STEVE am 10. Oktober 2024 - Polarlicht 2024-10-10/11

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Jørgen K
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STEVE am 10. Oktober 2024 - Polarlicht 2024-10-10/11

Beitrag von Jørgen K » 27. Apr 2025, 21:14

Hallo zusammen, in Bezug auf das große Oktober-Polarlicht 2024 hatte ich es kürzlich schon einmal angekündigt:
Jørgen K hat geschrieben: 22. Apr 2025, 10:47 (...) Mit dieser Nacht bin ich auch noch nicht fertig. :wink: (...)
Neben dem Hauptthread zur Polarlicht-Nacht 10.10./11.10.2024 und dem Thread zur Dünen-Aurora am 10.10./11.10.2024, möchte ich einen zusätzlichen Thread zu STEVE am 10. Oktober 2024 erstellen. (Sichtbarkeit STEVE: mindestens 22:42-22:57 MESZ; Standort: bei Uchte, ca. 52.5°N)

In den Monaten nach dem Polarlicht habe ich viele Berichte, Bilder und Videos zu jener Nacht angeschaut und mich dabei immer wieder gefragt: Was war das für ein deutlich (!) visuelles Band bzw. Bogen südlich des Polarlichtovals, welcher (an meinem Standort) in etwa durch den Zenit verlaufen ist? Mittlerweile bin ich mir sicher: Es muss STEVE gewesen sein.

Folgende Erkenntnisse haben meinen Verdacht immer konkreter werden lassen: Meine Aufnahmen habe ich noch einmal neu entwickelt und zu einem Zeitraffer zusammengefügt, der die besondere Erscheinungsweise verdeutlicht. Für einen bloßen SAR-Bogen (wie so oft im Nachhinein von vielen Beobachter beiläufig bezeichnet) gab es hier zu viele Besonderheiten in Dynamik (in W/O-Ausrichtung), in Farbe (Weißtöne, grüner Hintergrund aus meiner Perspektive, verschiedene Rottöne), Helligkeit (deutlich visuell) und Struktur (schmale Bänder in W/O-Ausrichtung, ansatzweise verzwirbelt):



10.10.2024, ca. 22:43 MESZ (6,5mm, APS-C)
10.10.2024, ca. 22:43 MESZ (6,5mm, APS-C)

10.10.2024, ca. 22:43 MESZ (6,5mm, APS-C)
10.10.2024, ca. 22:43 MESZ (6,5mm, APS-C)

Viele dieser Besonderheiten fielen mir schon während der Beobachtung auf.

Weiter aufschlussreich sind die zeitlich passenden Echtzeit-Bewegtbilder von Mark Vornhusen (Standort Vechta, DE), welche nur etwa 40km nordwestlich von mir entstanden sind. Ab Minute 3:30 filmt der Beobachter hier das zenitale Himmels-Areal, in dem das auffällige Band leuchtet und strukturelle Veränderungen in West-Ost-Ausrichtung vollzieht: https://youtu.be/RNABoDxTZBU?si=NiINQ1J4deJ3Uf2W&t=195 (Großartige Aufnahmen! Danke fürs Filmen und Veröffentlichen!)

Parallel, schätzungsweise um etwa (!) 22:50 MESZ, wurde dieser (hier überwiegend rote) Bogen auch in Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) dokumentiert, rund um Sekunde 34 bis 35 sogar mit kurzzeitiger, typischer scharfkantiger, "weißer" Rand-Struktur:

https://www.youtube.com/watch?v=VEeXhFQwlf4

Weiter zeitlich passend zur Erscheinung dieses Bandes durch den Zenit, um ca. 22:55 MESZ, konnte der Fotograf Julien Looten über Nordfrankreich (Ambleteuse) eindeutig STEVE nachweisen:

https://www.flickr.com/photos/julienlooten/54057568227/

Auf Facebook schreibt Julien Looten unter anderem dazu (Übersetzung):
“(...) Mit bloßem Auge beobachteten mein Freund (...) und ich zunächst einen SAR-Bogen. Dieser veränderte plötzlich sein Aussehen und nahm die Form einer Struktur mit klar abgegrenzten Konturen an. (...)”
Der STEVE über Nordfrankreich scheint sich auch als Bogen von West nach Ost erstreckt zu haben, wie dem oben verlinkten Panorama (Flickr) zu entnehmen ist.

Auffällig: Der zeitliche Zusammenhang (FR/DE), der auffällige Bogen im Zuge des Substurms über Deutschland/südlich des Polarlichtovals, der optische Zusammenhang/Verlauf: Ein diffuser grün-weißer Schein/Bogen hinter bzw. neben STEVE (Vergleich Vechta + Uchte, DE + Ambleteuse, FR); zuerst roter Bogen (SAR?) mit plötzlicher Randstruktur von STEVE (Vergleich Ambleteuse, FR + kurzzeitig Dessau-Roßlau, DE) und später wieder SAR. Weiter meine Beschreibung zu Beginn: Struktur, Dynamik, Farben + Helligkeit.

