ISS: 5x + "Finsternis"

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Christoph Gerber
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ISS: 5x + "Finsternis"

Beitrag von Christoph Gerber » 16. Mai 2019, 07:22

Hallo zusammen,

jetzt kommen wir wieder in den Zeitraum, dass 5 ISS-Überflüge in einer Nacht zu sehen sind. Dies ist in den Nächten 17./18. und 19./20. Mai dieses Jahr wieder der Fall. Dabei geschieht kurz vor Mitternacht am 17./18.5. ein Sonderfall, den ich noch nie gesehen habe: während der Sichtbarkeit verschwindet die ISS für etwa 3 Minuten im Erdschatten. Dabei taucht sie wohl theoretisch in den Erdschatten ein, praktisch dürfte sie aber nur im Halbschatten bleiben. Wie sieht sie dann aus? Wird sie dann ganz rot gefärbt sein? Wie schwach wird sie, wenn sie nicht ganz verfinstert wird? Ich hoffe, dass jemand diesen Überflug beobachten und dann berichten kann!
Die Daten (aus heavens-above.com für Heidelberg):

17 May -2.0 22:09:10 10° S 22:11:00 14° SE 22:11:39 13° ESE visible
17 May -2.6 23:43:48 10° WSW 23:48:33 29° E 23:50:21 10° ENE visible [mit Verfinsterung!]
18 May -3.2 01:20:27 10° W 01:23:42 58° N 01:27:00 10° ENE visible
18 May -3.7 02:57:10 10° WNW 03:00:30 76° NNE 03:03:48 10° ESE visible
18 May -3.0 04:33:56 10° W 04:36:54 31° SW 04:39:51 10° SSE visible

19 May -2.9 22:02:37 10° SSW 22:05:28 27° SE 22:08:21 10° E visible
19 May -3.8 23:38:31 10° WSW 23:41:50 81° NNW 23:45:09 10° ENE visible
20 May -3.2 01:15:20 10° WNW 01:18:36 56° N 01:21:53 10° E visible
20 May -4.0 02:51:58 10° WNW 02:55:17 70° SSW 02:58:34 10° ESE visible
20 May -2.2 04:29:17 10° W 04:31:24 16° SW 04:33:31 10° S visible

Viel Erfolg!
Christoph

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Christoph Gerber
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Re: ISS: 5x + "Finsternis"

Beitrag von Christoph Gerber » 17. Mai 2019, 22:17

Bericht zur ISS-"Finsternis"

Der Himmel hier über Heidelberg war zwar stark bewölkt, aber zwischen den Wolken ließ sich die ISS gut verfolgen. Sie kulminierte etwas oberhalb von Arktur und war zu diesem Zeitpunkt etwa eine magnitude heller, also etwa -1.0 mag. Von Finsternis also keine Spur. Allerdings lag die Helligkeitsprognose bei CalSky für diesen Zeitpunkt bei -4.2mag (wo von einer "Verfinsterung" nicht einmal eine Andeutung zu lesen war, weshalb ich annahm, das mit der Verfinsterung sei eher theoretischer Natur). Als sie bei mir hinter dem Berg verschwand, war sie immerhin noch so hell wie Deneb (etwa +1.3 mag). Zu diesem Zeitpunkt sollte sie etwa -1.8 mag hell sein, so dass bei beiden Schätzungen die Helligkeit der ISS etwa 3 mag unter der berechneten war. Daraus ließe sich ein "Finsternis-Effekt" ableiten, der aber nicht als ein "An-Aus-An"-Effekt daherkam, sondern in einer allgemeinen Abschwächung der ISS um etwa 3 magnituden über die gesamte Sichtbarkeitsperiode. Demnach dürfte die ISS während des Überfluges im Halbschatten eingetaucht gewesen sein.

Christoph

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Re: ISS: 5x + "Finsternis"

Beitrag von Tobias F. » 18. Mai 2019, 11:15

Hallo Christoph,

Ich konnte die ISS auch beobachten. Sie war nicht rötlich, nur etwas weniger hell als gewöhnlich, geschätzt etwa so hell wie Arktur also irgend etwas zwischen 0 und +1mag. Bei der passage von Arktur schien sie kurzzeitig etwas heller zu werden. Nur der Mond hat etwas gestört.

