Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

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Oliver Schwenn
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Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

Beitrag von Oliver Schwenn » 26. Jul 2013, 10:54

Hallo liebe Forumsmitglieder,
ich fotografiere jetzt seit ein paar Jahren Polarlichter, hatte jedoch noch nie etwas von der Technik des Dunkelbildabzugs gehört. Hat damit jemand schon einmal Erfahrungen gesammelt und versucht das Bild klarer zu bekommen? Bislang hatte ich die Kamera mit möglichst geringer ISO und Offenblende eingestellt. Ich würde gerne den Sternenhimmel mit mehr Details darstellen.
Hier ein paar Beispielbilder aus Finnland vom Februar/März.

http://www.polarlyset.de/Winterdream%20 ... G_2807.jpg


Viele Grüße

Oliver

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Laura Kranich
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Re: Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

Beitrag von Laura Kranich » 26. Jul 2013, 11:19

Hallo Oliver,

ich würde sagen, dass Dunkelbildabzug bei der Polarlichtfotografie wenig Sinn macht, da das Dunkelrauschen der Kamera meistens (gibt aber auch Fälle wo das anders ist) weniger deutlich als das statistische Rauschen hervortritt, welches mit Dunkelbildabzug überhaupt nicht und hier schwerlich mittels Mittelung vieler Bilder entfernt werden kann, da Polarlicht ja kein statisches Phänomen ist. Du würdest dann die Details im Polarlicht ebenso rausmitteln. Niedrige Lichtempfindlichkeit und Offenblende dürften die besten Mittel für gute Polarlichtbilder sein.

Du kannst natürlich versuchen, aus deinen Bildern mittels Darkframeabzug noch mehr rauszuholen, aber ich würde sagen, der Aufwand übersteigt bei weitem den Nutzen. Was eventuell noch eine etwas aufwandssparende Strategie sein könnte, wäre, für die Kamera bei verschiedenen Temperaturen einmal Masterdarks anzufertigen, die man dann immer verwenden kann. Selbst dazu habe ich mich aber noch nicht aufraffen können, obwohl bei meiner Kamera das interne Rauschen recht stark ist..

Die Fotos auf die du verlinkst, sind sehr stark durch den jpeg-Algorithmus komprimiert, daher ist es etwas schwierig, zu sagen, wie stark die Bilder verrauscht sind. Ich finde diese Bilder an und für sich schon ganz schön beachtlich, mehr wird man da kaum rausholen können. Wenn du die Bilder allerdings weniger stark komprimiert abspeicherst, haben sie zwar eine höhere Speichergröße, es entstehen aber dann nicht so viele störende Artefakte. Das ursprüngliche Bildrauschen wird durch die Artefakte meistens auch nochmal verstärkt.
Viele Grüße aus Berlin,
Laura

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Oliver Schwenn
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Re: Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

Beitrag von Oliver Schwenn » 26. Jul 2013, 11:55

Hallo Chris,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich denke auch, dass ich mit dem bisherigen Vorgehen doch am besten fahre. Ich hatte in den letzten Tagen ein paar Bilder gesehen, wo der Sternenhimmel noch wesentlich intensiver hervorkam. Werde aber in zwei Wochen in Norddänemark etwas üben/testen und vielleicht mogelt sich ja auch schon ein Polarlicht dazwischen. Es müsste da oben bald wieder dunkel genug sein. Ich habe einen Teil der Aufnahmen mit der Canon 5D Mark2 gemacht und in der Vollmondnacht sogar etwas abblenden können. Mit Lightroom kann man ja auch noch einiges aus den RAW-Daten rausholen.

Viele Grüße

Oliver

Matthias Schmidt
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Re: Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

Beitrag von Matthias Schmidt » 26. Jul 2013, 15:52

Hallo Oliver,

mein Eindruck ist, dass bei aktuellen CMOS Sensoren (zumindest bei denen von Sony, die sich in Sony, Nikon und Pentax Kameras finden), der Dunkelbildabzug bei Aufnahmen mit Belichtungszeiten von unter 30 Sekunden entbehrlich ist. Im letzen Jahr habe ich jedenfalls keinen markanten Unterschied gesehen und in diesem Jahr habe ich durchgehend ohne Dunkelbildabzug gearbeitet.

