Jupiter am Tage (bei Venus) am 1.3.2023

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Christoph Gerber
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Jupiter am Tage (bei Venus) am 1.3.2023

Beitrag von Christoph Gerber » 3. Mär 2023, 10:02

Hallo zusammen,

die enge Konjunktion Venus-Jupiter in den beiden vergangenen Tagen wäre ideal gewesen, Jupiter am Tageshimmel aufzusuchen. Leider hat das Wetter nicht nicht so richtig mitgemacht, da es recht dunstig war: trotz wolkenlosem Himmel war der Himmel alles andere als klar.
Am Mi. 1.3. hatte ich mich daher darauf beschränkt, Venus mit dem 12x60-Fernglas aufzusuchen und Jupiter zu finden. Venus zu finden war dann doch überraschend einfach (ich konnte sie sogar mehrfach wiederfinden; 13:30 MEZ). Viel schwieriger war dagegen das Auffinden von Jupiter, das mit dieser Vergrößerung als sehr blasses Scheibchen erscheint. Als ich aufgeben wollte, hatte ich ihn endlich erwischt! Die Schwierigkeit bestand v.a. darin, den richtigen Abstand zu Venus zu finden!) Später (15:20 MEZ) konnte ich das Paar nochmals sehen und wollte es dann beim "Untergang" hinter dem Berg noch ein letztes Mal versuchen (17:30–17:43 MEZ). Das glückte, und zu meiner großen Überraschung konnte ich Jupiter tatsächlich mit bloßem Auge erfassen. Der Himmel war zu dieser Zeit schon etwas klarer geworden, aber das Entscheidende war die Konstellation: Das Planetenpaar verschwand hinter den laublosen Bäumen am Hang, vielleicht 50m von mir entfernt (Höhe: 30°; Azimut: 237°). Bei dieser Entfernung spielte die Parallaxe (zwischen BA und Fernglas) keine Rolle mehr; das Auge war zudem auf "unendlich" eingestellt, und die Zweige halfen dabei, den Ort des Jupiter genau zu fixieren. So konnte ich ihn klar erkennen – unter Bedingungen, die es ohne diese "Hilfe" schlicht unmöglich gemacht hätten. Selbst auf Fotos ist es mir gelungen, den Jupiter zu erwischen (er ist längst nicht auf allen Bildern drauf!).
Gestern (Do. 2.3.) war es mit einer äußerst dünnen Cs-Schicht unmöglich, den Jupiter mit BA auszumachen; dennoch hatte ich beide Planeten kurz vor deren "Untergang" erneut mit dem Fernglas erfasst.

Meine neue Erkenntnis bei diesem Ereignis: unter optimalen Rahmenbedingungen (wie die Baumkronen im "Mittelgrund" als Referenz & Fokussierpunkt und Venus als "fixen" Anhaltspunkt) kann man sogar Jupiter mit BA unter Gesamtbedingungen sehen, unter denen es sonst unmöglich wäre (Wahrnehmung Lichtpunkt gegenüber "Hintergrund-Rauschen").

Angaben nach Stellarium (17:40 MEZ):
Helligkeiten: Venus: -3,92 (mit Extinktion: -3,65); Jupiter: -2,09 (mit Extinktion: -1,83)
Entfernung Venus–Jupiter: 0°43' (1.3.) bzw. 0°41' (2.3.)
Sonnenhöhe: 4.0°, Sonnenuntergang um 18:09 MEZ (die Beobachutng erfolgte also genau eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang)

Gruß aus HD,
Christoph
1.3.2023 um 17:41 MEZ
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2.3.2023 um 17:39 MEZ
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Christoph Gerber
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Re: Jupiter am Tage (bei Venus) am 1.3.2023

Beitrag von Christoph Gerber » 11. Mär 2023, 18:55

Jupitersichtung am 11. März

An diesem Wochenende bin ich bei Bad Herrenalb. Nach dem Sturm in der vergangenen Nacht hat es heute gegen Mittag aufgeklart – der Himmel war sehr schön blau und sauber. Die ideale Gelegenheit, mal wieder nach der Venus am Taghimmel zu schauen. Während eines Spazierganges hatte ich tatsächlich die Gelegenheit. Vor dem Hintergrund eines Baumes konnte ich die Venus schnell an der erwarteten Stelle auffinden. Die Position gegenüber der Sonne hatte ich stellarium entnommen. Da Venus so leicht war, habe ich es gleich auch mit Jupiter versucht. Ich habe mich so positioniert, dass Jupiter günstig über den Baumästen stand – und habe tatsächlich an der vermuteten Stelle mehrfach den "Stern" erhascht. Hatte ich ihn wirklich so schnell im Blick gehabt? Da ich kein Fernglas dabei hatte, konnte ich die Sichtung nicht bestätigen. Ich habe einen zweiten Versuch unternommen – und wieder habe ich ihn erhascht. Die Entfernung zu Venus gemessen – sie stimmte. Am Abend, als das inzwischen sehr weite Paar schön am Abenhimmel leuchtete, konnte ich die Entfernung nochmals bestätigen. Also doch eine Jupitersichtung am Tage. Dass meine Augen das noch hergeben ... !

