Frage zur Sichtbarkeit der ISS

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Bertram Radelow
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Frage zur Sichtbarkeit der ISS

Beitrag von Bertram Radelow » 19. Aug 2011, 08:13

liebe Nachtmenschen (ich bin ja mehr der Tagesgucker),

ich dachte, ich hätte die ISS sicher schon oft gesehen, aber das war wohl ein Irrtum. Letzten Mittwoch war es wohl das erste Mal wirklich die ISS in meinem Blickfeld.
Sichtung Mittwoch Abend ziemlich genau gegen 22°° MESZ in Davos, Schweiz, Flugbahn von ca. SW, dann passierte sie zeimlich genau den Polarstern (ich musste erst nachdenken wie das gehen kann) und flog dann - äh, ja, wohin denn - vom Polarstern aus geht jede Richtung nach Süden 8) , natürlich geradeaus weiter... :)

Die Helligkeit war ENORM (erheblich heller als Venus/Sirius/Jupiter), und hinter dem Polarstern standen wohl ein paar Kollektoren günstig und die Helligkeit nahm für ein paar Sekunden noch einmal schwer beeindruckend zu. Man konnte sich direkt vorstellen, dass es möglich sein könnte, mit grossen Spiegeln die Erde zu beleuchten.

Aber was mich am meisten verwunderte: Sieht man die ISS flächig, also sicher als "deutlich breiter als ein Punkt"?

Bertram

helmut prekel
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Beitrag von helmut prekel » 19. Aug 2011, 09:45

Hallo Bertram,

ein wenig klingt Deine Sichtung nach einem Iridium-Flare, aber einen direkten Sonnenlicht-Reflex von einem Solarpanel der ISS halte ich auch für möglich.

Der maximale Winkeldurchmesser der ISS beträgt meines Wissens etwa
eine Bogenminute, das entspricht etwa dem Auflösungsvermögen des Auges und wäre demnach zu klein, um einen flächigen Eindruck zu erzeugen.

Eine Webseite, auf der Du Dich sehr gut standortabhängig über die Sichtbarkeit von Satelliten erkundigen kannst, ist übrigens
www.calsky.com (natürlich auch über viele astronomische Erscheinungen) Sehr zu empfehlen !

Viele Grüße

Helmut

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Bertram Radelow
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Beitrag von Bertram Radelow » 19. Aug 2011, 09:54

hi Helmut,

ein Iridium-Flare war es nicht, die kenne ich (schon vier oder fünf gesehen). Vor allem war die ISS (so sie es war) ja von Grund auf beinahe so hell wie der Iridium-Flare im Bereich des höchsten Helligkeit. Der "Punkt" war mindestens so hell wie die Echo-Satelliten vor 50 Jahren (meiner Erinnerung nach).

Den Eindruck der Flächigkeit hatten übrigens alle drei Beobachter. Gut, nicht so gross, dass man Details erkannt hat, aber es war eben mehr als ein Punkt oder sonstiger Satellit.

Bertram

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Mathias Levens
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Beitrag von Mathias Levens » 19. Aug 2011, 14:45

Hallo Bertram,
waren denn bei der Beobachtung ein paar Zirren am Himmel?
Die sieht man am dunklen Himmel kaum.
Ich könnte mir vorstellen das durch die Schleierwolken das Licht von der ISS flächiger erscheint. Bei Wolkenfeldern würden sich auch die Helligkeitsschwankungen erklären.

Ich habe vorgesten die ISS flächig (also mit Solarpaneelen) beobachten können, allerdings nur bei 100facher Vergrößerung am Teleskop und dank einer Montierung die rasant auf die Raumstation nachgeführt hat.

Beste Grüße
Mathias

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Bertram Radelow
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Beitrag von Bertram Radelow » 19. Aug 2011, 15:48

hi Mathias,

hast Du sie auch gegen 22°° gesehen? "...nur mit 100facher..." - mit dem unbewaffneten Auge wirst Du sie wohl auch gesehen haben?

Cirrus etc.: wer weiss... aber die anderen Sterne haben "normal" ausgesehen. Es war eigentlich klarer Himmel.

Ich habe mich mal schlau gemacht:
Heute ist sie hier für 21:35 mit -2,8mag angesagt
Samstag 20:36 mit -3,8mag - das ist doch schon mal was.
Leider kann man auf der oben verlinkten Seite die Daten nicht rückwirkend erfahren.

Bertram

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Mathias Levens
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Beitrag von Mathias Levens » 19. Aug 2011, 16:08

:)

Jep, mit bloßen Auge habe ich die Station auch gesehen, aber halt nicht flächig.
War gegen 21.50 Uhr und für uns hier in Hannover war die Flugbahn im Süden.

