Polarbanden und Nordlicht?

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Andreas Möller
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Polarbanden und Nordlicht?

Beitrag von Andreas Möller » 24. Jan 2016, 08:34

Hallo zusammen,
bei meinen Recherchen für das Polarlicht-Archiv, bin ich des öfteren auf den Begriff "Polarbanden" gestoßen. Das sind, dem Internet nach, von Nord nach Süd verlaufende Wolkenstreifen. Auch so wird es in den Berichten beschrieben.

Was ich jetzt in meinen Recherchen gefunden habe ist, dass diese Polarbanden wohl Vorboten von Polarlichtern sein sollen. Beispielsweise wurden Polarbanden am
09. und 29.11.1863 in Münster beobachtet. In den selbigen Nächten gab es Polarlicht zu sehen.

Kann mir jemand genau erklären was es mit diesen sog. Polarbanden als Vorbote für Nordlicht auf sich hat? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da Zusammenhänge gibt.

Viele Grüße,
Andreas

Anja Verhöfen
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Re: Polarbanden und Nordlicht?

Beitrag von Anja Verhöfen » 24. Jan 2016, 11:09

Hallo Andreas,

ich habe jetzt nur kurz recherchiert, was Polarbanden sind. Bisher konnte ich nur herausfinden, dass sie eine Wetterverschlechterung ankündigen.

Dass sie Polarlicht ankündigen, kann ich mir bei dem besten Willen nicht vorstellen, da sie ein rein meteorologisches Phänomen sind, während Polarlichter ja ein astronomisches Phänomen ist und auch höher stattfindet als diese Wolken. Man könnte unken, sie tauchen auf, wenn es helles Polarlicht in Deutschland gibt, weil dann das Wetter schlecht wird und das große Ereignis dann nicht gesehen werden kann. :mrgreen: Würde in meinem Fall und wahrscheinlich auch hier im Forum bei den meisten Mitgliedern passen.

Liebe Grüße.

Anja Verhöfen

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Andreas Möller
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Re: Polarbanden und Nordlicht?

Beitrag von Andreas Möller » 24. Jan 2016, 11:21

Hallo Anja,
da stimme ich dir zu. Aber ich vermute, dass damals diese Polarbanden mit Polarlicht in Verbindung gebracht wurden.

Hier man einige Zitate aus der "Wochenschrift für Astronomie, Meteorologie und Geographie 1863 / 1864"
Ein derart schwaches Nordlicht, dass seine mattrothen
Strahlen bei dem hellen Mondscheine nur mit Mühe erkannt wer
den konnten. Doch verdient es schon wegen der dasselbe be
gleitenden Polarbanden näher erwähnt zu werden.
Am Sonntage den 11. zeigten sich während des Nachmitmittags ausgezeichnete Polarbanden in der Richtung von Nord
nach Süd. Abends zwischen 7 u. 8 Uhr wurde am nordwest
lichen Himmel der Nordlichtschein beobachtet, der auf dunkeler
Bank basirte.
Am 17. Januar Nachmittags wurden auch hier in Münster auffallende Polarbanden beobachtet; ich fand mich desshalb veranlasst, an dem heitern Abende mich nach einem Nordlichte umzusehen, konnte jedoch keines entdecken.
Ich kannte diese Polarbanden vorher übrigens auch nicht.

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Astrid Beyer
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Re: Polarbanden und Nordlicht?

Beitrag von Astrid Beyer » 24. Jan 2016, 14:35

Hallo,

ich habe auch erst danach suchen müssen.
Anjas Theorie scheint zu stimmen:
Anja Verhöfen hat geschrieben: Man könnte unken, sie tauchen auf, wenn es helles Polarlicht in Deutschland gibt, weil dann das Wetter schlecht wird und das große Ereignis dann nicht gesehen werden kann. :mrgreen:
- in diesem Jahr definitiv!

Nein, jetzt ernsthaft: hier werden sie erwähnt nach dem Verlöschen der Polarlichter.

Und hier steht ein Satz über ihre Relation zu den Sonnenflecken.

Vielleicht kennst Du diese Lexika aber schon.

