Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

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Elmar Schmidt
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Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Elmar Schmidt » 28. Okt 2024, 09:24

Hallo,

in der Hoffnung, daß es immer irgendwo so klar bleibt wie heute hier, als ich um 8:30 die (extingiert) -7,6 mag helle und ca. 15% beleuchtete Mondsichel unschwer am Taghimmel sehen konnte, möchte ich dazu aufrufen, das gleiche die nächsten drei Tage zu versuchen. Zum Aufsuchen muß man in den Schatten der Sonne gehen und ggf. ein Fernglas benutzen; ich bin aber hauptsächlich an der Sichtbarkeitsgrenze fürs bloße Auge interessiert. Der Mond steht ja zur Zeit morgens steil über der Sonne.

Hier die Angaben für jeweils 8:30 MEZ in Frankfurt am Main:

29.10. bel. Teil 7,1% Helligkeit (ext.) -6,9 mag Höhe 35,5 Grad
30.10. 4,4% -6,0 mag 27 Grad
31.10. 1,4% -4,8 mag 18 Grad

Am Halloweenmorgen dürfte Freisichtigkeit sehr schwierig sein. Hier kann die Mondsichel am besten aus der Dämmerung verfolgt werden, das lohnt sich aber nur bei sehr klarem Himmel. Am Beginn der bürgerlichen Dämmerung des 31.10. (6:40 MEZ) sollte sie 31 Stunden vor Neumond in knapp 5 Grad Höhe noch gut sichtbar sein. (Übrigens nur 0,7 Grad unterhalb von Spica, die dann aber selber mit extingiert +1,4 mag kein leichtes Objekt ist. EasySky gibt mir für Moskau zwei Stunden eher sogar eine Bedeckung an, das kann aber ein Parallaxenfehler sein, weil das Programm den Mond m.E. nicht topozentrisch zeigt.)

Viel Erfolg!

Elmar

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Wolfgang S
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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Wolfgang S » 29. Okt 2024, 09:28

Moin Elmar,

habe in Guide 9.0 mal Moskau (55,75° N, 37,6° O) eingestellt. Spica wird danach um 4:45 MEZ vom Mond bedeckt.
Gruß
Wolfgang

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Elmar Schmidt
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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Elmar Schmidt » 29. Okt 2024, 10:19

Danke Wolfgang,

dann steht der Mond dort 3,1 Grad hoch, und unter günstigen Bedingungen könnte der Eintritt gesehen werden, etwas weiter östlich noch besser. (Ergurgeln konnte man sich die Bedeckung übrigens nicht. Werden auch rußländische Himmelsereignisse schon sanktioniert?)

Ich kann von heute (29.10.) übrigens eine Negativsichtung des Mondes beitragen. Leider war es von 8 bis 10 Uhr bewölkt. Ich habe den Mond dann erst gegen 10:30, nahe der Kulmination in 39 Grad Höhe und 34 Grad von der Sonne entfernt, versuchen können und im 6,5x21 auch zweimal gefunden - und wieder verloren. Ohne Fernglas sichtbar wurde er nicht trotz längeren Langlegens auf dem Balkon, und auch nicht mit Sonnenbrille. Grund: der Himmel war durch Hochnebelreste und dünne Wolken an der Mondposition mit 13 000 cd/m^2 deutlich über die Blendgrenze aufgehellt. Das sorgte im Geomittel zweier meiner Modelle (ein Vortrag in Bad Kissingen 2025 soll die vorstellen) für ein abgeschätztes Signal/Untergrund-Verhältnis von 1 : 50.

Nach "acht positiven und vier negativen Mondsicheln" am Taghimmel sieht es für mich danach aus, daß man aber mindestens ein S/N von 1 : 30, besser noch von 1 : 20 für eine Sichtung mit bloßen Augen braucht. Wie das erreicht wird, ist nicht nur von der dem Sonnenabstand folgenden Mondhelligkeit, sondern auch von der Taghimmelshelligkeit bestimmt. Unter besseren Bedingungen wäre der Himmel heute nur halb so hell gewesen und der Mond vermutlich freisichtig geworden. Vielleicht war das anderswo der Fall.

Gruß, Elmar
Zuletzt geändert von Elmar Schmidt am 7. Jan 2025, 09:06, insgesamt 6-mal geändert.

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Elmar Schmidt
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Mondsichel am Taghimmel (4.11.)

