durch aufglitzernde Punkte dominierende Teil.
Meiner Meinung nach muss das Aufglitzern der Eiskristalle nicht unbedingt von beiden Augen wahrgenommen werden, um einen Entfernungseindruck der Erscheinung zu bekommen. Durch die Fallbewegung und das dominante Aufglitzern weniger weit entfernter Eiskristalle ergibt sich zwangsweise der subjektive Eindruck, dass sich jene Kristalle und damit die Erscheinung näher befinden. Diese scheinbare Nähe verliert sich, wenn der Lichtpunkteffekt durch die (entferntere) Klarheit der Erscheinung überlagert wird.
So könnte ich mir jedenfalls Claudias Eindruck von den unterschiedlich entfernten Erscheinungen erklären. Nur die Sache mit dem Supralateralbogen passt hier nicht ganz rein, da dieser an sich recht hoch über der Horizontlinie stand, von Claudia aber als scheinbar entfernt wahrgenommen wurde. Vielleicht kann ja Claudia selbst noch etwas dazu sagen...
Es grüßt
Richard
- Claudia Hinz
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Hallo Christian & Richard,
vielen Dank für Eure Antworten.
Christian, das ist ja echt der Wahnsinn, was Du Dir für eine Arbeit gemacht hast! Und dank Deiner ausführlichen Aufbereitung, konnte sogar ich Dir folgen!!! Deine Ausführungen sind für mich auf jeden Fall einleuchtend und ich konnte vieles darin wiedererkennen.
Dennoch denke ich, daß auch Richard recht hat.
Vielleicht hängt das wirklich mit der Anzahl und Entfernung der Kristalle ab, denn der HK erschien mir an den Seiten am nächsten, wo er auch am hellsten war. Wobei ich mit dem "Herumschwirren in Augenhöhe" übrigen nur die Höhe meinte, nicht den Abstand. Aber er erschien halt nicht durchgängig als "Bogen", sondern eben teilweise als sich verbindende Kristallaufhellungen, deshalb der Ausdruck "herumschweben". Ich glaube, dieses Bild gibt den visuellen Eindruck am ehesten wieder.
Wie die räumliche Lage des HK im Vergleich zu Supra- und Infralateralbogen war, kann ich nicht mehr ganz genau sagen. Aber auf jeden Fall an den Seiten erschien er näher als die Bögen im 46°-Bereich.
Auch an das räumliche Verhältnis vom Supralateralbogen zum Infralateralbogen kann ich mich leider überhaupt nicht erinnern. Wahrscheinlich habe ich die ganzen Halos im Sonnenbereich als zu normal empfunden und mich deshalb intensiver mit den anderen beschäftigt.
Mir geht es jetzt so ähnlich, wie Christian nach seiner ersten Lampenhalobeobachtung. Es war ein völlig unvorbereitetes Ereignis, in gewisser Weise auch eine totale Reizüberflutung (hatte ja auch gerade 'ne 24h-Schicht hinter mir) ... und erst im Nachhinein fällt einen ein, auf was man hätte noch alles achten müssen und was man hätte vielleicht besser fotografieren können. Bin jetzt z.B. auch schon mehrmals gefragt wurden, ob ich die Bögen von Hastings gesehen habe, da sie bei diesen Kristallen sehr wahrscheinlich sind. Hastings ... ähm ja ... das wäre echt das allerletzte gewesen, an was ich vor Ort gedacht hätte. Interessant wäre es sicher auch gewesen, ob sich bei Veränderung meiner Beobachtungsposition der dreidimensionale Eindruck geändert hätte, aber im wahrsten Sinne des Wortes war ich wohl wie versteinert ... naja, vielleicht das nächste Mal ...
Zwecks Verteilung der Eiskristalle in der Luft habe ich alle Bilder nochmal durchgeschaut. Der Stratus zog ja aus dem Inntal heraus und kristallisierte an seiner Oberseite vor Ort regelrecht aus. Insofern bin ich mir ziemlich sicher, daß die größte Anzahl der Eiskristalle auch in Höhe der Wolkenobergrenze, also direkt in Augenhöhe und obendrüber zu finden waren.
