Das solare Minimum und sein Einfluss auf die Hochatmosphäre

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StefanK
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Das solare Minimum und sein Einfluss auf die Hochatmosphäre

Beitrag von StefanK » 15. Jul 2010, 18:10

Hallo zusammen,

auf Science@NASA ist ein Beitrag unter dem Titel "A Puzzling Collapse of Earth's Upper Atmosphere" erschienen: http://science.nasa.gov/science-news/sc ... rmosphere/ .

Viele Grüße aus Bonn!

Stefan
Alles über Leuchtende Nachtwolken: http://www.leuchtende-nachtwolken.info/

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Lutz Schenk
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Beitrag von Lutz Schenk » 15. Jul 2010, 20:11

Hallo Stefan,

Danke für den interessanten Link.Allerdings stößt mir in dem Artikel das possible CO2 auf.
In this way he discovered that the thermospheric collapse of 2008-2009 was not only bigger than any previous collapse, but also bigger than the sun alone could explain.

One possible explanation is carbon dioxide (CO2).
Wenn man so etwas publiziert, musste eigentlich auch eine Grafik über den CO2 Gehalt der Thermosphäre dabei sein.

Es wird auch nicht begründet, warum die solare Aktivität allein nicht der Auslöser sein kann.

Es war ja nun ein sehr tiefes, und extrem langes Minimum, die solare Aktivität von einigen Phasen größerer Events abgesehen aber auch schon im SC 23 niedriger wie in den Zyklen zuvor.

Von daher ist ein Dip um 25% für mich auf den ersten Blick nicht so verwunderlich. Aber wissenschaftliche Betrachtunegn auf den ersten Blick oder Bauchgefühl sind leider nicht prüfbar.

Es wird in dem Artikel ja auch auf das "Space-Age" Bezug genommen, es liegen halt keine Vergleichsdaten aus den Zyklen davor vor.

Und gerade die letzten 4 Zyklen seit dem Space-Age waren sehr kräftige, die Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts eher noch mau.

Wieso die da einfach so ohne jeden Beleg und Grafik CO2 aus dem Hut zaubern finde ich nicht nachvollziehbar und fragwürdig.

Aktueller Zeitgeist ? Ein Weg um auch dem amerikanischen Volk die CO2-Problematik auf anderer Weise nahe zu bringen?

Ich habe aber auch keinerlei Ahnung, wieviel und wie schnell CO2 in die Thermosphäre transportiert wird, der Artikel gibt dazu auch keine Hinweise.

Von daher schon eher stochern im Nebel. Allerdings trotzdem interessant, welche Veränderungen man da mittlerweile nachweisen kann, auch wenn man sie noch nicht (wirklich) erklären kann.

Gruß Lutz

Dirk L
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Beitrag von Dirk L » 19. Jul 2010, 04:16

Ich kenne den Autor des zugrunde liegenden Artikels, John Emmert. In der Pressemitteilung fehlen ja so einige Details. John benutzt Satelliten orbital decay daten (von tausenden Satelliten) und bestimmt daraus die Dichte der Thermosphäre über sehr lange Zeiträume (er hat z.B. Sputnik Daten in seinem Modell).

Es gibt Modelle, die diese Dichte ausrechnen können. Diese Modelle nehmen die Sonnenaktivität als Eingabe. Vergleich mit den Daten zeigt dann, dass Sonnenaktivität nicht ausreicht den momentanen Zustand zu erklären. Man kann dann in den Modellen den CO2 Gehalt (in der Mesosphaere - dasselbe CO2 das dort den Greenhaus Effekt erzeugt) künstlich erhöhen, und sehen was passiert.

Was John beschreibt, ist dass die Modelle mit realistisch erhöhten CO2 auch nicht die Daten erklären. Wenn ich mich recht erinnere, macht das CO2 nur ca 10% des beobachteten Defizit aus.

CO2 in der Mesosphaere (60-80 km Höhe) macht Greenhaus Effekt indem es lokal die Atmosphäre kühlt, und die dabei gesammelte Energie als IR Strahlung abtransportiert. Diese Strahlung wärmt den Boden, daher Greenhaus Effekt. Die gekühlte Mesosphaere verdichtet sich etwas, und die darüber liegende Thermosphäre sackt etwas nach unten. In fester Höhe bedeutet das dann eine Dichte Verringerung in der Thermosphäre. Aber wie gesagt: der Hauptpunkt von John's Artikel ist dass dieser CO2 Mechanismus eben bei weitem nicht ausreicht die Daten zu erklären. Irgendetwas findet da statt was wir nicht verstehen, und was in den besten Atmosphären Modellen nicht enthalten ist.

--Dirk L

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Lutz Schenk
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Beitrag von Lutz Schenk » 20. Jul 2010, 19:34

Hallo Dirk,

vielen Dank fürdie klärenden Worte.

Für mich laß es sich so, als wäre mit Co2 die Lücke gefüllt.
Vielleicht hatte ich es auch falsch interpretiert.

So wie Du es verständlich erklärst, dass da halt noch eine völlig unverstandene Wissenslücke ist, kam in dem Artikel für mich jedenfalls so nicht rüber.

So ist es aber zumindest relativiert.

Viele Grüße,
Lutz

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Heiko Rodde
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Beitrag von Heiko Rodde » 26. Jul 2010, 20:45

interessanter link - danke fuers reinstellen und auch fuer die erklaerung von dirk ;-)

gruesse aus der schweiz - heiko

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