Beitrag von Elmar Schmidt » 4. Nov 2024, 15:58

Hallo,

nachdem das Wetter hier an den "kritischen Tagen" nicht mitspielte, konnte ich es erst heute (4.11.) wieder versuchen.

Zunächst, um 14:45 MEZ, fiel eine weitere Negativsichtung an, fast komplementär zu der vom 29.10. Der nur 12 Grad hoch stehende Mond in Elongation 34 Grad mit exting. -6,4 mag konnte sich nicht gegen einen hochnebelbedingt noch helleren Glast von 13 500 cd/m^2 durchsetzen, und das noch nicht mal im Fernglas. Das S/N war dann mit abgeschätzten 1 : 90 auch unterirdisch.

Ich habe mir dann die abnehmende Himmelshelligkeit zunutze gemacht. Um 16:38 fand ich die dann schon 9,13%-ige Mondsichel in 35 Grad Elongation sofort im 6,5x21 und dann auch unschwer mit dem bloßen Auge. Die Mondhöhe betrug nur noch 7,2 Grad, demzufolge ist von einer Extinktion auf -5,8 mag auszugehen. Die Leuchtdichte in Mondposition war auf 2900 cd/m^2 zurückgegangen, und mein Rechenwerk ergibt dann ein S/N von 1 : 33. Im Kontext der nunmehr fünf negativen und sieben positiven Mondsichtungen ist das nahe der bisherigen Untergrenze (1 : 37), wobei die heutige Sichtung selbst so unschwierig war, daß sie womöglich etwas eher noch hätte unterboten werden können. Einschränkend ist festzustellen, daß die Sonnenhöhe 2,5 Grad bei der Sichtung recht nahe zum Beginn der sog. Helldämmerung (Sonne zw. -2 und +2 Grad Höhe) liegt, welche wir für Tagsichtungen "unter fairen Umständen" ausschließen.

Durch den noch tieferen Sonnenstand bleiben Tagsichtungen von noch schmaleren Mondsicheln außer an sehr klarem Blauhimmel bis März schwierig, insbesondere am Nachmittagshimmel. Ich werde die sinnvollen Beobachtungstage trotzdem liefern. Vor dem nächsten Neumond am 1.12. stehen die abnehmenden Sicheln, jeweils für Frankfurt a.M. um 9:00 MEZ, schräg rechts oberhalb der Sonne wie folgt:

28.11. Mondhöhe 23 Grad / Helligkeit -7,0 mag / Elongation 33 Grad
29.11. 16 Grad / -6,1 mag / 22 Grad

Beste Grüße

Elmar
Zuletzt geändert von Elmar Schmidt am 7. Jan 2025, 09:05, insgesamt 2-mal geändert.

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Christoph Gerber
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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Christoph Gerber » 28. Nov 2024, 13:46

Hallo Elmar,

ich hatte vorhin (28.11., 11:38–11:39 MEZ) Glück: Als ich in der Stadt unterwegs war, riss der Himmel in der richtigen Gegend etwas auf, so dass ich die Mondsichel für eine (sehr) kurze Zeit problemlos sehen konnte. Ich hatte keinerlei Daten im Kopf, auf der heavens-above-App konnte ich grob auf die Mondposition schliessen. Plötzlich ploppte die sehr schmale Sichel zwischen den Wolken ins Auge: sie war überraschend gut zu sehen – bei etwa 30° Elongation ja auch kein (wirkliches) Problem – ich hatte schon mit einem geringeren Abstand gerechnet.
Daten nach stellarium: Elong. 31.5°, Höhe 20.7°, Bel. 7.5 %.
Morgen sollen die (Wetter-)Aussichten ja besser sein, allerdings wird wohl alles davon abhängen, wann sich hier der (Hoch)nebel lichten wird...

Gruß aus HD,
Christoph

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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Elmar Schmidt » 28. Nov 2024, 19:00

Hallo Christoph,

mir ging es heute ähnlich. Nachdem die Suche nach der morgens hoch über der Sonne stehenden Mondsichel wegen starker Bewölkung ausfiel, habe ich es mittags in Wolkenlücken mit Blauhimmel versucht, hatte aber erst um 12:54 Erfolg. Der dann nur noch 14 Grad hoch stehende Mond wurde zuerst im 6,5x21 erblickt und dann sofort auch freisichtig, bevor wieder Wolken über ihn zogen. Ich schätze die Wolken waren nützlicher Anhaltspunkt und Fokussierhilfe.