Ich weiß nicht, ob es von Nutzen ist, aber als Wolfgang mit da war, hat er in Richtung Inntal auf der Nebelsuppe einen Nebelbogen entdeckt. Nicht sehr hell, aber durchaus deutlich zu sehen. Auch das bereitet mir noch gewisse Kopfschmerzen. Wenn der Nebel über dem Inntal aus Wassertröpfchen besteht, wieso fällt er dann oben am Sattel bei Temperaturen um -7°C als schönste Eiskristalle aus. Aber diese Frage hab ich erstmal hintenan gestellt.
Viele Grüße
Claudia
vielen Dank für Eure Antworten.
Christian, das ist ja echt der Wahnsinn, was Du Dir für eine Arbeit gemacht hast! Und dank Deiner ausführlichen Aufbereitung, konnte sogar ich Dir folgen!!! Deine Ausführungen sind für mich auf jeden Fall einleuchtend und ich konnte vieles darin wiedererkennen.
Ups ... ertappt ... bin ich so leicht zu durchschauen????Schließlich hast Du ja darauf abgezielt, mich hier heraus zu fordern.
Bei diesem mir scheinbar am nächstgelegensten Halo ist mir die hohe diffuse Aufteilung der bogenerzeugenden Eiskristalle aufgefallen, wie es auch gut auf dem Bild erkennbar ist.Der Sonnenbogen ist diesem Effekt sehr verwand. Er spiegelt nur, ist damit effektiv noch breiter und erscheint daher noch näher am Auge.
Dennoch denke ich, daß auch Richard recht hat.
Den Parry habe ich nicht wirklich als solchen wahrgenommen, obwohl er auf einigen Bildern drauf zu sein scheint. Aber Deinen Ausführungen nach müßten OBB und UBB gleich weit weg gewesen sein. Das war nicht der Fall. Der OBB war deutlich näher. Vielleicht hängt dieser visuelle Effekt wirklich damit zusammen, daß mir die oberen Eiskristalle näher waren als die unteren.Parrybogen, OBB und UBB spiegeln oder brechen an breiten Flächen. Beide Augen werden berührt, sie wirken sehr nah.
Der 22°-Ring kam mir eigentlich ziemlich normal vor, wobei ich sagen muß, daß er sich in Ausdehnung und Intensität auch am stärksten und schnellsten verändert hat und nur ganz kurze Zeit wirklich hell und vollständig war.Der 22° Ring nähert sich bei 12 Uhr und 6 Uhr dem Auge und entfernt sich bei 3 und 9 Uhr. Er wirkt ziemlich verbogen.
Also der visuelle Eindruck war auf jeden Fall da. Ich weiß noch, daß mir durch den Kopf ging, daß der HK wie eine elliptische Kometenbahn erscheint und er zusammen mit Untersonnenbogen und Wegeners (die im Gegensonnenbereich räumlich gesehen noch vor dem HK gelegen haben) mich an einen länglichen Käfig erinnerten.Der Horizontalkreis besteht aus mehreren Effekten und hat daher kaum ortbare Tiefe, er erscheint überall (eigentlich aber kaum direkt vor dem Auge, vielleicht täuschst du dich da, Claudia)
Vielleicht hängt das wirklich mit der Anzahl und Entfernung der Kristalle ab, denn der HK erschien mir an den Seiten am nächsten, wo er auch am hellsten war. Wobei ich mit dem "Herumschwirren in Augenhöhe" übrigen nur die Höhe meinte, nicht den Abstand. Aber er erschien halt nicht durchgängig als "Bogen", sondern eben teilweise als sich verbindende Kristallaufhellungen, deshalb der Ausdruck "herumschweben". Ich glaube, dieses Bild gibt den visuellen Eindruck am ehesten wieder.