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es grüßt
Tobias ;-)
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Re: ISS: 5x + "Finsternis"

Beitrag von Christina Meier » 18. Mai 2019, 15:46

Ich war auch neugierig :wink: und der Himmel über Berlin riss passend zum Überflug auf. Auch hier war bis auf eine etwas reduzierte Helligkeit nichts aussergewöhnliches zu erkennen, aber die ISS ist ja eigentlich immer sehenswert! :)

Anbei ein Foto (bitte Lupe rausholen, besser bekomm ich es mit der Bridgekamera nicht hin :oops: )
P1360991.JPG

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Re: ISS: 5x + "Finsternis"

Beitrag von Christoph Gerber » 19. Mai 2019, 07:27

Hallo Tobias und Christina,

ich freue mich sehr, dass ihr die Anregung aufgegriffen habt. Ich war auch gespannt, was passieren würde. Aber wenn ihr auch eine verringerte Helligkeit wahrgenommen habt, dann war das wohl ein realer Effekt - ich hatte mich gefragt, ob der bei mir evtl. durch die Bewölkung vorgetäuscht wurde. Das scheint aber nicht der Fall gewesen zu sein. Zumindest liegt jetzt ein Beobachtungsergebnis vor, das in Zukunft bei der Helligkeitsprognose berücksichtigt werden könnte/sollte, oder dass es sich lohnt, auf solche Grenzfälle hinzuweisen. Bei dieser „streifenden Sonnenbedeckung“ war die ISS nicht tief genug in den Erdschatten eingedrungen, um eine Rötung des Satelliten zu verursachen – aber doch, um deutlich abgeschwächt zu werden.
Ich werde dies sowohl an heavens-above („unrealistische“ Berechnung von Eintritt/Austritt in den Erdschatten, der im Normalfall bedeutungslos ist weil die Halbschatten-Phase äußerst kurz ist) als auch an CalSky („unrealistische“ Berechnung da Halbschatten-Phase gar nicht in Erwägung gezogen wurde) mit Hinweis auf diesen Forumseintrag melden. Vielen Dank für das Mitmachen!

Herzliche Grüße aus Heidelberg,
Christoph

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Christoph Gerber
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Re: ISS: 5x + "Finsternis"

Beitrag von Christoph Gerber » 30. Mai 2019, 09:14

Wie hell ist die ISS im Erdschatten?

Ich erlaube mir, die folgende Beobachtung hier anzufügen, da sie indirekt mit dem Thema zu tun hat:
Gestern Abend habe ich die ISS bei einem Überflug beobachten können (etwa 23:25 MESZ), bei der sie geschätzt -3.5mag hell wurde, und dann in etwa 31° Höhe in den Erdschatten eintrat. Diesmal hatte ich das Fernglas (12x60) dabei, weil mich eine Frage beschäftigte: Wird die ISS beim Schatteneintritt rot? Ich habe sie bisher nie "erröten" sehen (mit bloßem Auge), wenn sie in den Erdschatten eintauchte. Wie sieht das nun im Fernglas aus? Hier konnte ich beobachten, dass sie tatsächlich rot wurde – aber erst bei einer Helligkeit, in der sie schon nicht mehr mit bloßem Auge sichtbar war. Und was mich am meisten überrascht hat: nach dem Eintritt in den Erdschatten wurde sie schnell schwächer, aber plötzlich stoppte die Helligkeitsabnahme und die ISS zog weiterhin ihre Bahn sichtbar, wenn auch mit einer Helligkeit von vielleicht +7 bis +8 mag. Ich verlor sie aus den Augen, als sie hinter einer Wolkendecke verschwand. Das war bei Xi/55 Ser in einer Höhe von etwa 13°. Das muss um etwa 23:27:30 gewesen sein, also gut 2:20 min nach Schatteneintritt.
Hieraus stellt sich mir die Frage, wie schwach (bzw. hell) im Erdschatten überhaupt "leuchtet" – oder verlässt sie jetzt (nicht mehr einen Monat vor der Sommersonenwende) selbst im Erdschatten den "Dämmerungsbereich" nicht mehr?

Christoph

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