"Polarlicht ist umso wahrscheinlicher..."

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Robert Wagner
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"Polarlicht ist umso wahrscheinlicher..."

Beitrag von Robert Wagner » 7. Feb 2005, 14:53

Hallo,

als Anhaltspunkt für das Auftreten von Polarlichtern (in mittleren Breiten?) werden ja sehr oft folgende Abhängigkeiten angegeben:
Polarlicht ist umso wahrscheinlicher:

- Bx: je kleiner der Wert,
- By: je grösser der Wert abends und je kleiner der Wert morgens,
- Bz: je grösser der Wert
Hat jemand grobe Erklärungen für diese Abhängigkeiten parat (oder die entsprechende FAQ-Webseite, die ich mir besser selbst ergoogelt hätte? :wink:)

Danke,
Robert
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Christoph Prall
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Re: "Polarlicht ist umso wahrscheinlicher..."

Beitrag von Christoph Prall » 7. Feb 2005, 15:29

Hallo Robert,

diese Sätze stammen ja von mir und meiner Erklärung auf meiner Website
wie sie ja auf "vielen Websiten" übernommen wurden. :wink:

Um diesen Zusammenhang zu verdeutlichen habe ich bei mir
http://sam.space-observer.de in meiner Erklärung, unter der SAM Grafik, Bilder eingefügt.

Es geht darum, dass das Magnetfeld und somit das Polarlichtoval nach
Süden also in Richtung Mitteleuropa verschoben wird und somit bei uns
Polaricht möglich wird.

Steht aber doch auch alles auf deiner Website, wo du doch Teile meiner
Erklärung übernommen hast. :idea:

P.S.: Wie sieht es mit meiner SAM DATEN Auswertung aus ?
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Robert Wagner
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Re: "Polarlicht ist umso wahrscheinlicher..."

Beitrag von Robert Wagner » 7. Feb 2005, 15:40

Hallo Christoph,

okay, ich formuliere meine Frage(n) anders:
Christoph Prall hat geschrieben:Hallo Robert,
Um diesen Zusammenhang zu verdeutlichen habe ich bei mir
http://sam.space-observer.de in meiner Erklärung, unter der SAM Grafik, Bilder eingefügt.

Es geht darum, dass das Magnetfeld und somit das Polarlichtoval nach
Süden also in Richtung Mitteleuropa verschoben wird und somit bei uns
Polaricht möglich wird.
- Warum sollte die x-Komponente des Magnetfelds umso kleiner werden, je näher uns das Polarlichtoval kommt? Und tut sie es tatsächlich? Das Oval ist uns ja um lokal Mitternacht näher als um lokal Mittag (um die Extremwerte zu nehmen). Diesen Tagesgang sollte ich dann ja auch in Bx beobachten, oder?

- Dieselbe Frage für By. Da ist von einem Tagesgang die Rede. Ich würde verstehen, dass By umdreht, sobald wir am Oval vorbeifahren bzw wir uns unter ihm wegdrehen. Je südlicher es liegt, desto grösser der Absolutwert, den ich messe. Fein, wenn diese Überlegung etwa stimmt, wäre ich zufrieden :D

- Bz versteh ich soweit, dass ich je nach Bz>0 oder Bz<0 feststellen kann, ob der Elektrojet nördlich oder südlich von mir liegt. Stimmt das so etwa?

Ciao,
Robert
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Re: "Polarlicht ist umso wahrscheinlicher..."

Beitrag von Lutz Schenk » 7. Feb 2005, 17:32

Hallo Christoph, Robert, und das Forum.

Ich poste mal so meine Erfahrung zu diesem Thema hier.
Polarlicht ist umso wahrscheinlicher:

- Bx: je kleiner der Wert,
- By: je grösser der Wert abends und je kleiner der Wert morgens,
- Bz: je grösser der Wert
Bx ist Ok so, da dies ja die N-S Rtg. des Magnetfeldes entspricht.

By auf Morgens oder Abends festzulegen, scheint mir so nicht ganz richtig.
Es liegt wohl eher daran, ob sich ein Substorm von Osten oder von Westen her nähert. Wie hier oft zu beobachten beginnen die Stürme von Osten her, daher dann auch der starke Anstieg in By. Während des Subsstorms (bei großen Events) ist ja dann auch oft das jähe Umschlagen von By zu sehen. Dies scheint mir die Bewegungen innerhalb des Substorm in E-W Rtg, oder umgekehrt zu repräsentieren.
Da das Oval nach magnetisch Mitternacht in seine größten Südausdehnung westlich von hier liegt, sind dann hier wohl eher Substürme sichtbar, die noch mal von W nach E zurückschwingen, und dann einen negativen Impuls im By bringen.