Was sich lohnt, sind lichtstärkere Optiken, sofern Du diese noch nicht haben solltest. Bis 24mm gibt es ja Objektive bis f1,4. Ich habe mir ergänzend zum Sony Carl Zeiss Distagon 2,0/24mm kürzlich noch ein Samyang / Walimex pro 1,4/24mm geholt. Es übertrifft in der Abbildungsleistung bei Offenblende die 1,4er 24mm Objektive von Canon, Nikon, Zeiss und auch das Sony Zeiss 2,0/24mm. Es ist schon bei schon bei f1,4 bis in die Ecken scharf (auch am Vollformat), wie z.B. auch der Test bei Photozone zeigt. Ich werde es beim Polarlichtfotoworkshop 2014 dabei haben und bin gespannt, wie es sich bewähren wird. Ich hatte bisher auch schon die Samyangs 2,8/14mm, 1,4/35 sowie das Fischauge 3,5/8 dabei und war sehr zufrieden damit. Mit dem 1,4/24m hatte ich allerdings etwas Pech. Das erste Exemplar war dezentriert. Ich bekam dann als Ersatz ein anderes Exemplar, das einwandfrei zentriert ist, aber ein deutliches Spiel in der Fokussierung hat, was hier vor Ort mehrere andere Fotografen bestätigt haben, denen ich das Objektiv gezeigt habe. Der Versandhändler, wo ich es gekauft habe und auch Foto Walser (Importeur) bestreiten das aber. Ich kann daher nur dazu raten, ein solches Objektiv im Versand einzukaufen und bei irgendwelchen Mängeln vom 14-tägigen Rückgaberecht Gebrauch zu machen und nicht den Weg über Umtausch oder Reparatur zu gehen. Dann geht man solchen Diskussionen aus dem Weg.

Oliver Schwenn
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Re: Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

Beitrag von Oliver Schwenn » 26. Jul 2013, 16:49

Hallo Matthias,

die Walimex-Objektive habe ich im Einsatz und bin auch sehr zufrieden. An der Canon 5D Mark 2 habe ich das Walimex 14mm f/2,8, das 35mm f/1,4 und das leider sehr teure 21mm f/2,8 Zeiss Distagon in Finnland und Island im Einsatz gehabt. Ergebnisse kannst Du hier sehen: http://www.polarlyset.de/Island%202012/#042.jpg
http://www.polarlyset.de/fotos1.htm

Dein geplanter Workshop klingt aber auch super spannend.

Viele Grüße

Oliver

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Mario Ludwig
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Re: Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

Beitrag von Mario Ludwig » 27. Jul 2013, 00:58

Hallo Oliver, die meisten DSLR sind in der Lage einen internen Dunkelbildazug zu machen. Zu merken ist das daran, dass das Bild nach der Aufnahme nocheinmal so lange fuer die Verarbeitung benoetigt (15 min Aufnahme, 15min Pause...). Zu aktivieren ueber die Rauschminderung. Im Serienbildmodust u.U. ausser Kraft.

LG
Mario

Matthias Schmidt
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Re: Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

Beitrag von Matthias Schmidt » 27. Jul 2013, 18:17

Oliver Schwenn hat geschrieben:und das leider sehr teure 21mm f/2,8 Zeiss Distagon in Finnland und Island im Einsatz gehabt. Ergebnisse kannst Du hier sehen: http://www.polarlyset.de/Island%202012/#042.jpg
http://www.polarlyset.de/fotos1.htm
Hallo Oliver,