Mit 31 Grad Elongation erschien mir die Sichtung zunächst nicht anspruchsvoll, der Himmel war aber mit 7700 cd/m^2 fast blendend hell, daß die auf etwa -6,4 mag extingierte Mondsichel trotzdem mit einem sehr kleinen S/N von nur etwa 1 : 40 gesehen wurde. In Deiner Höhe 21 Grad müßten es eher schon 1 : 30 gewesen sein. Mal schauen, ob wir morgen früh in nur 22 Grad Elongation erfolgreich sind, Fernglas empfohlen.

Gruß, Elmar
Zuletzt geändert von Elmar Schmidt am 7. Jan 2025, 09:07, insgesamt 2-mal geändert.

MarioK
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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von MarioK » 28. Nov 2024, 20:30

Hallo Elmar,

hast Du mal zwei Rotfilter (für jedes Auge einen) ausprobiert?
Die müssten den blauen Himmel ja relativ zum Mond abdunkeln.
Ich kann es nicht ausprobieren.
Meinen einzigen Rotfilter hatte ich vor vielen Jahren mal verborgt,
weiß aber nicht mehr an wen.

Viele Grüße
Mario

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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Elmar Schmidt » 28. Nov 2024, 21:01

Hallo Mario,

ja, könnte man machen, zum Finden. Ich habe allerdings nur Rot-Grün-Brillen. Anschließend geht es uns aber immer um eine Normalsichtigkeit.

Gruß, Elmar

MarioK
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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von MarioK » 28. Nov 2024, 21:22

Hallo Elmar,
Elmar Schmidt hat geschrieben: 28. Nov 2024, 21:01 Anschließend geht es uns aber immer um eine Normalsichtigkeit.
ja das stimmt schon. Aber dann wären getragene Brillen, die mehr als 100% Sehleistung bringen, ja eigentlich auch unzulässig.

Viele Grüße
Mario

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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Elmar Schmidt » 29. Nov 2024, 00:14

Aber dann wären getragene Brillen, die mehr als 100% Sehleistung bringen, ja eigentlich auch unzulässig.
Na ja, wir studieren erst mal die Objekte und nicht die Beobachter. Natürlich spielen "human factors", darunter auch die Erfahrung am Himmel, immer eine Rolle, würden sich aber ausmitteln, wenn mehr mitmachten bei dem Projekt. Gegen ein leichteres Auffinden grenzwertiger Objekte mit Ferngläsern, Sonnenbrillen oder, wie Du vorschlugst, mit Filtern spricht nichts, aber danach geht es um die gewöhnliche Freisicht, natürlich ggf. mit Augenkorrektur durch Brillen. Mir bescheinigt mein Optiker so zwar mehr als 100% Sehschärfe, wogegen meine Nachtsicht mit den Jahren sicher nachgelassen hat.

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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Elmar Schmidt » 29. Nov 2024, 09:44

Hallo,

trotz wolkenlosen Himmels gelang es mir heute (29.11. zw. 8:30 und 10:30) nicht, die nur noch 3,5%-ige Mondsichel in 22 Grad Sonnenabstand und mit nach Extinktion in 16 bis 20 Grad Höhe geschätzten -5,1 mag zu sehen. Auch nicht mit Rotfilter oder Sonnenbrille und durch beide Ferngläser (6,5x21 und 10x40). Hochnebelschwaden erhöhten den Untergrund auf 9000 cd/m^2, womit ein nicht mehr machbares S/N von 1 : 75 abgeschätzt werden kann.

Das heißt aber nicht, daß das bei höherem Mondstand und/oder in trockener Luft nicht möglich gewesen wäre. Am 7.7.24 gelangen Christoph und mir nachmittags Sichtungen in 20 und 22 Grad Elongation, da war aber der Himmel nur ein oder zwei Drittel weniger hell als heute früh. Außer an exzeptionell klarem Winterhimmel am 28.12.24 (Kulmination gegen 10:15 in 30 Grad westl. Elongation und nur 14 Grad Höhe) oder 1.1.25 (Kulmination gegen 13:55 in 20 Grad östl. Elongation und 16 Grad Höhe) werden wir nun auf die steiler über der Sonne stehenden Monde ab Februar warten müssen.

