Venus und Jupiter spätnachmittags 10./11.1.2025

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Elmar Schmidt
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Venus und Jupiter spätnachmittags 10./11.1.2025

Beitrag von Elmar Schmidt » 10. Jan 2025, 17:38

Hallo,

bei 5 Grad Sonnenhöhe erlaubte Wolkenabzug am 10.1., nach Venus und Jupiter zu suchen. Venus stand kurz nach Kulmination um 16:04 noch 31 Grad hoch und erreichte ihre größte östl. Elongation (47 Grad). Sie war bei 970 cd/m^2 Himmelshelligkeit mit -4,3 mag (nach Extinktion) völlig unschwer freisichtig, wie das sehr hohe S/N von 3,8 zeigt.

Für Jupiter in knapp 20 Grad Höhe um 16:08 diente der 5 Grad über ihm stehende Mond als Wegweiser. Durch Horizontaufhellung war die Himmelsleuchtdichte trotz 141 Grad Sonnenabstand höher als bei Venus, nämlich 1040 cd/m^2. Mit der Helligkeit von -2,3 mag (auch nach Extinktion) ergibt sich ein S/N von nur knapp 0,6. Entsprechend schwierig war die Sichtung, ich würde sie vergleichsweise fast als grenzwertig bezeichnen.

Mit der Leuchtdichte von nur 500 cd/m^2 sah sein 46" großes Scheibchen auch im 6,5x21 ziemlich fahl ggü. dem Himmel aus. Inwiefern das darauf bezogene S/N von 0,5 auch fürs bloße Auge zum Tragen kommt, ist mangels Auflösung fraglich. Venus ist nicht nur integral heller, sondern ihre Halbscheibe hat auch eine Leuchtdichte um die 20 Tsd. cd/m^2 (auch von mir gemessen; großteils mit dem Quadrat des Sonnenabstandsverhältnis 778/108 gehend), aber das daraus folgende S/N ggü. dem Himmel von bis zu 20 : 1 wird vom bloßen Auge wohl nicht so empfunden, da die knapp 25" große Halbphase selbst von besten Augen nicht aufgelöst wird.

43 min später, bei 8-mal weniger Himmelsleuchtdichte, stand Jupiter dann so deutlich heraus wie zuvor Venus. Aber da war die Sonne auch gerade schon untergegangen.

Leider kann Mars mit bis zu -1,5 mag (er liegt seit Monaten im Schnitt wieder -0,1 mag zur Ephemeride, d.h. etwas heller) demnächst nicht als "Siriusersatz" dienen, da er nahe seiner Opposition vom 16.1. nicht am Taghimmel auftritt.

Gruß, Elmar


Nachtrag:
-------------
Am 11.1. war der Himmel cremig wolkig, so daß ich mich unter diesen ungünstigen Bedingungen erneut an Venus machte. Ich fand sie gegen 15:40 etwa 32 Grad hoch bei Sonnenhöhe 6,5 Grad zunächst im Pentax Papilio 6,5x21, und zwar sehr brillant. Mit dem bloßen Auge wollte mir dasselbe trotzdem nicht gleich gelingen und dann auch nur schwierig. Aus der zugehörigen Himmelsleuchtdichte von 2800 cd/m^2 ergibt sich mit der Nominalhelligkeit der Venus (-4,4 mag nach Extinktion an einem Blauhimmel*) ein eigentlich unkritisches S/N von 1,4. Ich kann mir diesen Widerspruch nur so erklären, daß dieser Wert durch Zusatzextinktion von den Wolken unter 1 gedrückt wurde. (Tatsächlich stellte ich knapp zwei Stunden später bei ähnlichen Wolkenschwaden fest, daß sie wohl um +1,2 abgeschwächt war; was das Blauhimmels-S/N auf ugf. 0,5 drückt.) Um 16:08 bei nur noch 1900 cd/m^2 "ploppte" Venus dann sofort ins Auge, ohne daß es wesentlich klarer geworden war. Das könnte bedeuten, daß die Annäherung an die deutliche Wahrnehmung solcher Objekte nichtlinear erfolgt.

Um 16:45, also gerade bei Sonnenuntergang, konnte ich Venus sogar sofort mit Halbdistanzbrille sehen (und zwar scharf!); die Leuchtdichte bei ihr betrug auch nur noch 460 cd/m^2, was für ein sehr hohes S/N von etwa 9 sorgt. Für Jupiter brauchte es wieder die Fernbrille und das vom Mond weggeschwenkte Fernglas, um ihn dann aber sicher freisichtig zu erfassen, am besten mit einem Flieger in der Nähe. Bei ihm lagen nur noch 240 cd/m^2 vor, das S/N betrug dann schon etwa 2,5. Das sind natürlich beides keine Tagsichtungen mehr, für welche wir die Helldämmerung (Sonne zwischen -2 und +2 Grad) ausschließen.
Zuletzt geändert von Elmar Schmidt am 11. Jan 2025, 17:47, insgesamt 3-mal geändert.

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Wolfgang S
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Re: Venus und Jupiter spätnachmittags 10./11.1.2025

Beitrag von Wolfgang S » 11. Jan 2025, 16:32

Moin Elmar,
ich konnte bei dem klaren Wetter auch Venus um 16:35 MEZ freisichtig ohne Probleme sehen. Sonnenuntergang in HH war 10 Minuten vorher. Jupi habe ich nicht probiert, da waren Zirren.
Gruß
Wolfgang

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Elmar Schmidt
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Re: Venus und Jupiter spätnachmittags 10./11.1.2025

Beitrag von Elmar Schmidt » 11. Jan 2025, 16:40

Schön, Wolfgang,

probier's dieser Tage doch ruhig mal ab 15:30, also um die Kulmination, wenn Du einen guten Südweiser hast.

Gruß, Elmar

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Wolfgang S
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Re: Venus und Jupiter spätnachmittags 10./11.1.2025

Beitrag von Wolfgang S » 13. Jan 2025, 09:47

Moin Elmar,

gestern war hier sehr klarer Himmel. Um 15:45 MEZ habe ich erst mit dem Fernglas gesucht und gesehen. Dann Venus relativ schnell mit dem BA gefunden. Venus halten und auch wieder finden war kein Problem. Wir sind dann Spazieren gegangen. Gegen 16:10 MEZ, 15 Minuten vor Sonnenuntergang, habe ich ca. 30 Sekunden benötigt um Venus nur mit BA zu finden. War dann auch kein Problem zu halten und wieder zu finden.

Jupiter habe ich nicht gefunden. Im Osten ist bei mir die Horizontsicht schlecht.
Gruß
Wolfgang

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Elmar Schmidt
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Re: Venus und Jupiter spätnachmittags 10./11.1.2025

Beitrag von Elmar Schmidt » 14. Jan 2025, 09:16

Gratuliere Wolfgang,

nach zeitgleichen Messungen hier lag das Abstandsverhältnis zwischen Venus und Untergrund bei Deiner Sichtung wohl bei S/N = 1 : 2. Das entspricht den für Venus tagsüber üblichen Verhältnissen.

Gruß, Elmar


PS: ich habe übrigens gestern versagt, weil ich Venus zu niedrig gesucht hatte. Man unterschätzt gern, wie hoch 32 Grad tatsächlich am Himmel sind :(

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