gibt es Unterschied bei Belichtungszeiten analog und digital

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Thomas Helms
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gibt es Unterschied bei Belichtungszeiten analog und digital

Beitrag von Thomas Helms » 19. Jul 2004, 19:30

Sind bei der Belichtung von Astroaufnahmen z.B. von Sternspuren mit analogen und digitalen Kameras bei gleichen Blendenwerten die gleichen Belichtungszeiten anzunehmen? Wie sind die Erfahrungen, welcher Typ von Kameras ist für Astrofotos des Himmels besser geeignet?

Wolfgang Dzieran
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Beitrag von Wolfgang Dzieran » 19. Jul 2004, 20:00

Hallo Thomas,


die Belichtugnszeiten hängen ja nicht nur von der Blende, sondern auch von dr Empfindlichkeit ab, und gerade hier lassen sich Filme und Chip eigentlich nicht so richtig miteinander vergleichen.

Die besseren digitalen Kameras erlauben heutzutage unterschiedliche Einstelungen dieser Empfindlichkeit (50, 100,200, 400, manchmal sogar 800 oder 1600 ISO).

Da Du das Wort "Sternspuren" erwähnst, aber gleich noch ein wichtiger Hinweis: Die schönen Fotos mit den "Kreisen" um den Polarstern herum z.B. bedürfen alle einer recht langen Belichtungszeit, von einigen Minuten bis hin zu Stunden. Und da hast Du bei Digitalkameras heute noch ein erhebliches Problem. Die wenigsten erlauben sinnvolle Belichtungen von länger als 30 Sekunden.

Ich selbst besitze eine Canon Powershot G2, die kann maximal 15 Sekunden belichten und bietet ISO400 als maximale Empfindlichkeit, dann schägt aber das "Rauschen" schon kräftig zu. Mit dieser Kamera kann ich bei Sternfeldaufnahmen z.B. Grenzgröße 9mag erreichen. Für Polarlichter vollkomemn ausreichend, abe für "deep sky" ist das nicht richtig hinreichend. Da brauchst Du entweder Kameras ab der 1000 Euro-Klasse aufwärts oder sogar die tiefgekühlten Spezialkameras von SBIG und ähnlichen Firmen.

Bei einigen Objekten kann man sich damit helfen, mehrere Fotos vom gleichen Objekt zu machen, diese anschließend übereinander zu legen und dadurch das Rauschen wieder herauszurechnen. Für Planetenfotos eignet sich dann aber eine einfach Webcam schon fast besser, da diese ganze Filmsequenzen aufnehmen kann und Du anschließend mit geeigneter Software aus den hunderten opder gar tausenden von Einzelbildern automatisch mitteln kannst.

Hoffe, das beantwortet Deine Frage schon mal etwas!

Schöne Grüße

Wolfgang
aus Bad Lipsppringe

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Thomas Helms
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Re zur Antwort

Beitrag von Thomas Helms » 19. Jul 2004, 21:15

Vielen Dank für die Antwort. Ist das Bildrauschen bei der Digitalen mit ISO400 in der Stärke vergleichbar mit der Körnung bei herkömmlichen Aufnahmen mit 400 ASA?

Wolfgang Dzieran
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Unterschied

Beitrag von Wolfgang Dzieran » 20. Jul 2004, 04:45

Hallo,

"vergleichen" kann man natürlich alles, aber es gibt gerade hier eben die großen Unterschiede zwischen Film und Chip.

Das "Rauschen" entsteht beim Chip genau in den Flächen, die "schwarz" bleiben, also kein Licht bekommen. Was auf dem Bildschirm dann vieleicht noch gerade akzeptierbar aussieht, wird insbesondere im Labor - wenn Du doch einen Papierabzug von Deinem File (meist jpg) haben willst - zu einem echten Problem, denn schwarz ist dann nicht schwarz sondern vielfach dunkel-bunt gesprenkelt.

Die "Körnung" in einem Film tritt dagegen über der ganzen Fläche auf und wirkt sich besonders bei stärkeren Vergrößerungen aus. Meines Erachtens ist diese eher mit der Pixelung der digitalen Bilder zu vergleichen.

Außerdem nimmt das "Rauschen" mit der Temperatur des Chips zu. Ich habe mal irgendwo gehört, dass sich dies alle 10° verdoppelt. Es macht also schon einen gewissen Unterschied, ob Du im Sommer oder Winter Astroaufnahmen machen willst, beim Film hast Du dieses Problem nicht. Deshalb sind die mehr professionellen Astrokameras auch alle tiefgekühlt, damit eben "schwarz" auch wirklich "schwarz" bleibt.

