Dazu kann ich auch noch etwas sagen, auch wenn es schon lange her ist.HCI hat geschrieben: ↑24. Sep 2017, 07:30 Warum sieht man die Fehler (Verstärkerglühens) in Filmen wie https://vimeo.com/184989447 nicht,
wurden diese Filme massive überarbeitete?
Es ist alles relativ. Die A7s kann Polarlicht sicherlich gut filmen, aber definitiv nicht jedes.
Ich habe mir vor einiger Zeit eine A7sII zugelegt, die noch um etwa eine Blendenstufe rauschärmer ist als die A7s und auch deutlich besser als die A7 III (alles unter Extrembedingungen getestet = kein künstliches Licht, nur Sternenhimmel).
Wer meint, dass man damit schön den Sternenhimmel, wie z.B. die Milchstraße, womöglich noch mit Landschaft im Vordergrund bei (nahezu) lichtverschmutzungsfreien Bedingungen oder ein fotografisches Polarlicht am Ostseestrand filmen kann, irrt sich gewaltig!
Die oben zitierten Videos wurden nicht mit Verstärkungen aufgenommen, bei denen das Verstärkerglühen der Sonys sichtbar wird. Das ist etwa ab ISO102400 der Fall. Das Eingangssignal (beleuchtete Innenstadt und helle Polarlichter) ist dafür aber viel zu stark, hier wurde mit maximal ISO51200 gefilmt, vermutlich meist noch weniger. Es sind ja überall künstliche Lichter zu sehen und dafür braucht man gar keine so extremen Verstärkungen. Sonst müssten wir ja hier nicht immer zum PL-Gucken aus der Stadt raus.
Hier mal ein einfaches Rechenbeispiel für die, die es ganz genau wissen wollen: Gute Fotos von der Milchstraße oder schwachen (deutschen) Polarlichtern lassen sich ab ca. 10-15s Belichtungszeit bei f/1.4 und ISO3200-ISO6400 machen. Um eine vergleichbare Bildqualität bei einem 25-fps-Video (d.h. maximal 1/25s Belichtungszeit) zu erreichen, brauchen wir also einen Faktor von 15/(1/25) = 375, mit dem wir das Signal multiplizieren müssen. Bei der Blende kommen wir da nicht mehr weit, denn f/1.4 lässt sich mit verfügbaren Objektiven noch maximal etwa um den Faktor 4 (zwei Blenden) verbessern, theoretisch vielleicht 8, wenn wir einen Transmissionskoeffizienten von 1 annehmen, aber das ist tatsächlich kaum realistisch. Ohnehin haben die meisten Leute kaum Objektive, die besser sind als f/1.4 bzw. T/1.4 und schon gar keine richtigen Weitwinkelobjektive.
Nehmen wir also an, wir müssen uns den Faktor 375 woanders herholen. Da bleibt dann nur noch die ISO-Verstärkung (Belichtung ist ja fix bei 1/25s). Und ISO3200 x 375 = ISO1200000, wenn wir wohlwollend mit der unteren ISO rechnen.
Die Sony A7s Modelle kommen aber leider "nur" auf ISO409600, wobei das Bild schon ab ca. ISO102400 deutlich anfängt zu rauschen und das Verstärkerglühen wird störend. ISO409600 ist überhaupt nur dann noch brauchbar, wenn die Motivdynamik sehr begrenzt ist und man das Histogramm schön auf der rechten Seite (im hellen Bereich) halten kann (was man bei nächtlichen Landschaften ohne künstliches Licht vergessen kann). Es fehlt also ungefähr ein Faktor 12 oder 3-4 Blendenstufen, um noch brauchbare (sicherlich immer noch eher dunkle) Aufnahmen bei natürlicher Dunkelheit (= Sternenhimmel als einzige Lichtquelle) machen zu können. Das hört sich nach wenig an, ist aber eben fast noch einmal der Unterschied zwischen einer Nikon D850 und einer Sony A7s obendrauf. Es darf bezweifelt werden, dass es sehr bald eine (erschwingliche) Kamera geben wird, die das leisten kann.
Ich gebe zu, ich war auch erst einmal etwas enttäuscht, als ich die Limitierungen dieser Kameras festgestellt habe. Hierzulande lassen sich damit nur sehr helle Polarlichter filmen. Ich kenne kein in Deutschland aufgenommenes realtime Material.
Herstellerseitig besteht wohl kaum Interesse, darüber Auskünfte zu geben und tatsächliche Anwender, die sich damit befassen gibt es wohl auch nur sehr wenige. Und so wird man weiter allenfalls bei Vollmond nächtliche Landschaften filmen können und wer schonmal ein helles Polarlicht in D. bei Vollmond gesehen hat, dem kann schonmal leicht der Mundwinkel verrutschen.