Zu Bz würde ich es etwas anders beschreiben:
Bz schon je größer der Wert, aber positiv gemeint eher nicht.
Solange sich das Oval auf uns zu bewegt ist Bz stark am sinken.
Die ist immer sehr schön in den Grafiken aus Norwegen zu sehen:
http://geo.phys.uit.no/stack/stackZ.html
(Habe da aber kein repräsentatives Stormfile von)

Die Aussagen wie oben genannt scheinen aus dieser Grafik hier zu stammen:

Bild
(Quelle weiß ich leider nicht mehr)

Für uns hier gilt wohl eher das sinken in Bz. Dies ist auch regelmäßig zu sehen, wenn hier PL sichtbar ist.

Einzig die Ausnahme ist, sollte das Oval über uns oder sogar südlicher liegen, dann ist Bz am steigen oder stark positiv. Dann stimmt die Aussage schon.

Robert Wagner hat geschrieben:...

- Warum sollte die x-Komponente des Magnetfelds umso kleiner werden, je näher uns das Polarlichtoval kommt? Und tut sie es tatsächlich? Das Oval ist uns ja um lokal Mitternacht näher als um lokal Mittag (um die Extremwerte zu nehmen). Diesen Tagesgang sollte ich dann ja auch in Bx beobachten, oder?
Leider habe ich keine Grafik wie oben die, wo man ein gestörtes Magnetfeld sehen kann. Hier kann ich nur sagen, das es einfach die Erfahrung gezeigt hat, das hier nur PL sichtbar ist, wenn auch Bx hier sinkt. Jedenfalls bei den schwächeren Events. Bei größeren Displays ist oft auch ein Anstieg sichtbar.

Siehe Event vom 29-31.10.2003:
Bild

Hier besonders zu beachten die Phase am 29.10. gegen 22:30UT. Hier beobachtete ich PL was schon länger sichtbar in N-NW "herungammelte" ;-) Erst gegen 23:30 UT ging es dann richtig los. Aber selbst da sind die Daten schon etwas wiedersprüchlich. Entscheidend scheinen mir hier eher die Fluktuationen. Bx scheint wohl nur eindeutig zu sein, so lange man sich halbwegs in der nähe des Ovals befindet. So wie in Kiruna, wo es regelmäßig abstürzt, bei heftiger Aktivität.

Sehr prägnant ist die Phase gegen 20 Uhr am 30.10. Hier ist es so richtig schön nach "Schema F" By steigt wie blöd, Bx und Bz fallen rapide.
Das Oval ist fast gut wie über uns.

Ein weiteres schönes Beispiel ist der 20.11.2003, an dem das Oval uns erreichte:

Bild

Mit Eintreffen der stärksten Aktivität nach 19 UT steigt Bz plötzlich sehr stark und bildet eine Spitze, nach dem es zuvor kräftig abgestürzt war. Ebenso Bx, das bis zur größten Aktivität stark sank.


-
Dieselbe Frage für By. Da ist von einem Tagesgang die Rede. Ich würde verstehen, dass By umdreht, sobald wir am Oval vorbeifahren bzw wir uns unter ihm wegdrehen. Je südlicher es liegt, desto grösser der Absolutwert, den ich messe. Fein, wenn diese Überlegung etwa stimmt, wäre ich zufrieden :D
Hier kann ich dier nicht so viel zu sagen, aber so in etwa ist auch mein Bild der Sache.
- Bz versteh ich soweit, dass ich je nach Bz>0 oder Bz<0 feststellen kann, ob der Elektrojet nördlich oder südlich von mir liegt. Stimmt das so etwa?
Könnte hinkommen. Wenn ich mir den Elektrojet wie einen stromdurchflossenen Leiter vorstelle der in Ost-West Rtg. über uns gespannt ist, welcher von einem ringförmigen Magnetfeld umgeben ist, erreichen uns ja je nach Lage des Jets die aufwärts oder abwärts gerichteten Feldlinien. Oder besser gesagt, verändert das magnetische Feld des Jets das Grundfeld, so das wir ein resultierendes Bz messen können.

Leider sind meine Aussagen alle nicht so recht wissenschaftlich fundiert, sprechen mehr die Erfahrung an.

Aber für den Hausgebrauch und vielleicht auch ein bissel darüber hinaus reichts wohl ;-)

Wenn hier natürlich jemand noch fundierteres zu hat, immer her damit !
Oder Berichtigungen zu meinen Aussagen auch gern. Man lernt nie aus...

Viele Grüße,

Lutz

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