Wie die räumliche Lage des HK im Vergleich zu Supra- und Infralateralbogen war, kann ich nicht mehr ganz genau sagen. Aber auf jeden Fall an den Seiten erschien er näher als die Bögen im 46°-Bereich.
Auch an das räumliche Verhältnis vom Supralateralbogen zum Infralateralbogen kann ich mich leider überhaupt nicht erinnern. Wahrscheinlich habe ich die ganzen Halos im Sonnenbereich als zu normal empfunden und mich deshalb intensiver mit den anderen beschäftigt.
Mir geht es jetzt so ähnlich, wie Christian nach seiner ersten Lampenhalobeobachtung. Es war ein völlig unvorbereitetes Ereignis, in gewisser Weise auch eine totale Reizüberflutung (hatte ja auch gerade 'ne 24h-Schicht hinter mir) ... und erst im Nachhinein fällt einen ein, auf was man hätte noch alles achten müssen und was man hätte vielleicht besser fotografieren können. Bin jetzt z.B. auch schon mehrmals gefragt wurden, ob ich die Bögen von Hastings gesehen habe, da sie bei diesen Kristallen sehr wahrscheinlich sind. Hastings ... ähm ja ... das wäre echt das allerletzte gewesen, an was ich vor Ort gedacht hätte. Interessant wäre es sicher auch gewesen, ob sich bei Veränderung meiner Beobachtungsposition der dreidimensionale Eindruck geändert hätte, aber im wahrsten Sinne des Wortes war ich wohl wie versteinert ... naja, vielleicht das nächste Mal ...
Zwecks Verteilung der Eiskristalle in der Luft habe ich alle Bilder nochmal durchgeschaut. Der Stratus zog ja aus dem Inntal heraus und kristallisierte an seiner Oberseite vor Ort regelrecht aus. Insofern bin ich mir ziemlich sicher, daß die größte Anzahl der Eiskristalle auch in Höhe der Wolkenobergrenze, also direkt in Augenhöhe und obendrüber zu finden waren.
Ich weiß nicht, ob es von Nutzen ist, aber als Wolfgang mit da war, hat er in Richtung Inntal auf der Nebelsuppe einen Nebelbogen entdeckt. Nicht sehr hell, aber durchaus deutlich zu sehen. Auch das bereitet mir noch gewisse Kopfschmerzen. Wenn der Nebel über dem Inntal aus Wassertröpfchen besteht, wieso fällt er dann oben am Sattel bei Temperaturen um -7°C als schönste Eiskristalle aus. Aber diese Frage hab ich erstmal hintenan gestellt.
Viele Grüße
Claudia
- Richard Löwenherz
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- Registriert: 5. Dez 2005, 01:22
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Hallo Claudia,
den letzten Absatz deiner Antwort finde ich ja höchst interessant. Das muß ich jetzt erst mal verdauen, daß da gleichzeitig noch ein Nebelbogen war...
Dennoch denke ich, daß weitaus mehr Eiskristalle schräg unter dir, als schräg über dir waren, da einerseits der UBB auf deinen Bildern heller und schärfer ist, als der OBB, andererseits auch der 22°-Ring auf einigen Bildern im unteren Segment deutlicher erscheint, als oben. Andererseits stelle ich mir deine Beobachtungssituation auch so vor, dass der dich umgebende Stratus unterschiedlich dicht war und hin und wieder eine Schwade etwas höher reichte oder in größerer Entfernung mehr Eiskristalle mit sich trug, als vielleicht gerade vor Ort. Insgesamt also eine sehr veränderliche Situation, so daß man wohl kaum von homogenen Bedingungen ausgehen kann.
Ich finde es daher schwer, hier noch genauere Aussagen zu treffen. Das Gesagte erscheint schon recht zutreffend - trotz kleiner Unstimmigkeiten...
Richard
den letzten Absatz deiner Antwort finde ich ja höchst interessant. Das muß ich jetzt erst mal verdauen, daß da gleichzeitig noch ein Nebelbogen war...
