Schattenwurf durch Jupiter?

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Dennis Hennig
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Schattenwurf durch Jupiter?

Beitrag von Dennis Hennig » 15. Mär 2013, 15:03

Hallo!

Ich genoß nach meinen Mondsichel- und Kometenfotos am Mittwoch 13.3. 55km nordöstlich Berlins noch eine zweistündige Nacht-Wanderung knarz-knirsch-knarz-knirsch-... durch unberührten 30cm Pulverschnee. :)

Angesichts des hochstehenden Jupiters, des lichten Buchenwaldes, der optimalen Projektionsfläche im schneeweißen Schnee, und dunkeladaptierter Augen kam mir folgende Frage in den Sinn:

Reicht das Licht Jupiters aus, um Schatten zu werfen :?:

Es ist über zwanzig Jahre her, als ich erstmals an einer Mecklenburgisch-Vorpommeranischen Waldkante meinen durch pures Venus-Licht geworfenen Körperschatten bewusst wahrnahm. 8) Seitdem konnte ich diese Beobachtung immer mal wieder verifizieren. Mit Venus scheint das kein Problem zu sein, wenn es hinreichend dunkel ist.


Trotz mehrerer Versuche mit meinem Körper, dem Stativ, genauen Nachschauens hinter dünnen Baumstämmen, bewusster Wahl von Schnee-Flächen, wo Berliner Himmelslicht im Schatten von Bäumen lag,... ist es mir letzten Mittwoch nicht gelungen, einen Jupiter-Schatten eindeutig auszumachen.


Hellt die Summe allen Sternenlichtes und/oder die mitteleuropäische Lichtverschmutzung den Jupiterschatten soweit auf, dass er unkenntlich wird?


neugierigfrag: Gibt es zur Frage "Jupiterschatten" irgendwelche Erkenntnisse?


Gruß aus Berlin
Dennis

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Dennis Hennig
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Mars und Sirius

Beitrag von Dennis Hennig » 15. Mär 2013, 15:07

Da fällt mir noch ein:
Mars im größten Glanz und Sirius wären wohl auch interessante Testkandidaten für Schattenwurf. :)

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Elmar Schmidt
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Beitrag von Elmar Schmidt » 16. Mär 2013, 21:27

Hallo Dennis,

letztlich müßte Deine Frage durch Messungen oder Fotos beantwortet werden. Also einen Schattenstab auf einen weißen Karton stecken und Bilder machen, wenn der Jupiter möglichst hoch steht. Das ganze natürlich so weit weg wie möglich von Lichtverschmutzung. Trotzdem will ich mal ein paar Anhaltspunkte entwickeln.

Die an einer Hemisphäre stehenden visuellen Sterne (bis +6,5 m) haben eine Gesamthelligkeit von -4,2 m, das ist (meist) weniger(!) als Venus und belegt zunächst scheinbar eindeutig, daß von der locker Schatten zu beobachten sind.

Jupiter wird maximal angeblich -2,9 m hell, das sind nur 30% aller o.g. Sterne, was aber nicht heißt, daß es nicht doch einen Schattenkontrast geben könnte; denn er ist ja praktisch eine Punktlichtquelle, während die Sterne den Schirm nur diffus beleuchten.

Allerdings ist paradox, aber wahr: das integrierte diffuse Himmelsleuchten selbst eines perfekten mondlosen Himmels (bestehend vor allem aus 30-70% Airglow und ansonsten subvisuellen Hintergrundobjekten) beträgt -7 m und ist daher mehr als zehnmal heller als das Licht aller Sterne. Von daher ergeben sich selbst für Venus nur noch Kontrastverhältnisse von etwa 10%. Für Jupiter wären es gemäß dem o.a. nur noch 3%.

Mars im seltenen größten Glanz (Perihelopposition) liegt fast gleichauf mit Jupiter oder nen Tick drüber. DAS ist übrigens m.E. eine eigentlich nicht wirklich durch belastbare Daten geklärte Frage... Nach Siriusschatten zu suchen, scheint mir indessen illusorisch (Kontrast unter 1%).

Wär doch mal ne Jugend forscht-Arbeit, wenn Du welche kennst.

Gruß, Elmar

Tobias W
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Beitrag von Tobias W » 20. Mär 2013, 18:28

Hallo Dennis,

nachts laufen im Fernsehen die Sendungen, die die Leute tagsüber nicht sehen wollen: Bildungsfernsehen.
Heute morgen lief auf TV5Monde um 02:35 in der Sendung 'Le Point' ein Bericht über einen Jungen, der sich die gleiche Frage stellte, nachdem er vom Schattenwuf durch Venus gehört hatte.

Sein Versuch: in einem durch Lichtverschmutzung weitgehend unbelasteten Gebiet mit Schattenstab und weißer Pappe eine 5-minütige Dauerbelichtung mit einer Digitalkamera.
Bei der Belichtungsdauer hatte er bestimmt auch eine Nachführung des Systems Kamera-Stab-Pappe, das wurde aber glaube ich nicht erwähnt.

Ergebnis: mit bloßem Auge war der Schatten nicht erkennbar. Erst die Nachbearbeitung der Bilder machte einen leichten Schatten sichtbar.

Vielleicht gibt es bei dem Sender eine Mediathek, Sendung war auf Französisch mit UT.

Grüße!

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Elmar Schmidt
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Beitrag von Elmar Schmidt » 20. Mär 2013, 22:43

Hallo Tobias,

dank Deines Hinweises fand ich hier genauere Berichte mit dem Bild und der Versuchsanordnung:

http://tinyurl.com/cabywx5
http://tinyurl.com/6q6fc5q

http://www.youtube.com/watch?v=jYLTRB2Bnck

Fall abgeschlossen, würde ich sagen, und genau durch eine JuFo-Arbeit. Aber nichts für's bloße Auge.

Gruß, Elmar

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Dennis Hennig
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Beitrag von Dennis Hennig » 23. Mär 2013, 19:40

Super! :)
Dass es noch Menschen gibt, die solche Fragen bewegen, freut mich. Eine derart fundierte Rückmeldung hatte ich nicht erwartet. Danke!

Elmar, zu Deinen detaillierten Betrachtungen möchte ich noch ergänzen: Wichtiger Zwischenschritt zu wissen, wie hell eine ganze Himmelsspäre ist.
Schon mit Venus machte ich die Erfahrung, dass deren Schatten am Waldrand deutlich wird. An einer Waldkante beleuchtet natürlich nur noch - wenn überhaupt angesichts überhängender Äste - die halbe Himmelssphäre den Boden/Schnee vor den Füßen.

In diese Richtung geht auch die von Dir, Tobias, indirekt verlinkte
http://adsabs.harvard.edu/full/1906PA.....14..123D
Beobachtung von 1905. Klingt auf jeden Fall plausibel, dass Jupiter durch den Spalt der Sternwartenkuppel einen deutlichen Lichtfleck erzeugt.


Elmar Schmidt hat geschrieben:Hallo Dennis,
letztlich müßte Deine Frage durch Messungen oder Fotos beantwortet werden. ...
Hmmm, naja. Selbstverständlich lassen sich die menschlichen Sinne durch Fotoapparate, Funkempfänger, Weltraumteleskope, usw.... erheblich erweitern. Mein Interesse als Naturliebhaber ist eher: Was kann ich mit meinen mir als Mensch mitgegebenen Sinnesorgangen noch wahrnehmen?

Für mich das das Thema also keineswegs gelöst. :wink:
Ich bleibe dran! :idea:

Herzliche Grüße aus Berlin, Danke,
Dennis

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