Totale Mondfinsternis am 27./28.09.2015

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Moderator: StefanK

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StefanK
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Re: Totale Mondfinsternis am 27./28.09.2015

Beitrag von StefanK » 9. Okt 2015, 08:33

Hallo zusammen,

einen Rückblick auf die MoFi am 28.09.15 samt Bericht aus Bonn und einem Experimentg zum frühen Nachweis des Halbschattens gibt es als pdf (2.09 mb) zum Download: Rückblick auf die MoFi 2015 + Bericht aus Bonn + Halbschattennachweis in einem pdf (2.09 mb) zum Download: http://www.mofi2015.de/28092015.pdf .

Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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andreas hermann
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Re: Totale Mondfinsternis am 27./28.09.2015

Beitrag von andreas hermann » 10. Okt 2015, 16:12

allo Elmar,

Ich finde deinen Beitrag und deine Messungen sehr interessant. Und ich kann dir auch klar sagen, dass diese Mondfinsternis im Großraum Wien und Umgebung von den verschiedenen Beobachtern (und das waren viele !!!) zwar als eher dunkel empfunden wurde, aber keinesfalls als die dunkelste seit langem oder gar die dunkelste überhaupt. Als eine solche haben die Beobachter hier überwiegend die Mondfinsternis von 15.6.2011 in Erinnerung. (--> http://www.waa.at/bericht/2011/06/20110 ... index.html)

Im Gegensatz dazu hätte ich die Finsternis diesmal mit Danjon 2 und somit heller als 2011 eingestuft, was sich auch mit einer Einschätzung eines sehr erfahrenen Beobachters aus dem Norden von Wien deckt (--> http://www.waa.at/bericht/2015/09/20150 ... wvo02.html)

Wir haben uns hier übrigens bei der Beobachtung in keinen "exotischen" Höhenlagen sondern im Flachland befunden. :wink:

Ich sehe aber auch, wenn ich die Wetterdaten nochmals Revue passieren lasse, dass am 28. September früh (03 UTC) z.B. in der ganzen Nordhälfte Deutschlands und auch über der Mitte Deutschlands die Luftfeuchtigkeit fast durchwegs bei 90-100% gelegen war, während gleichzeitig im Raum Wien und Umgebung nur 61-75% gemessen wurden. Wenn man nun bedenkt, dass die relativ bodennahe Luftfeuchtigkeit (zumindest bei hohen Werten) die atmosphärische Durchsicht wesentlich mitbeeinflusst, dann könnte das den Unterschied schon ausgemacht haben.

lg, Andreas

Hier übrigens mein kurzer Bericht:
http://www.waa.at/bericht/2015/09/20150928apf03.html

Bild

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Elmar Schmidt
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Re: Totale Mondfinsternis am 27./28.09.2015

Beitrag von Elmar Schmidt » 11. Okt 2015, 15:06

Hallo Andreas,

danke für den Bericht. Ja, ganz klar, die MoFi vom 15.6.2011 (von mir in Namibia gemessen) war -0,35 m, die jetzige (noch nicht vollst. ausgewertet) lag bei -1,75. Meine Rohdaten werden übrigens bei der Auswertung auf Meereshöhe (aber mit Mond dort dauernd fiktiv im Zenit, das bedeutet Luftmasse = 1) standardisiert, sowie auf mittl. Sonnen- und Mondabstände. Nur dann ist eine Vergleichbarkeit verschiedener Finsternisse gegeben.

Nach meiner Einschätzung war bei beiden o.g. Ereignissen kein wesentlicher Vulkanstaub aus Chile dabei. 2011 war der Ausbruch noch zu frisch, und eben schon eine Weile zurückliegend, außerdem waren beides keine Pinatubo- oder Mt.St.Helens-Ereignisse. Die 2011er-Finsternis war halt nur eine sehr tiefe.

Die "exotischen Höhenlagen" dienen nur meiner Chancenerhöhung. Dort konnte ich in acht Jahren (bei sieben Versuchen) 5 von 9 totalen Mondfinsternissen messen, vorher und nur von hier waren es zwei in 17 Jahren.

Beste Grüße, Elmar

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Re: Totale Mondfinsternis am 27./28.09.2015

Beitrag von StefanK » 12. Okt 2015, 22:26

Hallo zusammen,

hier ist eine Analyse der Mondfinsternis von den brasilianischen Beobachtern, inkl. Abschätzung der Helligkeit:
http://www.geocities.ws/lunissolar2003/ ... _Sep28.htm . Die hatten übrigens - wohl als einzige - eine Lichtabschwächung durch Aerosole aus dem Chalbuco-Ausbruch vorhergesagt und lagen auch bei der Prognose der Helligkeitsverteilung auf dem Mond während der Totalität richtig: http://www.geocities.ws/lunissolar2003/2015Sep28.htm .

Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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Re: Totale Mondfinsternis am 27./28.09.2015

Beitrag von Elmar Schmidt » 13. Okt 2015, 12:33

Hallo Stefan,

Helio Vital ist ein Veteran dieser Beobachtungen, aber aus seinem Bericht geht auch hervor, daß die Bedingungen in Brasilien ausgesprochen mies waren. Sie konnten noch nicht mal Umgekehrte-Feldstecher-Schätzungen liefern.