Gruß, Elmar
Zuletzt geändert von Elmar Schmidt am 7. Jan 2025, 09:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Christoph Gerber » 29. Nov 2024, 17:27

Hallo Elmar,

auch mir ist es heute nicht geglückt, die Monsichel zu finden. Dabei sollte die Ortung nicht die Ursache sein: 10:45–11:10 mit Mond im Meridian (Höchststand bei 19.7°) günstig neben der Tanne, aber immer wieder mit durchziehenden Wolken. Vom Balkon aus mit dem 12x60 (allerdings mit Sonnenreflexen aufgrund der Elongation von nur 21°) nichts erkannt. Zweimal auch direkt mit bloßem Auge versucht, falls mit der Optik etwas nicht stimmen sollte. Denn nachdem der Mond gestern noch auffällig mit BA war, ging ich davon aus, dass er heute zumindest mit dem Fernglas noch "machbar" sein sollte... Aber der Mond steht z.Z. sehr weit südlich (große Mondwende 2024/2025!) und damit sehr tief.

Gruß aus HD,
Christoph

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Wolfgang S
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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Wolfgang S » 29. Nov 2024, 19:40

Moin,
auch von mir negativ Meldungen.
Um 8:45 MEZ, die Sonne war gerade in HH aufgegangen habe ich die Mondsichel nicht gefunden. Allerdings waren in dem Bereich Zirren.
Um 11 Uhr, also kurz nach Höchstand vom Mond war auch nix zu machen.Etwas dunstig war es schon, leichte Aufhellung um die Sonne.
Habe mit freiem Auge und Fernglas 10 mal 50 probiert.
Gruß
Wolfgang

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Elmar Schmidt
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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Elmar Schmidt » 29. Nov 2024, 22:51

Danke für die Ergänzungen, Christoph und Wolfgang, welche die Grenzwertigkeit der heutigen Situation belegen.

Hier mal eine Auswertung des Stands von 23 Beobachtungen (Update im Sztnd des 2. März 2025, siehe unten):

Bild

Es deuten sich Freisichtigkeitsausfall bei weniger als 20 Grad Sonnenabstand und für Mondsicheln unter -5,3 mag an. Nun sind ja - abgesehen von starker Extinktion - Mondhelligkeiten und Sonnenabstand (durch die Zunahme des Beleuchtungsanteils der Sicheln) einigermaßen korreliert, weshalb die Freisichtigkeitsgrenze notwendigerweise nach schräg oben rechts ausläuft.

Bei den Fehlversuchen der unausgefüllten roten Punkte lag die Himmelshelligkeit jeweils an oder über der Augenblendgrenze, so daß die sonst erwartbare Freisichtigkeit durchfiel. Sie sind also Ausreißer und zeigen, daß es sich bei dem Projekt um eine multifaktorielle Sache handelt.

Gruß, Elmar
Zuletzt geändert von Elmar Schmidt am 2. Mär 2025, 13:55, insgesamt 3-mal geändert.

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Christoph Gerber
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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Christoph Gerber » 6. Jan 2025, 10:42

Nachtrag zum 28. Dezember 2024:

Um 8:46 MEZ kam die Sonne über den Berg – an diesem leicht frostigen Morgen wieder mit einer beeindruckenden Vorwärtsstreuung an den Bäumen. Den Mond habe ich mit BA erst nach dem Erfassen in 12x60 gefunden, aber dann war er auffällig (wie bei der Venus!).
Um 9:25–9:40 MEZ habe ich ihn weder mit BA noch mit dem Fernglas (!) gefunden.
Ab 9:50 nochmaliger Versuch mit Infos aus Stellarium: Es frustrierte mich immer mehr, trotz der "Hilfsmittel" (Tanne, zahlreiche Flugzeug-Kondensstreifen, bequemes Sitzen auf dem Balkon) die Mondsichel nicht einmal mit 12x60 zu finden, wobei sie am Morgen noch so gut zu erfassen war! Zuletzt kamen zwei Flugzeuge günstig durch das Blickfeld: nichts! Bei Beobachtungsabbruch kam gerade noch ein Flieger direkt durch das Feld – und da war auf einmal die sehr schmale Mondsichel äußerst blass direkt über dem Kondensstreifen. Aber sie erschien merkwürdig "unscharf", obwohl das Flugzeug ganz scharf war. Zurück zum ... nicht wiedergefunden. Daher nicht ganz sicher, ob es tatsächlich der Mond war – aber die Stelle war offenbar genau die richtige. Ich hätte nicht gedacht, dass die dünne Sichel so extrem schwach und "schwammig" aussehen würde. Beobachtungsende 10:08 MEZ. Daten (aus stellarium) für diesen Zeitpunkt:
H: 13.8° (Dekl. -26.8° !), Az: 179.0° (Transit um 10:13 MEZ), El: 30.0°, Bel.: 6.9% (der Mond stand später um 17:20 0°45´südlich (!) von Antares (Alpha Sco).