Dennoch denke ich, daß weitaus mehr Eiskristalle schräg unter dir, als schräg über dir waren, da einerseits der UBB auf deinen Bildern heller und schärfer ist, als der OBB, andererseits auch der 22°-Ring auf einigen Bildern im unteren Segment deutlicher erscheint, als oben. Andererseits stelle ich mir deine Beobachtungssituation auch so vor, dass der dich umgebende Stratus unterschiedlich dicht war und hin und wieder eine Schwade etwas höher reichte oder in größerer Entfernung mehr Eiskristalle mit sich trug, als vielleicht gerade vor Ort. Insgesamt also eine sehr veränderliche Situation, so daß man wohl kaum von homogenen Bedingungen ausgehen kann.
Ich finde es daher schwer, hier noch genauere Aussagen zu treffen. Das Gesagte erscheint schon recht zutreffend - trotz kleiner Unstimmigkeiten...
Richard
-
Karl Kaiser
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- Registriert: 9. Mär 2004, 08:33
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Nebelbogen
Liebe Claudia, lieber Wolfgang!
Auch von mir die besten Glückwünsche zu eurer Sichtung!
Mich erinnert dieses Phänomen sehr an die Sichtung von Frau Fuhrberg in Saalbach-Hinterglemm. Auffallend aber, dass damals der Parrybogen ausgesprochen deutlich sichtbar war. Sie hat damals leider nur in Richtung zur Sonne hin fotografiert, hier waren die Erscheinungen ja auch am eindrucksvollsten und für sie auffällig.
Noch ein Gedanke zum gleichzeitig überm Inntal sichtbaren Nebelbogen, der für mich nicht so außergewöhnlich ist. Bei den von euch angegebenen doch eher bescheidenen Minusgraden bedarf es natürlich für die Ausbildung der Kristalle entsprechender Keime, die anscheinend bevorzugt im Kontaktbereich Stratus - Berghänge vorhanden waren, nicht oder nicht in großen Mengen in größeren Höhen direkt überm Talboden (was aber nicht bewiesen ist). Gleichzeitig Nebel und Eiskristalle in der Luft schließen sich sicher nicht aus, sodass Haloerscheinungen mit auftretendem Nebelbogen durchaus nebeneinander bestehen können. Schließlich erinnere mich an Bodennebelschwaden mit nur einem kleinen Anteil an Eiskristallen bei minus 22,7°C. Ich konnte damals eine Venusaureole fotografieren und nach Sonnenaufgang einige Eiskristalle im Nebel glitzern sehen.
Wünsche euch allen noch einen schönen Abend, einen angenehmen Sonntag und eine ruhige letzte Adventwoche.
Beste Grüße aus Schlägl von
Karl
Auch von mir die besten Glückwünsche zu eurer Sichtung!
Mich erinnert dieses Phänomen sehr an die Sichtung von Frau Fuhrberg in Saalbach-Hinterglemm. Auffallend aber, dass damals der Parrybogen ausgesprochen deutlich sichtbar war. Sie hat damals leider nur in Richtung zur Sonne hin fotografiert, hier waren die Erscheinungen ja auch am eindrucksvollsten und für sie auffällig.
Noch ein Gedanke zum gleichzeitig überm Inntal sichtbaren Nebelbogen, der für mich nicht so außergewöhnlich ist. Bei den von euch angegebenen doch eher bescheidenen Minusgraden bedarf es natürlich für die Ausbildung der Kristalle entsprechender Keime, die anscheinend bevorzugt im Kontaktbereich Stratus - Berghänge vorhanden waren, nicht oder nicht in großen Mengen in größeren Höhen direkt überm Talboden (was aber nicht bewiesen ist). Gleichzeitig Nebel und Eiskristalle in der Luft schließen sich sicher nicht aus, sodass Haloerscheinungen mit auftretendem Nebelbogen durchaus nebeneinander bestehen können. Schließlich erinnere mich an Bodennebelschwaden mit nur einem kleinen Anteil an Eiskristallen bei minus 22,7°C. Ich konnte damals eine Venusaureole fotografieren und nach Sonnenaufgang einige Eiskristalle im Nebel glitzern sehen.