Entfernung Venus–Jupiter: 9°
Entfernung Venus–Sonne: 33°

Gruß aus Bad Herrenalb,
Christoph

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Elmar Schmidt
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Re: Jupiter am Tage (bei Venus) am 1.3.2023

Beitrag von Elmar Schmidt » 13. Mär 2023, 22:54

Hallo Christoph,

ich habe Jupiter nur einmal ugf. zum Sonnenaufgang zu sehen geglaubt bzw. geahnt. Von den Umständen Deiner Sichtungen aus zu urteilen (genaueres würde eine Leuchtdichtemessung des Himmels erfordern) lag das Signal-Rausch-Verhältnis deutlich unter 1.

Ich halte Jupiter (seltener auch Mars nahe dem Maximum seiner Helligkeit) für den Grenzfall einer jedermann zugänglichen Freisichtigkeit am Tag. Nur geübte Beobachter mit sehr guten Augen schaffen dann auch noch Sirius.

Gratulation!

Elmar

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Christoph Gerber
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Re: Jupiter am Tage (bei Venus) am 1.3.2023

Beitrag von Christoph Gerber » 14. Mär 2023, 09:06

Hallo Elmar,

ich frage mich inzwischen, welche Rolle den "Wegweisern" bei diesen Beobachtungen zukommt. Bei beiden hier erwähnten Sichtungen kam – neben der Venus als Marker am Himmel – auch dem "Mittelgrund" eine entscheidende Rolle zu: Das feine Geäst der Bäume mit seinem Muster ist natürlich ideal, um Richtungen und Entfernungen genau abschätzen zu können. Bäume im "Mittelgrund" sind bereits so weit vom Auge entfernt, dass einerseits die Fokussierung auf "unendlich" schon gegeben ist, und andererseits die Parallaxe so gering ist, dass es nicht mehr zu Verschiebungen kommt. Gerade beim Aufsuchen mit dem Fernglas ist das entscheidend. Aber da spielt auch die Entfernung ein Rolle: zu weit weg von den Zweigspitzen verliert die Markerfunktion schnell an Bedeutung, zu nah dran wiederum ist eine Beobachtung unmöglich wegen des Kontrasteffektes (die ideale Entfernung dürfte im Bereich von etwa 1/2°–3/4° liegen – sage ich jetzt einfach mal so, ohne darüber bisher irgendwelche Schätzungen vorgenommen zu haben). Ich erinnere mich, wie schwierig es bei der ersten Beobachtung war, den Jupiter im Fernglas zu finden, da die Venus zu klein war, um einen Anhaltspunkt zur Entfernung zu liefern. Die 6° Gesichtsfelddurchmesser waren bereits zu groß, um sinnvoll nutzbar zu sein, zumal Jupiter am Tage nur als extrem blasses Scheibchen zu sehen ist.
Gerade die richtige Entfernung spielt ja neben des Signal-Rausch-Verhältnisses eine wichtige Rolle. Wie aber ist diese zu bewerten? Mein Eindruck ist inzwischen, dass mit dem "Mittelgrund" Sichtungen möglich sind, die ohne ihn einfach nicht machbar wären. Ich frage mich gerade, ob so nicht auch eine Sirius-Sichtung möglich wäre? Die würde aber eine ganz andere Planung als Vorbereitung mit sich ziehen, da hier weder Mond noch Venus als Marker genutzt werden können. Noch steht Sirius günstig am Abendhimmel, um mit der Planung beginnen zu können...

Gruß aus HD,
Christoph

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Re: Jupiter am Tage (bei Venus) am 1.3.2023

Beitrag von Elmar Schmidt » 14. Mär 2023, 12:12

Hallo nochmals,

mein (und vieler anderer) Hauptproblem ist die Fokussierung ins Blaue. Neben der Aufsuchfunktion dienen jene Marker m.E. primär dem Scharfstellen. Mach doch einfach mal den Versuch, Dir für Sirius im Süden einen solchen zu suchen und dann die Sichtung ein halbes Jahr später bei guten Bedingungen am Tag zu wiederholen.

Ich setze mir solche Ziele nicht, weil meine Augen nicht mehr gut genug sind, u.a. durch leicht getrübte Linsen und jene Mouches volantes oder Floater. Und wenn ich länger irgendwohin sehe, blitzt und flimmert es auch gern.

Viele Grüße

Elmar

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Re: Jupiter am Tage (bei Venus) am 1.3.2023

Beitrag von wolf-peter hartmann » 14. Mär 2023, 16:20

Hallo,
ich verfolge das schon seit geraumer Zeit, finde ich recht interessant.
Meine Erfahrungen mit Venus, Jupiter und Sirius am Taghimmel sind sehr durchwachsen ausgefallen:
mein größtes Hindernis dabei war immer das auf-unendlich-Fokussieren meiner Augen. Dabei habe ich immer versucht, ein ziemlich fernes Objekt (Einen Baum oder Bergkamm, aber auch Wolken) zur Hilfe zu nehmen. Hat aber keineswegs immer geklappt, meiner Erinnerung nach eher bei nicht so strahlendbauem Himmel als bei wolkenloser Bläue.
Mit Feldstecher wars einfacher, natürlich, und da mit mehr Vergrößerung noch mehr.
Ich habe mir dann meist einen Anhalt gesucht, oft einen Kranausleger und da hats dann gelegentlich geklappt.
zZt is nix mit karem Himmel bei uns...
mstfrG

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