Grüße
Mathias

Matthias Speck
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Beitrag von Matthias Speck » 19. Aug 2011, 17:48

Hallo Bertram,

am Mittwoch kurz vor 22:00Uhr gab es für Davos(Schweiz) einen ISS-Überflug, und die kam wie du beobachtest hast, aus SW. Sie passierte den Zenit und verschwandt dann im NO. Den hellen Stern, an der sie vorbei flog war aber nicht Polaris(Polarstern), sondern der Stern "Wega" im Sternbild Leier. Wega stand zu dieser Zeit fast im Zenit und ist recht hell.

Wenn ich die Gelegenheit habe, dann schaue ich mir die ISS gern im Dobson an, mit dieser Art von Teleskop läßt sie sich recht leich verfolgen. Allerdings sollte man dabei nicht zu hoch vergrößern, dabei verliert man sie oft aus dem Blickfeld.

Grüsse,
Matthias

Ups ... mein erster Beitrag hier. Hallo an Alle!
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Bertram Radelow
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Beitrag von Bertram Radelow » 19. Aug 2011, 21:01

hi Matthias,

erster Beitrag - da fühle ich mich ja geehrt :) ... und btw: natürlich erst einmal Willkommen!

Wega und Polaris kann ich schon recht gut auseinanderhalten, vor allem ist der Polaris bei uns ja im Gegensatz zur Wega eher selten im Zenit 8)... Ich weiss nicht, wie genau die Software ist, mit der Du das überprüft hast, aber 'unsere' ISS flog bei weitem nicht durch den Zenit, sondern 45°, höchstens 60° hoch durch den Himmel. SW nach NO passt natürlich, aber es ist ein nettes "philosophisches" (oder auch nur geometrisches) Problem, wohin ein Objekt fliegt, wenn es den Polaris ziemlich genau passiert...

Heute hat es nicht geklappt (Gewittertürme), aber morgen versuche ich es wieder.

Bertram

Anja Verhöfen
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Beitrag von Anja Verhöfen » 19. Aug 2011, 22:49

Hallo Bertram,

calsky.com zeigt Dir auch für Deinen Standort, wann und wie die ISS über Deinen Standort fliegt. Du musst nur Deinen Standort angeben. Wird dort gut erläutert. Ich nutze diese Seite auch.

Ich konnte mich mit calsky.com schon gut auf bevorstehende ISS-Sichtungen vorbereiten.

Liebe Grüße

Anja

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Christian Mencke
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Beitrag von Christian Mencke » 20. Aug 2011, 05:19

Ein gutes Programm für sowas ist übrigens Stellarium.
Da kann man aus einer großen Anzahl von Standorten auswählen oder auch einen eigenen eingeben. Man kann außerdem auch in die Vergangeheit reisen.

wolfgang hamburg
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Beitrag von wolfgang hamburg » 20. Aug 2011, 07:56

Moin moin,

ich nutze neben Stellarium auch oft www.heavens-above.com, dort kann man sich alles mögliche auch für entferntere Zeiten und Orte ansehen.
@Bertram: Du hast diesen Überflug gesehen und der ging für Deinen Standort(Davos) "fast" durch Polaris:
http://www.heavens-above.com/PassDetail ... 8301072454

@Matthias Speck: Bei Dir ging der gleiche Überflug durchs Zenit:
http://www.heavens-above.com/PassDetail ... 8301529398
Da sieht man was 2,5° Breitenunterschied ausmachen.

Bei mir wird die ISS nie im Zenit geschweige denn an Polaris vorbeifliegen:
http://www.heavens-above.com/PassDetail ... .830782581

Jedenfalls sind ISS Überflüge was schönes und rufen bei Stadtleuten immer ein "Ohh", "Ahh", WTF(bei den Nerds) oder "Huch, was ist das denn?" hervor.

Grüße wolfgang

Matthias Speck
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Beitrag von Matthias Speck » 20. Aug 2011, 08:18

Guten Morgen!

Ich war mir recht sicher, bei CalSky auf Davos umgestellt zu haben. Ist ja auch egal, der Überflug war ja schon vor ein paar Tagen. In den nächsten Tagen haben wir mindestens einmal am Abend einen Überflug, der beobachtet werden kann. Mal sehen, wie das Wetter mitspielt. Ich hoffe nur, dass der Himmel klar bleibt, wir schlagen heute noch auf'n ATB-Gelände auf und bleiben dort eine ganze Woche. Astrocamping pur.