Wünsche euch allen noch einen schönen Abend, einen angenehmen Sonntag und eine ruhige letzte Adventwoche.
Beste Grüße aus Schlägl von
Karl
-
Alexander Haußmann
- Beiträge: 1161
- Registriert: 6. Mär 2006, 13:39
- Wohnort: Hörlitz / Dresden
Hallo Claudia, Christian, Richard & Karl,
zu Euren Ausführungen möchte ich noch ergänzen, daß man bei der dreidimensionalen Wahrnehmung von Halos die Beugungsaufweitung des aus dem Kristall austretenden Lichtes mit berücksichtigen muß (siehe Gislén and Mattsson: "Observations and simulations of some divergent-light halos", Applied Optics 42 (2003), 4269-4279). Im Gegensatz zur Strahlenoptik geht also keine Linie vom Kristall zum Auge, sondern ausgehend vom Kristall öffnet sich eine "Tüte" (Kegel bzw. Raumwinkelbereich), deren Öffnungswinkel mit abnehmender Kristallgröße zunimmt. Je nach Entfernung vom Kristall kann der Beugungsfleck groß genug sein, daß beide Augen simultan Licht von einem submillimetergroßen Kristall empfangen. Die Entfernung dieser (näherungsweisen) Punktquelle kann dann - auch im Fall ideal parallelen Sonnenlichtes - durch stereoskopisches Sehen bestimmt werden. Im Minnaert ist auf Seite 285 (deutsche Ausgabe 1992) in einem kurzen Absatz erwähnt, daß die Kristalle geortet werden konnten, allerdings bezog sich diese Beobachtung auf einen 22°-Ring in divergentem Licht, d. h. also eine "Minnaert-Zigarre".
Wie von Richard aber schon bemerkt, müssen Entfernungseindruck einer Haloerscheinung und die Entfernung der erzeugenden Kristalle nicht dasselbe sein, zumal die Kristallentfernung in einem sehr weiten Bereich variieren kann. Am 8. Januar 2006 habe ich in Eisnebel den oberen und unteren Berührungsbogen sehen können, der untere unterhalb des Horizontes und dadurch lediglich von wenigen, deutlich bewegten Kristallen als "Glitzern" erkennbar. Dadurch hatte ich den Eindruck, daß der Halo irgendwo zwischen der Position meiner Augen und dem Punkt, an dem die Sichtlinie die Schneeoberfläche durchsticht, liegt (also an den Kristallpositionen). Der obere Berührungsbogen schien hingegen genauso weit weg zu sein wie in üblichem Cirrus (was den klaren Teil betraf), hinzu kam ein Glitzern durch herumwirbelde Eiskristalle in Augennähe, die wiederum stereoskopisch geortet werden konnten. Allerdings hatte ich auch noch nie die Gelegenheit, ein komplexeres Eisnebelphänomen zu beobachten und weiß daher aus eigener Erfahrung nichts über den unterschiedlichen Entfernungseindruck verschiedener Haloerscheinungen.
Christians Theorie, daß in Richtung der Augenverbindungslinie ausreichend lange Kristalle geortet werden könne, weil das (im Rahmen der Strahlenoptik) gestreute Licht beide Augen erreicht, stehe ich etwas skeptisch gegenüber. Die ausfallenden Strahlen sind wiederum parallel (bzw. so divergent wie das einfallende Sonnenlicht), ein stereoskopischer Raumeindruck entsteht aber gerade dadurch, daß die beiden Strahlen einen bestimmten Winkel zueinander aufweisen. Wenn man vom langen Kristall den Mittelteil entfernt, hätte man mit den nun getrennten, aber gleich ausgerichteten Teilen (im Rahmen der Strahlenoptik) den gleichen Seheindruck. Ebenso könnten zwei unabhängige Kristalle bei bestimmten Orientierungen das Licht derart zu den beiden Augen streuen, daß sich aus dem Winkel zwischen den Strahlen eine stereoskopische Entfernungsortung ergibt, die nichts mit der tatsächlichen Kristallentfernung zu tun hat (und sogar auf der anderen Kopfseite liegen könnte, falls die Wahrnehmungspsychologie das zulassen würde). Dies entspricht den bekannten Stereobildern, bei welchem jedem Auge nur das gezeigt wird, was es bei der Wahrnehmung des räumlichen Objektes sehen würde. Möglicherweise mitteln sich solche Effekte statistisch durch die schwankenden Orientierungen der Kristalle auch heraus.
