PL 2018/03/15 Tankavaara / Frage zur Gestalt

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Robert Wagner
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PL 2018/03/15 Tankavaara / Frage zur Gestalt

Beitrag von Robert Wagner » 16. Mär 2018, 18:13

Hallo,

gestern Abend etwa 18:30-19:00 UTC hatten wir hier in Tankavaara einen feinen Substorm, mit eindrucksvollen schnellen Bewegungen:
Bild

Bild
(Die Bilder sind leider nur mittelmäßig, weil sich Finnair mit meinem Stativ etwas Zeit gelassen hat und man bei -15°C manchmal nicht wirklich lange Belichtungszeiten hinbekommt ;))

Aber meine Frage ist eine andere: immer wieder, so auch gestern Abend, beobachte ich nach Substürmen Muster wie diese hier:
Bild

Bild
- relativ statisch und dunkel, ziehen sich aber durchaus in und über den Zenit. Mir kommt das immer so vor wie Überreste der vorhergegangenen "Action", so als ob gewisse Magnetfeldlininen quasi übriggeblieben sind und die Aurora noch darin hängt, bis jemand das "Display löscht" und dann kanns weiter gehen, oder die Show ist zu Ende.

Habt ihr sowas auch schon mal beobachtet und gibts Erklärungen, wie diese Displays zustande kommen (die mich immer sehr an Geister erinnern, Überreste des Substorms eben), die sich ja doch von den Erscheinungsformen aktiver und dynamischer Aurora zu unterscheiden scheinen?

Grüße aus dem Norden (geht die Tage weiter Richtung Menesjärvi, Kirkenes, Pasviktal),
Robert
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OlafS
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Re: PL 2018/03/15 Tankavaara / Frage zur Gestalt

Beitrag von OlafS » 17. Mär 2018, 12:15

Hallo Robert,

zu Deiner Frage "Habt ihr sowas auch schon mal beobachtet ..." würde ich sagen "ja". Ist aber schon sehr lange her.
Ich würde sagen, daß das Bild Deiner Beobachtung nahekommt (?):

Bild
Äkäskero, ca. 67.7°N / 24.5°E
16.01.01 um 19:42UTC (Ursa Major und Leo), t=1’ auf Fujichrome RH 400, Objektiv 1:2.8/29mm, eine halbe Stufe abgeblendet.


Zur Beobachtung selbst kann ich nach so viel Jahren leider nichts mehr beitragen außer dem Text in folgender Quelle:

Quelle:
"Polarlichter über Finnisch-Lappland / Äkäskero im Januar 2001"
http://3sky.de/PL/PL2/aurora_b_010116_19finn.html



Gruß, Olaf
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Astrid Beyer
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Re: PL 2018/03/15 Tankavaara / Frage zur Gestalt

Beitrag von Astrid Beyer » 17. Mär 2018, 21:12

Robert Wagner hat geschrieben: 16. Mär 2018, 18:13 Habt ihr sowas auch schon mal beobachtet
Hallo Robert,

ja, bei uns sah es sehr ähnlich aus:
im Oktober 2015 auf Senja, in der Nacht vom 08. zum 09.10.
Die Nächte davor (und danach!!) gab es unwahrscheinlich aktive und helle Polarlichter.
Als wir in Torsken abends beobachteten, kam es uns irgenwie dunstig oder neblig vor. Fotos zeigten allgegenwärtiges grün.
Mein Eindruck damals war, als ob im grünen Himmel dunklere Stellen waren, quasi "Polarlicht-Löcher".
Normalerweise hat der dunkle Himmel ja grüne Bänder.
schwache normale Aktivität:
BildSenja - Torsken by Astrid Beyer, auf Flickr

diffuses homogenes Grün:
BildDSC_6321f by Astrid Beyer, auf Flickr

anschließend dunkle Flecken im Grün:
BildDSC_6364f by Astrid Beyer, auf Flickr
BildDSC_6542f by Astrid Beyer, auf Flickr

Also gesehen haben wir das auch. Unsere Vermutung damals war ebenfalls, dass wir die aktivere Phase verpasst haben oder dass die ganze Nacht "Pause" war - eine Zusammenstellung der Beobachtungen auf dieser Reise hier.

Grüße Astrid

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Martin Hahn
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Re: PL 2018/03/15 Tankavaara / Frage zur Gestalt

Beitrag von Martin Hahn » 18. Mär 2018, 15:26

Hallo Robert,
ich habe dieses nachhängede dunkle Polarlicht auch schon gesehen, einmal in schwedisch-Lappland im Herbst 2016 und einmal in Zentralalaska im Herbst 2014. In Alaska hat das Display über seine gesamte Fläche in stetem Rhythmus geflackert, so ca. mit einer Frequenz von 2Hz. Leider konnte ich das nicht bildlich festhalten, das wäre wohl nur per Echtzeitvideo gegangen. Es war aber äußerst faszinierend, ich kam mir vor wie in einer kosmischen Disko. Das Display selbst sah dabei ähnlich aus wie auf deinen Bildern, vielleicht noch etwas fleckiger.

Die Displays ähnlicher Form 2016 in schwedisch-Lappland traten immer direkt nach einem großen Substorm auf und schwächten sich kontinuierlich ab. Das würde zu deiner Theorie eines "Überrest"-Displays passen.

Liebe Grüße
Martin
Clear Skies!
Martin

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Re: PL 2018/03/15 Tankavaara / Frage zur Gestalt

Beitrag von Torsten Serian Kallweit » 19. Mär 2018, 07:11

Ich habe oft beobachtet, dass nach der Hauptaktivität solche "Polarlichtreste" teilweise bis zum Zenit (in Mittelschweden) noch lange stehenbleiben; manchmal bis zum Morgengrauen. Sehr oft pulsieren sie, sind Wolken- oder Bänder-artig oder auch feiner Strahlen-strukturiert. So feine Muster wie oben kommt dabei vor, ist aber eher seltener. Flackern, Pulsieren dagegen häufig (haben die feinen Strukturen pulsiert/geflackert?).
Wenn man sich Nordlichtaufnahmen aus dem All anschaut, sieht man schön, wie es neben/hinter der Hauptaktivität oft rumflackert. Z.B. hier (besonders ab 1.30) :
https://www.youtube.com/watch?v=wsPAxED4RUU
„Ob Du denkst, Du kannst es, oder Du kannst es nicht :
Du wirst auf jeden Fall recht behalten.“ www.galerie-art21.de

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