Zudem konnte ich in der Facebook-Gruppe “Polarlichtjäger” weitere Eindrücke von genau dieser Erscheinung am 10. Oktober 2024 finden, die weiter südlich als 52.5°N entstanden sind: https://www.facebook.com/groups/polarli ... 072849177/

(Exemplarisch ist auch das folgende Beispiel von STEVE mit rotem-weißlichen und grünen Bogen: https://x.com/jim___frost/status/184478 ... 10847?s=08)

Meine schlussendliche Annahme: Ein STEVE über Deutschland in “weniger deutlichem Gewand“, der sich zumindest über Frankreich in bekannter Eindeutigkeit gezeigt hat. Dabei wird es sich über Mittel- bzw. Nord-Europa ziemlich sicher um ein und dasselbe Band gehandelt haben, mal eindeutig und mal weniger eindeutig als STEVE, vielleicht sogar nur abschnitts- und/oder phasenweise. Das begründet ggf. auch die Tatsache, dass dieses Phänomen eher weniger Beachtung gefunden hat, war es doch derart eindrucksvoll.

So viel zu meinen bisherigen Erkenntnissen. Eventuell möchte ja noch jemand etwas beitragen, ganz egal ob Gedanken, Meinung oder eigene Bilder mit oder ohne Beschreibung.

Abschließend nochmal Danke an Antje (Antu) hier aus dem Forum, wir hatten einen tollen und zielführenden Austausch zu all dem. :)

VG
Jørgen
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Re: STEVE am 10. Oktober 2024 - Polarlicht 2024-10-10/11

Beitrag von cookingtravelbug » 29. Apr 2025, 13:00

Vielen Dank für den spannenden Beitrag!

Ich weiß nicht, wie hilfreich das Folgende ist: Mir fiel in der selben Nacht auch gegen 22:55 Uhr nahe Ilmenau (50° 41′ N, 10° 55′ O) eine Struktur am Himmel auf, bei der ich zuerst dachte "Oh, krass, könnte das Steve sein?", aber dann doch (in dem Moment) zu dem Schluss kam, dass es ein SAR-Bogen ist. Er ersteckte sich von West nach Ost, formte einen vollständigen Bogen und war problemlos, wirklich sehr deutlich, mit bloßem Auge minutenlang zu sehen. Dem bloßen Auge erschien er in weißlicher Farbe, auf dem Foto ist er rot. Es war wirklich beeindruckend. Ich konnte ihn leider nicht vollständig fotografieren, dafür fehlte mir das Objektiv sowie das Know-How (ich habe ein paar dumme Anfängerfehler gemacht, was das Fotografieren von Polarlicht angeht) und irgendwie war ich auch viel zu aufgeregt, um das hinzukriegen und habe daher lieber den Anblick ohne Kamerafummelei genossen. Im Nachhinein hat es mich geärgert, dieser (was auch immer sie nun genau war) Erscheinung mit dem Fotoapparat so wenig Beachtung geschenkt zu haben. Falls es bei der Einschätzung des Phänomens hilft, hier ein Foto von 22:59Uhr MESZ aus Ilmenau mit Blick Richtung Osten. Der rechts von der roten diffusen Polarlicht-Fläche erkennbare schräge "Strahl" ist der "Beginn" des Lichtbogens.
Dateianhänge
IMG_6088bk.JPG

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Jørgen K
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Re: STEVE am 10. Oktober 2024 - Polarlicht 2024-10-10/11

Beitrag von Jørgen K » 2. Mai 2025, 09:54

cookingtravelbug hat geschrieben: 29. Apr 2025, 13:00 (...) Ich weiß nicht, wie hilfreich das Folgende ist: Mir fiel in der selben Nacht auch gegen 22:55 Uhr nahe Ilmenau (50° 41′ N, 10° 55′ O) eine Struktur am Himmel auf, bei der ich zuerst dachte "Oh, krass, könnte das Steve sein?" (...)
Hallo! Danke für deinen Beitrag. Deine eingangs beschriebene Beobachtung wird sehr wahrscheinlich das Phänomen sein, welches ich als STEVE einordne. Deine Aufnahme wird zu genau dieser Erscheinung gehören, welche rund um 22:59 MESZ in östlicher Richtung (und auch höherstehend am Himmel) eine tiefrötliche Färbung angenommen hat, zu diesem Zeitpunkt allerdings schon wieder mit wenig Struktur - Offene Frage: Übergang zum SAR?

Hast du noch weitere Aufnahmen aus jener Nacht? Ggf. Aufnahmen, die in den Minuten zuvor entstanden sind? "Anfängerfehler" spielen keine Rolle. :)

VG
Jørgen
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Re: STEVE am 10. Oktober 2024 - Polarlicht 2024-10-10/11

Beitrag von cookingtravelbug » 4. Mai 2025, 20:05

Gern geschehen! Ich habe noch weitere Aufnahmen aus der Nacht, aber nichts, was den SAR-Bogen/STEVE nochmal zeigt oder genau in die gleiche Richtung blickt. Ich habe leider wirklich nur das eine Foto davon gemacht, was ich schon gepostet habe. Wenn aber dennoch Interesse daran besteht, kann ich gerne die übrigen Bilder senden, gerne auch direkt an dich, um das Forum nicht zu spammen :)

VG,
Stephanie

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