Schöne Grüße

Wolfgang
aus Bad Lippspringe

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Heiko Rodde
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Re: Re zur Antwort

Beitrag von Heiko Rodde » 20. Jul 2004, 05:12

Thomas Helms hat geschrieben:Vielen Dank für die Antwort. Ist das Bildrauschen bei der Digitalen mit ISO400 in der Stärke vergleichbar mit der Körnung bei herkömmlichen Aufnahmen mit 400 ASA?
hallo thomas,

da wuerde ich mal ganz klar sagen: nein ! nachtaufnahmen mit einem provia 400 f sind immer noch nicht zu vergleichen mit einer aufnahme einer 300 d bei 400 iso. da ist die analoge kamera immer (noch) besser. wobei die digi-spruenge in der entwicklung von jahr zu jahr recht heftig ausfallen.

ansonsten schliesse ich mich dem geschriebenen von wolfgang "fast" an.
die g2 erlaubt auch aufnahmen mit 800 iso. :)

gruss heiko

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Re: Re zur Antwort

Beitrag von CarstenH(carhu) » 20. Jul 2004, 11:19

Hallo Heiko,
Heiko hat geschrieben: die g2 erlaubt auch aufnahmen mit 800 iso. :)
wie geht das?
Ich habe auch eine G2, welchen Trick muß man denn da anwenden?


Mit besten Grüßen

Carsten

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jens.hackmann
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Beitrag von jens.hackmann » 20. Jul 2004, 14:39

hallo zusammen,

also was den kontrast und die farbechtheit angeht, sind die analogen fotos klar besser. jedoch fällt bei digitalen aufnahmen ein wichtiger aspekt weg: der schwarzschildeffekt. der schwarzschildeffekt tritt bei chemischen filmen auf. hierbei nimmt die empfindlichkeit des filmes mit fortgeschrittener belichtungszeit (nach einigen sekunden bis minuten) immer weiter ab. jeder chemische film hat daher einen sogenannten schwarzschildexponenten, der üblicherweise zwischen 0,7 und 0,99 liegt. je näher der wert bei 1 liegt, desto weniger nimmt die empfindlichkeit während der belichtung ab. früher nutzte ich den kodak ektar mit 1000 asa. dieser hatte jedoch nur einen schwarzschildexp. von 0,7. das heisst, nach etwa 7 min belichtung sank die asa-zahl auf unter 400, so dass ein 400 asa-film mit einem schwarzschildwert von 0,9 mehr im vorteil ist.

das alles fällt bei digitalen aufnahmen weg, hier ist der schwarzschildexponent sozusagen gleich 1. dafür kommen die von den kollegen beschriebenen andere nachteile hinzu, das rauschen zum bleistift.
das rauschen kann man jedoch wie schon erwähnt, mit mehreren aufnahmen des gleichen objektes unterdrücken bzw. auslöschen.

ich selbst habe eine canon powershot a 80, 15 sekunden belichtung sind bei 400 asa möglich. will man hiermit eine schöne ordentlich strichspur machen, so sollte man etwa 20 bilder hintereinander machen (15 sek. denkzeit der kamera angenommen), wäre also eine bruttozeit von 10 minuten. gehen tut das aber auf jeden fall.
auch bei digitalen spiegelreflexkameras, bei denen ja theoretisch mehrere stunden belichtungszeit am stück möglich ist, macht man kein einzelnes bild, sondern mehrere kürzer belichtet, so dass man nach addition mittels software im endeffekt auf die zeitspanne kommt. ich besitze eine eos 300d, habe dies jedoch noch nicht probiert, wird in nächster zukunft aber mit sicherheit passieren.

als schlusswort sozusagen möchte ich hier ein bild vom hantelnebel m 27 zeigen, das ich kürzlich gemacht habe:

Bild
2x60sec; 10x30sec bei 1600 ASA mit der canon eos 300d
durch 20 zoll cassegrain mit f/10

es sind durchaus digital sehr schöne aufnahen möglich, ich selbst bezeichne mich jedoch auf diesem gebiet als blutigen anfänger. profifotos mit solchen kameras sehen so aus:

http://www.panther-observatory.com

so... das wars jetz von mir.

viele grüsse

jens
www.kopfgeist.com

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