Dann aus den bekanntermaßen wackligen Danjon-Werten oder im Vergleich einer Punktquelle mit dem flächigen Mond auf einem Photo Helligkeiten ermitteln zu wollen, ist natürlich obendrein fehlerbehaftet.

Ich halte die vorgestellten Magnituden daher für viel (mind. 0,5 m) zu niedrig, sie unterschreiten ja noch diejenigen von Keen, die wohl unter meist besseren Bedingungen in Europa und Nordamerika zustande kamen.

Ich bekam übrigens inzwischen von Frank Killich, der die Finsternis in Norddtld. mit einem zu meinem sehr ähnlichen Photometer messen konnte, Daten aus Göttingen, die auf besser 10% mit meinen übereinstimmen. Die genaue Auswertung beginnt erst. Den Rest entnehme man dann einer Publikation (oder Vortrag), aber das dauert noch eine Weile.

Gruß, Elmar

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Re: Totale Mondfinsternis am 27./28.09.2015

Beitrag von Matthias Schmidt » 13. Okt 2015, 15:48

Eigentlich wollte ich die Mondfinsternis schön von einer Anhöhe mit darunterliegender, nebliger Landschaft aufnehmen. Aber selbst der erhöhte Standort (in der Region Hannover) lag im Nebel. Daher bin ich auf das Parkdeck eines Einkaufszentrums in der Stadt gefahren, von wo ich bessere Sicht hatte. Allerdings war der Mond zur Totalität bis auf einen kaum sichtbaren hellen Punkt im Nebel verschwunden. Zuvor konnte ich wenigstens ein paar Bilder festhalten. Ich zeige ich hier ein Bild, das ich aus zwei Aufnahmen zusammengesetzt habe (HDR). Ein Bild wurde passend für die Schattenseite belichtet und eins auf die beleuchtete Seite. Letzteres habe ich etwas hell gehalten, damit der Unterschied zwischen Licht- und Schattenseite nicht ganz so unnatürlich aussieht.

Bild

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Re: Totale Mondfinsternis am 27./28.09.2015

Beitrag von Elmar Schmidt » 15. Okt 2015, 10:00

Hallo,

sehr gute Bilder habe ich auch hier gefunden (nach Hinweis von Eva Seidenfaden):

http://www.astro-bilder.de/Bildergaleri ... -2015.html

Und zwar speziell dort von Markus Weber (Takahashi TSA 102/800 !).

Aus dem Minimumsfoto (Nr. 5) geht auch hervor, warum die Finsternis zumeist als dunkler empfunden wurde, als sie es m.E. war (wie oben schon mehrfach diskutiert).

Durch die Mondbahn südlich des Schattenzentrums wurde nämlich der mit den Maria ohnehin dunklere Nordteil noch weiter verdüstert (holländisch heißt MoFi "maansverduistering"), so daß dort kaum noch Topographie erkennbar blieb. Die südlichen Hochländer mit etwa doppelt so hohen Albedowerten (bis 25%!) waren davon aber frei und sorgten für eine doch eher mittlere Gesamthelligkeit.

Dieser Einfluß ist m.E. größer als das, was Keen gerade über die Mondentfernung u.ä. postulierte. Dahinter zu kommen ist aber nicht so ganz ohne. Man muß dazu drei Dinge unter einen Hut bringen: ein Albedomodell des Mondes (1; das kann man aus Clementine-Daten recht gut gewinnen, idealerweise für die jeweilige Libration) und ein variables Erdschattenmodell (2; sicher der schwierigste Teil), durch das man den "Kunstmond" schiebt, bis Übereinstimmung mit genauen Lichtkurven (3) wie den meinigen besteht. Punktuelle Schätzungen kann man für diesen Zweck fast vollständig vergessen. Möchte mich(zuständig für die Photometrie) in den nächsten Jahren idealerweise mit Studenten (zuständig für Bildverarbeitung und Simulation) dieser nicht trivialen Aufgabe zuwenden.

Elmar

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Carsten Jonas
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Re: Totale Mondfinsternis am 27./28.09.2015

Beitrag von Carsten Jonas » 21. Okt 2015, 09:36

Hallo zusammen,

nun, im Urlaub, komme ich auch endlich zur Bearbeitung meiner Bilder...
Wir hatten an der Sternwarte in Kronshagen eine gigantische Medienpräsenz. Zwei Fernsehteams und ein Radiomoderator waren fast die gesamte Zeit anwesend. So richtig in Schwung kamen sie, als Nachrichten von weiteren Teams an der Westküste über bedeckten Himmel berichteten.
Beide Sternwarten wurden für Aufnahmen genutzt und viele zusätzliche Geräte und Montierungen waren drumherum aufgebaut. Selbst der bodennahe Nebel hat die Beobachter nicht abschrecken können. Wobei ich trotz des besagten Nebels, genau wie viele andere auch, ganz brauchbare Aufnahmen hinbekommen habe.
Die Stimmung war durchgängig gut und auch für das leibliche Wohl wurde mit Brötchen, Kuchen und Getränken gesorgt! Also eine wirklich gelungene Veranstaltung...

Hier meine bescheidene Ausbeute:

Gruß Carsten
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