Ich habe also ingesamt auch keine schlüssige Gesamttheorie, warum manche Halos näher erscheinen und andere weiter entfernt, und kann daher nur spekulieren. Möglichweise könnte man ja eine Art "Beobachtungsempfehlung" für solche Fälle entwickeln und herausgeben. Falls der Raumeindruck doch etwas mit den langen Kristallseiten zu tun hat, könnte es hilfreich sein, den Kopf zur Seite zu drehen und so die Verbindungslinie der Augen senkrecht zu stellen. Vielleicht verändert sich dann die Wahrnehmung. Falls jemand zwei gleiche Kameras hat, könnte man auch Stereoaufnahmen machen, indem beide Kameras auf eine Schiene montiert und gleichzeitig ausgelöst werden (noch eleganter wäre freilich eine echte Stereokamera). Wegen der Seltenheit solcher Phänomene (bzw. der Einschränkung auf bestimmte geographische Orte) könnten hier bestimmt noch einige unbekannte Effekte entdeckt werden.
Viele Grüße,
Alex.
zu Euren Ausführungen möchte ich noch ergänzen, daß man bei der dreidimensionalen Wahrnehmung von Halos die Beugungsaufweitung des aus dem Kristall austretenden Lichtes mit berücksichtigen muß (siehe Gislén and Mattsson: "Observations and simulations of some divergent-light halos", Applied Optics 42 (2003), 4269-4279). Im Gegensatz zur Strahlenoptik geht also keine Linie vom Kristall zum Auge, sondern ausgehend vom Kristall öffnet sich eine "Tüte" (Kegel bzw. Raumwinkelbereich), deren Öffnungswinkel mit abnehmender Kristallgröße zunimmt. Je nach Entfernung vom Kristall kann der Beugungsfleck groß genug sein, daß beide Augen simultan Licht von einem submillimetergroßen Kristall empfangen. Die Entfernung dieser (näherungsweisen) Punktquelle kann dann - auch im Fall ideal parallelen Sonnenlichtes - durch stereoskopisches Sehen bestimmt werden. Im Minnaert ist auf Seite 285 (deutsche Ausgabe 1992) in einem kurzen Absatz erwähnt, daß die Kristalle geortet werden konnten, allerdings bezog sich diese Beobachtung auf einen 22°-Ring in divergentem Licht, d. h. also eine "Minnaert-Zigarre".
Wie von Richard aber schon bemerkt, müssen Entfernungseindruck einer Haloerscheinung und die Entfernung der erzeugenden Kristalle nicht dasselbe sein, zumal die Kristallentfernung in einem sehr weiten Bereich variieren kann. Am 8. Januar 2006 habe ich in Eisnebel den oberen und unteren Berührungsbogen sehen können, der untere unterhalb des Horizontes und dadurch lediglich von wenigen, deutlich bewegten Kristallen als "Glitzern" erkennbar. Dadurch hatte ich den Eindruck, daß der Halo irgendwo zwischen der Position meiner Augen und dem Punkt, an dem die Sichtlinie die Schneeoberfläche durchsticht, liegt (also an den Kristallpositionen). Der obere Berührungsbogen schien hingegen genauso weit weg zu sein wie in üblichem Cirrus (was den klaren Teil betraf), hinzu kam ein Glitzern durch herumwirbelde Eiskristalle in Augennähe, die wiederum stereoskopisch geortet werden konnten. Allerdings hatte ich auch noch nie die Gelegenheit, ein komplexeres Eisnebelphänomen zu beobachten und weiß daher aus eigener Erfahrung nichts über den unterschiedlichen Entfernungseindruck verschiedener Haloerscheinungen.