Die schönen Bilder auf Deiner Seite habe ich schon genossen! Ein Blick in die Exifs zeigte mir, dass Du das Zeiss 2,8/21 sehr häufig einsetzt und deswegen hatte ich auf das Samyang 1,4/24 hingewiesen, das rechnerisch zwei ISO-Stufen bringen würde. Ein 24er ist zwar kein vollwertiger Ersatz für das 21mm, aber es macht sich häufig ganz gut. Wäre das Sigma 1,8/20 jenseits des Bildzentrums nicht so grottig, wäre ich im Brennweitenbereich um 20mm auch vertreten. So wechsele ich überwiegend zwischen 14 und 24mm.
Oliver Schwenn hat geschrieben: Dein geplanter Workshop klingt aber auch super spannend.
Danke, ich fiebere ihm auch schon entgegen. Möglicherweise kommt sogar noch ein zweiter im Anschluss (mit Ausschlaftagen zwischendurch). Abgesehen vom Schlafmangel kann ich gar nicht genug davon bekommen. Mal sehen, wie viel von den Fingernägeln danach noch übrig ist, die fingen in diesem Frühjahr enorm an zu bröckeln, wahrscheinlich weil es so extrem kalt war. Im Vorjahr hatte ich das Problem nicht.

Entschuldigung, dass ich gewaltig vom Thema Dunkelbildabzug abgewichen bin!

Viele Grüße
Matthias

Oliver Schwenn
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Re: Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

Beitrag von Oliver Schwenn » 29. Jul 2013, 11:17

Hallo Matthias,

das 24er Wallimex hatte ich auch schon in der engeren Wahl. Da ich gerade meinen gesamten Objektiv- und Kamerafuhrpark umstelle um dann letztlich nur noch ein System (Canon) zu haben, waren schon ein paar Objektive in der Planung. Das 24-70er von Canon ist leider einfach etwas zu teuer, dafür, dass es keinen Stabi besitzt. Das 16-35er kommt mir in vielen Tests zu schlecht weg und so muss ich mal schauen was es überhaupt noch wird.
Das mit dem Schlafmangel kann ich bestätigen, wir hatten im Februar in einer Woche sechs Nächte mit Aurora. Bei minus 24°C war es für Mensch und Material grenzwertig, aber dadurch rauschte es weniger ;-) und in einem Floatingoverall hält man ordentlich lange warm. Die Finger hatten bislang noch keine Schäden.

Jetzt fieber ich erstmal auf die nächste Tour im September/Oktober hin wo wir hoffentlich buntes Laub und Polarlicht in Kombination haben. Ab Mitte Dezember geht es dann nach Nordschweden in die richtige Kälte.

Viele Grüße

Oliver

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Re: Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

Beitrag von Viktor Mann » 13. Aug 2013, 12:03

Ich muss mal kurz nachfragen, hab ich das richtig verstanden, dass ihr mit Offenblende fotografiert?

Meiner Erfahrung nach bringt ein bis zweimal Abblenden so einen deutlichen Qualitätssprung, dass die ISO200 oder ISO400 völlig egal sind.
Das bissel Rauschen wird durch den Gewinn an Schärfe mehr als wieder gut gemacht.

Rauschen im schwarzem Nachhimmel bekommt man eigentlich durch leichtes Entrauschen und Kontrast erhöhen ganz gut weg.

Grüße Viktor

Matthias Schmidt
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Re: Dunkelbildabzug bei Polarlichtaufnahmen

Beitrag von Matthias Schmidt » 15. Aug 2013, 01:30

Bei Aurora geht es ja im Normalfall nicht ISO 200 oder 400, sondern 800-3200 und das ist ein Bereich, in dem das Rauschen auch bei den besten Vollformatkameras keine Nebenrolle spielt. Der Schaden durch die höhere ISO übertrifft den Gewinn duch Abblenden i.d.R. deutlich, zumal es bei den Nachaufnahmen ohnehin nicht auf das letzte bisschen Kontast oder Auflösungsvermögen ankommt. Die Vorteile duch Abblenden liegen eher in der Reduktion des Komas und ggf. in der Möglichkeit, auch etwas nähere Vordergründe ins Bild einzubeziehen.

Mit guten Festbrennweiten ist die Arbeit bei Offenblende kein Problem. Geradezu perfekt ist das Samyang (Walimex pro) 14mm f2,8. Praktisch kein Koma und auch schon bei Offenblende sehr gut. Das Samyang 24mm f1,4 ist bei Offenblende schon bis in die Bildecken scharf und das Samyang 1,4/35 ist auch ein optisch exquisites Objektiv für die Polarlichtfotografie.

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