Gestern Abend / heute Morgen kam im Chat die Frage nach dem lila bzw. violetten PL auf.
Dazu wurde dann erstmal pauschal gesagt, dass es das gestern nicht geben konnte, weil die Sonne schon zu tief unter dem Horizont war.
Aber bei genauem Betrachten der Bilder kann man es wirklich sehr schön zeigen, dass das Polarlicht gestern so hoch gereicht hat, dass selbst um 21:45 MEZ noch Sonnenstrahlen auf die äußerst westlichen Oberkanten des PL-Bandes gefallen sind.
Hier in der Aufnahme von Andreas Möller kann man es zum Beispiel gut erkennen:

Der untere Teil des PLs ist "normal rot", sprich, hier leuchten Sauerstoffatome bei einer Wellenlänge um die 630nm.
Unterhalb des roten Bereiches wäre bei weniger Dunst, sprich bei klarer Horizontsicht, sicherlich auch noch ein grüner Bereich nachweisbar gewesen, wo Sauerstoffatome bei 557.7nm leuchten.
In der linken (westlichen) Bildhälfte sind aber am oberen Ende der Strahlen noch Bereiche, die eine violette Färbung aufweisen.
Diese Region befindet sich noch im Sonnenlicht und dadurch wird die Farbe der Strahlen verändert.
Es gibt dafür auch eine gute physikalische Erklärung, die ich aber erst selber nachlesen müsste. Jan Lameer aus den Niederlanden hatte das mal im letzten Zyklus sehr schön beschrieben.
Schaut man sich als Extrembeispiel noch ein Bild aus Neuseeland an (auf Spaceweather.com), dann kann man den Effekt noch besser erkennen.

In Neuseeland ist gerade Sommer und die Sonne steht recht flach unter dem Horizont, kann also somit große Teile des Polarlichts "beleuchten".
Zusätzlich trat die Aurora dort erst kurz vor Sonnenaufgang auf.
Das Bild zeigt deutlich, dass die Sonne von "links unten" auf das Polarlicht scheint, denn nur rechts unten gibt es noch "normales" rotes Polarlicht. Der Rest ist ins Violette verschoben.
"Historisch" kann man sich dazu die Bilder des PL vom Bastille-Event anschauen. Am 14.Juli 2000 gab es ein helles PL im Hochsommer, wo auch in Deutschland praktisch nur blaues und violettes PL fotografiert wurde.
Soviel dazu.
Gruß!
Ulrich