LG Astrid

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Daniel Ricke
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Re: Polarbanden und Nordlicht?

Beitrag von Daniel Ricke » 24. Jan 2016, 18:13

Hallo!
Sehr interessant!
Der Begriff "Polarbanden" ist ganz offensichtlich schon sehr alt und wird heute nicht mehr benutzt. (Wie viele hier kannte auch ich den Begriff nicht.)
In https://books.google.de/books?id=gMEWAQ ... en&f=false werden P. mit Cirrusstreifen gleichgesetzt. Tagsüber zumindest. (Man könnte ja auch mal nach Haloaktivität in den P. nachforschen) Wie heute immer noch, verlaufen diese als Zeichen des Endes einer Schönwetterphase und eines heran nahenden Sturmfeldes von N nach S. Der Konvergenzpunkt der Cirren liegt optisch gesehen weit im Norden (und Süden), daher wohl der Name. So hab ich es zumindest verstanden.

So haben Polarbanden und Nordicht für mich jetzt eigentlich nichts miteinander zu tun.

Was mich aber stutzig macht, diese Aussage:
"Die Polarbanden sind überhaupt merkwürdige Gebilde, in mond- und sternlosen Nächsten erglänzen sie häufig in phosphorischem Lichte, sie sind ... als der erste und allgemeine Ausbruch einer erhöhten Thätigkeit des Erdmagnetismus anzusehen".
Bei phosphorischem Lichte dachte ich erst an Airglow. Aber sternlose Nächte (also bewölkte Nächte) sprechen wieder dagegen.

mmmmmhhh.... :roll:

Gruß, Daniel
ja, wir sind Klasse! ;-)

steffi kister
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Re: Polarbanden und Nordlicht?

Beitrag von steffi kister » 25. Jan 2016, 11:24

Hallo zusammen,

die Beschreibungen klingen, als wären es normale Zirren, die nur durch ihre Richtung auffallen. Kann jemand ausschließen, dass es sich um die hier beschriebenen PSCs handelt?

viewtopic.php?f=34&t=56258http://forum. ... 34&t=56258

Ggf. wurde nur nirgends festgehalten, dass die Wolken deutlich höher liegen als Zirren? Inwieweit das jedoch Einfluss auf ein Zusammenspiel mit Polarlicht haben kann...keine Ahnung. Eventuell ist es Zufällen der Jahreszeit an denen beides häufiger sichtbar sein kann, zu verdanken?

Lg
Steffi

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Andreas Möller
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Re: Polarbanden und Nordlicht?

Beitrag von Andreas Möller » 26. Jan 2016, 08:36

Da haben wirs,
es war damal wohl tatsächlich so, dass ein Zusammenhang zwischen Polarbanden und Nordlicht vermutet worden ist.

Dazu habe ich in der "Wochenschrift für Astronomie, Meteorologie und Geographie. Nr 4, 1862" folgendes gefunden:
Gerade der von Herrn H. Weber 8 373 der Zeitschrift
(Jahrg. 1861) behauptete Zusammenhang der Polarbanden mit
den Nordlichtern oder magnetischen Störungen, der sich mir eben
falls aufzudrängen schien , war es auch , der meinen Entschluss
zur Reife brachte, den Polarbanden oder, wie ich sie nannte, den
„Cirrus-Streifen" meine ungetheilte Aufmerksamkeit einige Jahre
hindurch zu widmen. Meine Mittheilung über die Ergebnisse der
Beobachtungen, die ich anstellte, beschränkt sich vorläufig auf
eine Statistik der beobachteten Erscheinungen, da ich seitdem kei
nen Anlass fand, eigentliche Forschungen über den bemerkten
Zusammenhang anzustellen und demnach über die blosse Vermu-
thung nicht weit hinausgekommen bin.
Noch eins
Gewiss ist es kein Spiel des Zufalls, dass die Polarbanden, deren Zusammenhang mit dem Nordlichte (indirekt also auch mit dem Erdmagnetismus,)
schon bei uuzählig vielen Nordlichtbeobachtungen bemerkt und ausgesprochen wurde, genau derselben jährlichen Periode unter liegen, wie jene Erscheinungen.

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