Christians Theorie, daß in Richtung der Augenverbindungslinie ausreichend lange Kristalle geortet werden könne, weil das (im Rahmen der Strahlenoptik) gestreute Licht beide Augen erreicht, stehe ich etwas skeptisch gegenüber. Die ausfallenden Strahlen sind wiederum parallel (bzw. so divergent wie das einfallende Sonnenlicht), ein stereoskopischer Raumeindruck entsteht aber gerade dadurch, daß die beiden Strahlen einen bestimmten Winkel zueinander aufweisen. Wenn man vom langen Kristall den Mittelteil entfernt, hätte man mit den nun getrennten, aber gleich ausgerichteten Teilen (im Rahmen der Strahlenoptik) den gleichen Seheindruck. Ebenso könnten zwei unabhängige Kristalle bei bestimmten Orientierungen das Licht derart zu den beiden Augen streuen, daß sich aus dem Winkel zwischen den Strahlen eine stereoskopische Entfernungsortung ergibt, die nichts mit der tatsächlichen Kristallentfernung zu tun hat (und sogar auf der anderen Kopfseite liegen könnte, falls die Wahrnehmungspsychologie das zulassen würde). Dies entspricht den bekannten Stereobildern, bei welchem jedem Auge nur das gezeigt wird, was es bei der Wahrnehmung des räumlichen Objektes sehen würde. Möglicherweise mitteln sich solche Effekte statistisch durch die schwankenden Orientierungen der Kristalle auch heraus.
Ich habe also ingesamt auch keine schlüssige Gesamttheorie, warum manche Halos näher erscheinen und andere weiter entfernt, und kann daher nur spekulieren. Möglichweise könnte man ja eine Art "Beobachtungsempfehlung" für solche Fälle entwickeln und herausgeben. Falls der Raumeindruck doch etwas mit den langen Kristallseiten zu tun hat, könnte es hilfreich sein, den Kopf zur Seite zu drehen und so die Verbindungslinie der Augen senkrecht zu stellen. Vielleicht verändert sich dann die Wahrnehmung. Falls jemand zwei gleiche Kameras hat, könnte man auch Stereoaufnahmen machen, indem beide Kameras auf eine Schiene montiert und gleichzeitig ausgelöst werden (noch eleganter wäre freilich eine echte Stereokamera). Wegen der Seltenheit solcher Phänomene (bzw. der Einschränkung auf bestimmte geographische Orte) könnten hier bestimmt noch einige unbekannte Effekte entdeckt werden.
Viele Grüße,
Alex.
- Christian Fenn
- Moderator
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- Registriert: 20. Jan 2004, 21:21
- Wohnort: Hammelburg, Unterfranken in Bayern
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Gut, dann machen wir uns eben an die Arbeit.
Statistisch gesehen, müßten in zwei Monante bei uns ja wieder Eisnebel sein
Leider habe ich keine zwei Kameras, aber die Sache mit seitlich schauen ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Allerdings darf man bei unseren Eisnebeln nicht übersehen, dass wir hier dann auch divergierendes Licht haben.
Trotzdem, beim nächsten mal weiß man wieder mehr, worauf man achten muss.
Statistisch gesehen, müßten in zwei Monante bei uns ja wieder Eisnebel sein
Leider habe ich keine zwei Kameras, aber die Sache mit seitlich schauen ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Allerdings darf man bei unseren Eisnebeln nicht übersehen, dass wir hier dann auch divergierendes Licht haben.
Trotzdem, beim nächsten mal weiß man wieder mehr, worauf man achten muss.
-
Till Credner
- Beiträge: 100
- Registriert: 17. Jan 2004, 13:45
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3D-Effekt auf Fotos
Hallo Claudia,
wirklich tolle Beobachtungen sind euch da gelungen. Einen weiteren Aspekt
würde ich gerne noch zur Diskussion hinzufügen. Wie ich finde, kann man
deinen visuellen 3D-Eindruck auch anhand der Fotos nachvollziehen.
