Venus und Regulus am 3. Oktober 2020
SICHTBARKEIT von REGULUS in der DÄMMERUNG
Beobachtungsaufruf
Am 3. Oktober 2020 erfolgt eine sehr enge Begegnung von Venus mit Regulus, dem Hauptstern des Löwen. Um 1:00 MESZ steht die Venus gerade einmal 5’ südlich des Sternes. Beim Aufgang gegen 3:45 MESZ beträgt der Abstand schon wieder 10’ und bei Sonnenaufgang gegen 7:30 MESZ ist er bereits auf 20’ angewachsen. Diese Konjunktion ereignet sich alle 8 Jahre, wobei sich Venus allmählich dem Regulus nähert, um ihn 2044 sogar zu bedecken (in Europa leider unsichtbar, da um Mitternacht vom 1./2. Oktober)! Die letzte Regulus-Bedeckung durch die Venus fand am Nachmittag des 7. Juli 1959 gegen 15:30 MEZ statt, als Venus im Meridian (Höhe +52°) stand. Unter dieser äußerst günstigen Bedingung konnten einige Niederländische Beobachter Regulus mit Hilfe eines Papprohres am Tageshimmel mit bloßem Auge sichten. Inzwischen hat sich die Bahn der Venus aber so weit verlagert, dass sie nur noch 3.5° an den Regulus herankommt (am 16.7.2023).
Regulus in der Dämmerung
Günther Können hat im Februarheft von Meteoros einen Beobachtungsvorschlag zur Beobachtung von Regulus in der Morgendämmerung am 3.10.2020 veröffentlicht. Dabei geht es darum, mit Hilfe der Venus als Orientierungspunkt den dicht bei ihr stehenden Regulus (Abstand 0°20’) so lange wie möglich zu verfolgen (mit bloßem Auge und mit Fernglas) – reicht die Sichtbarkeit mit bloßem Auge bis zum Sonnenaufgang? Bei dieser Beobachtung kommt es darauf an, wie lange der Regulus zu sehen/erkennen ist und mit welchen Hilfsmitteln.
Hintergrund: Ein entsprechender Beobachtungsaufruf zum 3.10.2012 konnte erfolgreich nur von einem einzigen Beobachter durchgeführt werden. Bei einer Sonnendepression von -5.2° konnte er den Stern noch gut erkennen, bei Depressionen von -3.7° und +0.7° jedoch nur noch durch ein Kartonrohr. Demnach war Regulus noch knapp nach Sonnenaufgang mit bloßem Auge sichtbar!
Durchführung: G. Können schlägt einen Beobachtungszeitraum von 6:30–8:00 MESZ vor (Sonnenaufgang ca. 7:30 MESZ), wobei zu bestimmen ist, wann Regulus zum letzten Mal mit bloßem Auge gesichtet werden kann. Als Hilfsmittel schlägt er vor: 1. unbewaffnetes Auge; 2. ein Kartonrohr von etwa 50 cm Länge bei etwa 5 cm Durchmesser; 3. einen Feldstecher, um die Position von Regulus relativ zu Venus zu bestimmen oder wenn man den Stern aus den Augen verloren hat.
Von besonderem Interesse sind Beobachtungen mit dem Papprohr, zu denen positive Beobachtungen von 1959 uns 2012 vorliegen, obwohl in der Literatur durchgehend diese Methode als erfolglos bezeichnet wird! Günther Können hat mir geschrieben: >Aber in die Beobachtung von 2012 sah es danach aus dass der Rohr trotzdem wirkt. Ich bin darum sehr gespannt was die Erfarung von die AKM Mitglieder mit Beziehung zum Rohre sein soll.<
Überstrahlungseffekt
Mich hat dieser Aufruf auf eine zusätzliche Beobachtungsmöglichkeit hingewiesen: Wenn Venus so nahe an Regulus steht, wird dieser dem Auge deutlich schwächer erscheinen. Diesen Effekt habe ich „Überstrahlungseffekt“ gennant [LINK: viewtopic.php?f=1&t=56343] und er sollte bei Regulus sehr auffällig sein.