Gruß aus HD,
Christoph

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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Elmar Schmidt » 7. Jan 2025, 00:27

Hallo Christoph,

danke für den Bericht. Bei mir war es am 28.12. leider zu neblig für Sichtungsversuche. Ich habe Deine beiden (um 8:46 freisichtig und um 10:08 dann nicht) mit aufgenommen, auch wenn ich die Himmelshelligkeiten nur aus anderen Messungen bei mir grob schätzen kann. 31 Grad Sonnenabstand sind normal kein Problem, aber wegen der niedrigen Kulminationshöhe bei schon hohem Sonnenstand sorgte die Himmelshelligkeit von schätzungsweise 6000 cd/m^2 für ein S/N von unter 1 : 50.

Daß Du die 7,14%-ige Sichel um 8:46 in auch schon 12 Grad Höhe sehen konntest, führe ich auf den mit der Sonnenhöhe von nur 2,6 Grad einhergehenden, etwa halb so hellen Himmel wie später zurück. Das resultierende S/N von etwa 1 : 28 weicht kaum von den 1 : 26 bei meiner völlig unschwierigen Sichtung der noch 12,45%-igen Sichel am 27.12. in 17 Grad Höhe ab. Es sieht so aus, daß Mondsicheln mit S/N unter 1 : 40 fürs bloße Auge sehr schwierig werden. Ich habe mal ein schnelles Histogramm über unsere 15 gelungenen und 8 mißlungenen BA-Sichtungen [Update vom 2.3.25] erstellt, in dem sich jener Schnitt oder Überlapp bei S/N = 0,025 (also 1 : 40) zeigt:

Bild

Das haben wir also - nach Auswertung und Einstufung der vieljährigen Tagsichtungen von Venus und Jupiter - in weniger als zwei Jahren nur im AKM auch so gut wie geklärt (Schulterklopf :D ). Wobei ich diese wohl durch Mittelungseffekte ggü. den Punktobjekten fast um eine Größenordnung kleineren S/N in Bad Kissingen zur Diskussion stellen werde.

---

Wir verlagern uns sinnvollerweise dann auf den zunehmenden Mond. Die nächste recht sichere Möglichkeit wäre (in Heidelberg):
31.01.2025 14:24 MEZ Kulmination der zwar nur 5,28%-igen Sichel (ca. -5,6 mag mit Ext.), aber in 30 Grad Höhe und 26,5 Grad Sonnenabstand.

Es am Vortag zu probieren, halte ich zwar für aussichtslos, hier trotzdem die Daten:
30.01.2025 13:34 MEZ 1,28% (nur -3,7 mag!) in 23 Grad Höhe und nur 13 Grad von der Sonne


Viele Grüße und Beobachtungserfolge für 2025

Elmar
Zuletzt geändert von Elmar Schmidt am 2. Mär 2025, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Elmar Schmidt » 31. Jan 2025, 13:58

Hallo,

heute am 31.01.2025 um 14:09 MEZ gelang mir die Sichtung einer 5,24%-igen zunehmenden Mondsichel 26 Grad östlich der 21 Grad hochstehenden Sonne. Das 6,5x21 Pentax Papilio war zum Auffinden mehrfach nötig, aber spätestens neben einem kleinen Federwölkchen gelang es auch, den kurz vor der Kulmination knapp 30 Grad hoch stehenden Mond eindeutig mit bloßem Auge auszumachen. Mit Sonnenbrille sah ich ihn übrigens nicht.

Mit Extinktion kann der Mond auf -5,8 mag abgeschätzt werden, aber anders als bei Venus ist er halt ein flächiges Objekt. Die Himmelsleuchtdichte bei ihm betrug 6800 cd/m^2 bzw. -10,1 mag über dem Raumwinkel der Sichel. Die Angaben führen im geometrischen Mitte meiner beiden Modellierungen zu einem S/N von 0,021 oder sportlichen 1 : 48!

Die Sonne sollte bei solchen Versuchen immer von Hauswand, Dachtrauf oder Bäumen abgedeckt sein. Aber auch so stieg die Leuchtdichte im sonnenwärtigen Blickfeld bis über die Blendgrenze bei ugf. 10 000 cd/m^2, so daß ich am Bildschirm im Zimmer erst mal 5-10 s von komplementärfarbigem Nachleuchten zum bläulichen Himmel "ausgeknockt" wurde.