Grüsse,
Matthias
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Beitrag von Anja Verhöfen » 20. Aug 2011, 09:05

Moin Matthias,

ich konnte Calsky auf Albena, Bulgarien umstellen. Ich hatte mir für die Zeit, die ich in Bulgarien war, die Durchgänge der ISS ausgedruckt und konnte sie dort wunderbar beobachten. Calsky hatte sogar auf das Hotel, wo ich war, einstellen können.

Grüße

Anja

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Bertram Radelow
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Beitrag von Bertram Radelow » 20. Aug 2011, 22:13

heute 20:35 war nix. Es war aber noch sehr hell.

@Anja:
da ich eine eigene "echte" IP habe, ermittelt Calsky meinen Standaort Davos von alleine.

LG

Bertram

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Heiko Ulbricht
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Beitrag von Heiko Ulbricht » 20. Aug 2011, 23:14

Hallo,

wer noch Interesse hat, hier ein sehr gutes Programm zur Anzeige der Bahnkurve der ISS (und hunderter anderer Satelliten):

http://www.stoff.pl

Das Programm Orbitron ist eines der umfangreichsten (und auch optisch) anspruchsvollsten, dass ich kenne. Entwickelt wurde es von Sebastian Stoff aus Polen, der es für Funkamateure zur Antennennachführung entwickelte. Neben wunderschönen Karten der Erdoberfläche kann man sich nahezu alles ansehen, was oben "herum" fliegt. Molnija, Astra, ISS, sämtliche Afu-Satelliten, Iridium-Flares und, und, und...

Nach Eingabe der Koordinaten des Standortes (Locator oder L./B.) kann man sich alle Überlugdaten als Tabelle ausgeben lassen. Nach vorherigen weiteren Eingaben, wie Sonnenhöhe, ob beleuchtet oder nicht. Aktualisieren kann man die TLE-Daten gleich aus dem Programm über Netz heraus. Anzeige der Hörbarkeitszone für Afu ist ebenso möglich.

Viel Spaß beim Erforschen! (Bissl fühlt man sich wie in der Flugleitkontrolle...)

Grüße
Heiko

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Hermann Koberger
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Beitrag von Hermann Koberger » 21. Aug 2011, 09:49

Hallo Bertram,

genau diesen Überflug der ISS am 17.08. um ca 21:53 bis 21:58 MESZ hab ich aufgenommen.
Und genau so wie Du beschrieben hast ist auch ein kräftiger Flash über dem Osthorizont zu sehen.
Bislang hatte ich einen Flash an der ISS so auch noch nie beobachtet.

Bild

Viele Grüsse
Hermann

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Bertram Radelow
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Beitrag von Bertram Radelow » 21. Aug 2011, 16:12

Wow! BINGO!

genau so war es!!

Da denke ich manchmal, Internet ist schon eine tolle Sache!

Danke für das Bild

Bertram

ähm öh - verglichen mit den Sternen auf Deinem Bild sieht die Spur ganz schön breit aus :shock: (wegen meiner Frage im Eröffnungspost).

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Hermann Koberger
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Beitrag von Hermann Koberger » 21. Aug 2011, 18:49

Hallo Bertram,

ja, da hast Du natürlich recht, die Spur ist am Bild auch breiter als das Verhältnis zum Masstab des Objektes.
Das hat eigentlich mehrere Ursachen.

Zunächst mal ist dies bedingt durch die Streuung der Atmosphäre. Bei einem hellen Iridium Flash sieht man das auch mit freiem Auge.
Aber vor allem ist die Aufnahme für die Helligkeit der Spur überbelichtet.
Bei entsprechend reduzierter Empfindlichkeit, welche für die Spurhelligkeit passt, würde man vom Himmel fast nichts mehr sehen.
Bei dem hier eingesetzten 8 mm Fisheye Objektiv kommt dann auch noch eine gewisse, vor allem zum Rand hin verstärkte Verzerrung hinzu.

Und bezügl. Internet hast natürlich absolut recht. Find ich auch echt 8)

Grüsse
Hermann

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Bertram Radelow
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Beitrag von Bertram Radelow » 21. Aug 2011, 19:06

Hallo Hermann,

Danke für die Erklärung. Aber indirekt kann man damit auch sehen, WIE hell die ISS war, wenn ihre Spur trotz Bewegung deutlich überbelichtet ist verglichen mit der langen stationären Belichtung der Sterne.

Bertram

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Beitrag von Hermann Koberger » 21. Aug 2011, 19:26

...ja, man kann in etwa einen Vergleich anstellen.
Der Überflug war eine ungewöhnlich helle Erscheinung und den Flash würde ich sogar auf ca -8 bis -10 mag schätzen.

Grüsse
Hermann

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