Leserbrief - Grüner Strahl bei SoFi - in Sterne & Weltra

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Jan Gensler
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Leserbrief - Grüner Strahl bei SoFi - in Sterne & Weltra

Beitrag von Jan Gensler » 19. Jan 2004, 21:51

Hallo,

in den Leserbriefen im aktuellen Sterne und Weltraumheft wird ein "grüner Strahl" beim Sonnenaufgang UNTER der Sonne beschrieben.
Ich hab's mal eingescannt, lest es euch mal durch und schreibt, was ihr davon haltet:


Bild


Ich dachte, und so steht es auch unter http://www.meteoros.de/flash/flash.htm, dass der grüne Strahl auf Grund der Lichtbrechung natürlich nur OBERhalb der Sonne vorkommen kann; UNTER der Sonne muss das sich von der Sonnenscheibe ablösende Segment rot sein.
Hat sich der Autor in der Farbe geirrt? Was meint ihr?

Grüße, Jan

Till Credner
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mögliches Misverständnis

Beitrag von Till Credner » 19. Jan 2004, 22:16

Klar, am unteren (d.h. unter dem unteren) Sonnenrand sollte eigentlich
nur ein Red Flash erscheinen. Ich glaube hier liegt ein Misverständnis
in der Ausdrucksweise vor.

Wenn der Beobachter hier vom unteren Rand spricht, so meint er
wahrscheinlich den ganzen unteren Teil der U-förmig verfinsterten
Sonne. Und da, knapp ÜBER dem Querstrich des U's kann natürlich
auch ein Green Flash sein. Somit kann er trotzdem vom unteren Rand
sprechen, der einen Green Flash zeigte.

Eine Zeichnung des Beobachters wäre hilfreich um das zu bestätigen.
Grüße,

Till

Till Credner
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verschmelzen

Beitrag von Till Credner » 19. Jan 2004, 22:25

Der Autor spricht vom Verschmelzen des grünen Strahls mit der
Sonnenscheibe. Bei einer aufgehenden Sonne muss sich dieser
Effekt daher ÜBER dem (sichtbaren) Rand der Sonne abgespielt
haben. Unter der Sonne könnte man bei Sonnenaufgang kein
Verschmelzen sondern das Gegenteil d.h. Ablösungen sehen.

Das unterstützt meine im letzten Beitrag genannte Vermutung.

Till

Thorsten Falke, Helgoland
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Re: verschmelzen

Beitrag von Thorsten Falke, Helgoland » 20. Jan 2004, 10:01

Hallo!

Der Autor spricht von "einer Art Green Flash" und im weiteren Verlauf "bekam der untere Rand der roten Sonne in der Mitte einen grünen Saum".

Das ist doch einfach nur die umgekehrte Reihenfolge, wie es normal bei einem Sonnenuntergang zu sehen sein kann. Speziell in diesem Fall nur möglich durch die teilweise verfinsterte Sonne. Auch spricht der Autor nicht von einem verschmelzen mit der Sonnenscheibe, sondern "verschmolz mit dem Gelb der Sonnenscheibe bei heller werdender Sonne". Daraus lese ich, das der Mond wieder mehr von der Sonnenscheibe freigab, es dadurch heller wurde und das "gelbe Licht" der Sonne einfach zu hell wurde, um den grünen Saum noch zu erkennen.

Für mich in der beschriebenen Art genauso vorstellbar.
Und bevor wir eventuell mit unterhalb und oberhalb des waagerechten Balkens eines U aneinander vorbeireden, habe ich eine Fotomontage angefertigt. Bei dem von mir so künstlerisch wertvoll gekennzeichneten Bereich ist meiner Meinung nach in der beschriebenen Konstellation ein Grüner Saum vorstellbar. Weitere Diskussion erwünscht.
Grüße aus Münster
Thorsten
Bild

André.Müller
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Beitrag von André.Müller » 20. Jan 2004, 10:30

Ein grüner Saum ist IMMER oberhalb des Gestirns zu sehen (Also Sonne, Mond oder sogar Venus!) Das hängt mit der Atmosphäre zusammen und kann nicht umgekehrt werden!
Man kann sich das übertrieben wie auf diesem Bild hier vorstellen:
Bild

Der Grüne Saum war also entweder innerhalb des U zu sehen, oder falls die Sonne schon etas schiefer gelegen hat auch oberhalb einer der Spitzen!

André
(Der das auch gerne gesehen hätte!!)