Nach meinen bisherigen Beobachtungen beträgt die Abschwächung in einer Entfernung von 20’ vom Jupiter immerhin fast eine ganze Größenklasse, so dass Regulus neben der Venus nur etwa +2.3 mag hell erscheinen dürfte – wenn der Effekt bei der deutlich helleren Venus nicht noch auffälliger ist. Mit zunehmender Dämmerung wird dieser Effekt verschwinden, so dass für die Sichtbarkeit des Regulus in der Dämmerung keine Abschwächung mehr vorhanden sein wird. Aber eben bei noch stockdunklem Himmel. Nur: an diesem Morgen werden wir keinen stockdunklen Himmel haben, da der noch fast volle Mond (98.4% beleuchtet in PSC, neben dem sehr hellen Mars!) etwa gleichhoch im Westen steht und sich dem Untergang nähert. Wie stark die Himmelsaufhellung ausfallen wird, hängt von vielen lokalen Faktoren ab. Je größer die Aufhellung, desto geringer der „Überstrahlungseffekt“.
Wer sich also zur Beobachtung in der Dämmerung entschließt, könnte auch schon bei Dunkelheit beginnen und die wahrgenommene Helligkeit von Regulus bei Dunkelheit und dann im Laufe der heller werdenden Dämmerung schätzen. Am Besten wäre es natürlich, eine Beobachtungsserie zu versuchen, und damit etwa eine Woche vorher zu beginnen und etwa eine Woche danach zu beenden. Dann dürfte der Effekt der Annäherung von der Venus erkennbar werden. Immerhin habe ich den Effekt beim Jupiter bis zu einer Entfernung von 1.3° feststellen können. Demnach dürfte der Effekt auch am 2. und evtl. am 4. Oktober zu sehen sein, davor bzw. danach dürfte er noch nicht in Erscheinung treten – aber: die Venus ist deutlich heller als Jupiter! Daher wage ich keinerlei Prognose. Lassen wir uns überraschen! Je mehr Beobachter mitmachen, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse! Hoffen wir nun auf gutes Wetter! Dabei nicht vergessen: dieser Effekt ist ein rein optisch-physiologischer, der im Auge entsteht – er kann mit Instrumenten nicht gemessen werden! Hier kommt es wirklich auf die visuelle Beobachtung an!
Die Daten
Am 3.10. um 6:00 MESZ steht die Venus etwa 20° hoch (20.9° fast genau im Osten) bei einer Sonnendepression von -15.1°.
Gute Vergleichssterne sind Gamma LEO (+2.2 mag) und Delta LEO (+2.6), die den erwarteten Helligkeitsbereich abdecken. Sollte der Abschwächungseffekt doch größer sein, stehen Epsilon LEO (+3.1 mag) und zeta LEO (+3.5 mag) zur Verfügung. Evtl. ist Alphard (Alpha HYA) (+2.0 mag) auch zu verwenden (vor allen etwas später, wenn er höher steht!). Viel weiter nördlich, aber etwa gleichhoch, stehen die Deichselsterne Eta UMA (+1.8 mag), Zeta UMA (+2.2) und Epsilon UMA (+1.7) und etwas schwächer sind Gamma UMA (+2.4 mag) sowie Delta UMA (+3.3 mag); viel weiter südlich der Orion mit den Gürtelsternen Zeta ORI (+1.8 mag) und Delta ORI (+2.4 mag) sowie notfalls Beta CMI (+2.8 mag) und Eta ORI (+3.3 mag). Die Helligkeiten sind in den beigefügten Karten (erstellt mit stellarium) eingetragen und stehen jeweils rechts des Sternes. Bei nur geringfügiger Abschwächung kommen Castor (Alpha GEM +1.6 mag in) und Pollux (Beta GEM, +1.5 mag [bzw. +1.2 mag?]) in Frage.
Ab 6:30 dürfte sich die Dämmerung allmählich bemerkbar machen (Sonnendepression 10.3°) – das ist auch der Zeitpunkt, den G. Können für den Beginn der Beobachtung ansetzt.