Der Diamond-Dust Effekt tritt ja nur auf, wenn die Eiskristalle nah am
Beobachter dran sind. Bei dir sind sie zum Teil sogar so nah, dass die
Kamera die Leuchtkristalle gar unscharf abbildet:
http://www.glorie.de/061211/image15.html
http://www.glorie.de/061211/image26.html
Je weiter entfernt die Kristalle sind, desto diffuser wird die Haloerscheinung,
bis schließlich gar keine Leuchtpunkte mehr zu sehen sind:
Gegensonne:
http://www.glorie.de/061211/image13.html
In einem Bild lässt sich dies ganz gut vergleichen:
http://www.glorie.de/061211/image11.html
Oberer Berührungsbogen und 22-Grad-Halo erscheinen mit viel
Diamond-Dust, also eher nah. Der Horizontalkreis ist diffuser,
also weiter weg.
Ich finde, dass sich dies recht gut mit deinen Erinnerungen deckt.
Daher denke ich schon, dass dies ein reeller Entfernungseffekt ist.
Übrigens könnte man auch durch die Bewegung der Kristalle visuell
zu einem Entfernungseindruck kommen, selbst einäugig. Nah vorbei
fliegende Kristalle haben größere scheinbare Geschwindigkeiten
(Winkelgeschwindigkeiten) als weiter entfernte Kristalle. Den Effekt
benutzt man bei nahen Sternhaufen zur Entfernungsbestimmung.
Dieser Effekt tritt sicherlich bei Deiner Beobachtung auf. Ob er aber
allein für den 3D-Eindruck verantwortlich ist kann ich nicht sagen.
Vielleicht kann man ja doch den ein oder anderen Kristall
stereoskopisch mit beiden Augen sehen.
Beste Grüße,
Till
wirklich tolle Beobachtungen sind euch da gelungen. Einen weiteren Aspekt
würde ich gerne noch zur Diskussion hinzufügen. Wie ich finde, kann man
deinen visuellen 3D-Eindruck auch anhand der Fotos nachvollziehen.
Der Diamond-Dust Effekt tritt ja nur auf, wenn die Eiskristalle nah am
Beobachter dran sind. Bei dir sind sie zum Teil sogar so nah, dass die
Kamera die Leuchtkristalle gar unscharf abbildet:
http://www.glorie.de/061211/image15.html
http://www.glorie.de/061211/image26.html
Je weiter entfernt die Kristalle sind, desto diffuser wird die Haloerscheinung,
bis schließlich gar keine Leuchtpunkte mehr zu sehen sind:
Gegensonne:
http://www.glorie.de/061211/image13.html
In einem Bild lässt sich dies ganz gut vergleichen:
http://www.glorie.de/061211/image11.html
Oberer Berührungsbogen und 22-Grad-Halo erscheinen mit viel
Diamond-Dust, also eher nah. Der Horizontalkreis ist diffuser,
also weiter weg.
Ich finde, dass sich dies recht gut mit deinen Erinnerungen deckt.
Daher denke ich schon, dass dies ein reeller Entfernungseffekt ist.
Übrigens könnte man auch durch die Bewegung der Kristalle visuell
zu einem Entfernungseindruck kommen, selbst einäugig. Nah vorbei
fliegende Kristalle haben größere scheinbare Geschwindigkeiten
(Winkelgeschwindigkeiten) als weiter entfernte Kristalle. Den Effekt
benutzt man bei nahen Sternhaufen zur Entfernungsbestimmung.
Dieser Effekt tritt sicherlich bei Deiner Beobachtung auf. Ob er aber
allein für den 3D-Eindruck verantwortlich ist kann ich nicht sagen.
Vielleicht kann man ja doch den ein oder anderen Kristall
stereoskopisch mit beiden Augen sehen.
Beste Grüße,
Till
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