Die nächste und deutlich schwierigere solche Gelegenheit gibt es [diese Daten gelten für Frankfurt am Main] am 1.3.25 um 13:53 (Mond nur 3,2% und -5,2 mag, Kulminationshöhe 40 Grad, Sonnenabstand 20 Grad). Einen Tag später um 14:42 empfiehlt sich weniger Geübten eine dann an klarem Himmel unkritische Sichtung (Mond 9,1% / -7,3 mag / Kulm. 48 Grad / Sonne in 35 Grad).

Beste Grüße

Elmar

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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von Elmar Schmidt » 2. Mär 2025, 14:14

Hallo nochmals,

heute (2.3.25) war es so klar, daß mir schon zwei Stunden vor der Mondkulmination (12:58 MEZ) eine Sichtung gelang. Zuerst im 6,5x21, dann mit Hilfe eines Kondensstreifen war die ganz unschwierig. Der 8,6% beleuchtete Mond mit etwa -7 mag stand 43 Grad hoch und 34 Grad abseits der Sonne. Die Himmelsleuchtdichte von 4050 cd/m^2 ergab ein (über Magnitude und Leuchtdichte identisches) S/N von 0,058, also 1: 17. Das ist unkritisch, da uns schon mit halb so hohen Werten Sichtungen gelangen. Beide obenstehenden Diagramme wurden mit Stand von heute upgedatet.

Da mir noch aufging, daß Venus nur 7 Grad schräg westlich oberhalb der Mondsichel stand, habe ich sie gleich im Glas aufgesucht und dann auch binnen kurzem mit dem bloßen Auge gesehen. Die Elongation betrug nur noch 29 Grad, die Helligkeit etwa -4,72 mag, und der Himmel war etwas heller (4200 cd/m^2) als beim Mond. Das S/N betrug 1,34, war also über 20x höher als für den Mond, obwohl dessen Sichel eindeutig besser freisichtig war. Darüber ist nachzudenken. Nach meiner Meinung liegen für Punkt- und Flächenhelligkeiten sinnesphysiologisch unterschiedliche Verhältnisse vor. Mehr und Diskussion in Bad Kissingen.

Ich stelle hier noch mal ein Bild von 15:58 MEZ rein, als der Mond noch 46 Grad hoch stand. Die Brennweite sind KB-äquivalente 75 mm, d.h. die Bildschirmdiagonale liegt bei 35 Grad. Es ist eher ein Suchbild, insofern kommt es dem visuellen Erleben nahe. Hinweis: der Mond steht direkt über dem Strommast; am Bild ruckeln hilft, ihn zu finden. Von Venus 8 Grad westlich und 3 Grad höher ist auf dem "Negativ" keine Spur zu sehen. Für sie braucht es wohl eine längere Brennweite.

Bild

Viele Grüße

Elmar


PS: gestern (1.3.) war es stark bewölkt, es gab aber nachmittags immer wieder mal Lücken, in denen ich die 3,1%-ige Mondsichel in nur 20 Grad von der sogar durch Wolken abgedeckten Sonne aufsuchen wollte. Das gelang mir aber noch nicht einmal im Fernglas. Die durch Glast etwas hohe Himmelsleuchtdichte von 9800 cd/m^2 und die Mondhelligkeit von etwa -5,0 mag implizierten ein S/N- Prognose von 0,012, also unter 1:80. Eine Sichtung zu solchen Bedingungen ist definitiv nicht machbar.
Zuletzt geändert von Elmar Schmidt am 2. Mär 2025, 20:27, insgesamt 1-mal geändert.

SabrinaM
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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von SabrinaM » 2. Mär 2025, 16:07

Ich habe gerade eher zufällig die Mondsichel am Himmel entdeckt. Und dann kam mir der Gedanke dass ja auch Venus möglicherweise zu sehen ist. Mit dem Fernglas konnte ich Venus schnell entdecken (wunderschön als Sichel), und anschließend ist es mir auch gelungen sie mit bloßem Auge zu finden. Meine erste Tagsichtung!

Aufnahmezeitpunkt 16:50 MEZ
IMG_8460.jpeg
IMG_8461.jpeg

johozi
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Re: Aufruf Mondsicheln am Taghimmel

Beitrag von johozi » 2. Mär 2025, 16:35

Mondsichel 9,8 % bel. bei Sonnenhöhe 7°
20250302_171906.jpg

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