Die Entfernungen Venus – Regulus betragen am jeweiligen Morgen:
30.9. -3.2° – 1.10. -2.0° – 2.10. -0.9° – 3.10. +0.3° – 4.10. +1.4° – 5.10 +2.6° – 6.10. +3.8°
Abb.1 Bahn der Venus vom 30.9.–6.10. mit Venus am 3.10.
Abb.2 Sternhelligkeiten LEO und nach Norden (UMA)
Abb.3 Sternhelligkeiten LEO und nach Süden (ORI)
Christoph
PS: Diese Venus-Regulus-Konjunktion dient auch als Testlauf für die „Große Konjunktion“ zwischen Jupiter und Saturn am 21. Dezember. Da nähert sich Jupiter bis auf etwa 6’ dem Saturn – und dabei könnte der Effekt beim Saturn ganze +2.2 mag ausmachen! Leider interferiert der zunehmende Mond, der am 17.12. am Planetenpaar vorbeizieht.
BEOBACHTUNGSAUFRUF: Regulus am 3.10.2020
Moderator: StefanK
- Christoph Gerber
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Re: BEOBACHTUNGSAUFRUF: Regulus am 3.10.2020
Beobachtung vom 28.09.
Heute früh kurz vor und in der Dämmerung konnte ich –zwischen Wolkenabzug und Nebelaufzug– endlich Regulus zum ersten Mal für dieses Projekt beobachten. Venus hat sich dem Stern bereits auf 5.5° genähert. Zu meiner großen Überraschung war Regulus bereits (deutlich) schwächer als erwartet (Beobachtungen Extinktions-Korrigiert). Leider habe ich keine Schätzungen im Spätwinter machen können, als Regulus entsprechend tief am Abendhimmel stand, um eine „Ausgangsgröße“ zu haben. Ich habe mit vier Sternpaaren geschätzt (Alpha-Beta UMa, Epsilon-Zeta UMa, beide Male +1.9 mag; Epsilon-Delta Ori (+1.7) und Beta Gem-Beta CMi (+2.0). Aufgrund der großen Entfernung zu Regulus habe ich zunächst Sternpaare bestimmt, von denen der eine heller, der andere schwächer als Regulus erschien, und dann versucht, eine Stufenschätzung daraus zu machen. Dass die Einzelschätzungen doch so nahe beieinander liegen, ist erfreulich. Jetzt muss in den kommenden Tagen nur noch das Wetter mitspielen – denn bei aufklarender Wolkendecke kommt schnell Nebel ins Spiel.
Garniert wurde die heutige Beobachtung mit einer schönen türkisfarbenen Feuerkugel (-4 mag) etwa vom Löwenkopf zum Hydra-Hauptstern Alphard (leider kein DSX).
Christoph
Heute früh kurz vor und in der Dämmerung konnte ich –zwischen Wolkenabzug und Nebelaufzug– endlich Regulus zum ersten Mal für dieses Projekt beobachten. Venus hat sich dem Stern bereits auf 5.5° genähert. Zu meiner großen Überraschung war Regulus bereits (deutlich) schwächer als erwartet (Beobachtungen Extinktions-Korrigiert). Leider habe ich keine Schätzungen im Spätwinter machen können, als Regulus entsprechend tief am Abendhimmel stand, um eine „Ausgangsgröße“ zu haben. Ich habe mit vier Sternpaaren geschätzt (Alpha-Beta UMa, Epsilon-Zeta UMa, beide Male +1.9 mag; Epsilon-Delta Ori (+1.7) und Beta Gem-Beta CMi (+2.0). Aufgrund der großen Entfernung zu Regulus habe ich zunächst Sternpaare bestimmt, von denen der eine heller, der andere schwächer als Regulus erschien, und dann versucht, eine Stufenschätzung daraus zu machen. Dass die Einzelschätzungen doch so nahe beieinander liegen, ist erfreulich. Jetzt muss in den kommenden Tagen nur noch das Wetter mitspielen – denn bei aufklarender Wolkendecke kommt schnell Nebel ins Spiel.
Garniert wurde die heutige Beobachtung mit einer schönen türkisfarbenen Feuerkugel (-4 mag) etwa vom Löwenkopf zum Hydra-Hauptstern Alphard (leider kein DSX).
Christoph
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