Thorsten Falke, Helgoland
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Beitrag von Thorsten Falke, Helgoland » 20. Jan 2004, 12:07

Hallo!
Ich bitte um Entschuldigung, aber manchmal bin ich ein bißchen schwer von Capee.
Als Beispiel nehme ich mal ein anderes Bild:
Bild
Man sieht einen Sonnenuntergang und an einer Inversionsschicht ein Grünes Segment sozusagen gespiegelt. Bevor die Sonne den Horizont berührte, war es noch viel zu hell um unterhalb der Sonne ein solches Segment bemerken zu können. Ist die Sonne, wie in unserem Diskussionsthema, aber teilweise verfinstert, sind doch die Bedingungen gleich. Die Sonne als Lichtquelle, deren einzelne Lichtanteile durch die Atmosphäre gebeugt werden, aber eben am unteren Rand.
So wie von dir gezeigt, erscheint es mir unmöglich, das am unteren Rand des Mondes ein grünes Leuchten zu sehen sein soll. Erstens strahlt der Mond nicht selber, zweitens würde das grüne Leuchten knapp unterhalb der Mondscheibe vom hellen Sonnenlicht überstrahlt werden.
Ich zitiere aus der Beschreibung des Grünen Strahls von den Meteoros-Seiten:
Die grundlegende Ursache für den Grünen Strahl ist eine Brechung des Lichtes der Sonne. Da die Refraktion nahe am Horizont am stärksten ist, wird dort das letzte Lichtsegment der untergehenden Sonne in seine Spektralfarben zerlegt.
Weiter heißt es:
Es gibt einen roten, grünen und blauen Sonnenrand. Diese Aufspaltung nimmt gen Horizont zu,(.......). Da der rote Rand zuerst untergeht, liegen für sehr kurze Zeit nur noch der blaue und der grüne Rand über dem Horizont.
Ich stellle mir das nun bei einem Sonnenaufgang andersherum vor, der rote Rand geht zuerst auf, dann folgen der blaue und grüne Rand. Die Atmosphäre hat sich ja nicht verändert, die Lichtwege ob vom oberen oder unteren Sonnenrand sind doch in etwa entsprechend.
Macht mich bitte mal schlauer.
Grüße aus Münster
Thorsten

Thorsten Falke, Helgoland
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Beitrag von Thorsten Falke, Helgoland » 20. Jan 2004, 12:54

Fundsache dazu im Internet:
http://astroverein-halle.de/ergebnisse/blitz.html
Grüße aus Münster
Thorsten

André.Müller
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Beitrag von André.Müller » 20. Jan 2004, 19:21

Hmm.. ich glaube zwar wir reden aneinander vorbei, aber ich versuch es nochmal mit einem Bild zu zeigen:
Bild

Die Abb.1 hat mit Sicherheit jeder schonmal gesehen. Es ist die "Additive Mischung" von farbigem Licht. Jeder Fernseher besteht aus roten, grünen und blauen Leuchtpunkten. Je nach dem welcher wie hell ist sehen wir verschiedene Farben. Genauso ist es im Prinzip bei der Sonne. Hier sind es zwar nicht nur 3 sondern sämtliche nur möglichen Farben, und sie entstehen alle an der gleichen Stelle. Im Auge wird die Information "sämmtliche Wellenlängen(=sämtliche Farben!)" dann mit "Weiß" übersetzt.

Tagsüber kommen tatsächlich alle Strahlen geradeaus von der Sonne ins Auge (Das muss jetzt keiner Ausprobieren, das sollte man lieber glauben ;). Wer Zweifelt kann auch jeden beliebigen Stern ansehen, sind ja auch alles Sonnen und das Auge bleibt erhalten!!)
Abends (oder morgens) müssen die Sonnenstrahlen allerdings durch eine sehr viel dickere Schicht Atmosphäre als tagsüber. Jetzt kommt ein Effekt zum tragen der sich "Dispersion" nennt. Das bedeutet, dass nicht alle Strahlen der Sonne gleich durch die Atmosphäre kommen. Die Strahlen der einzelnen Farben laufen also gekrümmt durch die Atmospäre bis ins Auge. Um es uns einfacher zu machen, nehmen wir jetzt nur die drei repräsentativen Sonnenstrahlen Rot, Grün und Blau. Der rote Strahl wird hier am stärksten abgelenkt und erscheint ganz unten. darüber befindet sich der grüne Strahl in der Mitte und ganz oben der Blaue. So wie in Abb.2!

Nun hat die Atmosphäre die Eigenschaft blaues Licht in alle Richtungen zu streuen. Das bedeutet für unseren Blauen Strahl, dass er auf seinem Weg durch die Atmosphäre nicht bis zu uns ins Auge kommt, sondern irgendwo auf dem Weg von den Luftmolekülen absorbiert (also aufgenommen) wird, und in eine ganz andere Richtung wieder abgestrahlt wird. Deshalb ist der Himmel blau, weil alle (blauen) Strahlen die irgendwo auf die Lufthülle der Erde treffen in alle Richtungen gestreut werden, also im gegensatz zu den roten und grünen Strahlen der Sonne auch von aben kommen können (so kann man es sich vorstellen!) (Der marshimmel ist übrigens tagsüber rot und abends Blau. Hier sind nicht wie bei uns die Lufmoleküle für die Farbe verantwortlich, sondern Staubpartikel. Diese absorbieren und streuen das rote Licht!)
Bleiben also nur noch der rote und der grüne Strahl übrig. Im dritten Bild (Abb.3) hab ich das mal angedeutet in dem ich den blauen Strahl auf 45% und den Grünen auf 70% verringert habe. Man sieht also ein grünes Segment oben und ein rotes unten!

Wie Till das schon schreibt hat der Leserbriefschreiber vermutlich gemeint, dass das Segment am oberen Rand des unteren Horns der Sichel zu sehen war.
Wie ja auch auf dem von dir gefundenen Bild ein unteres rotes Segment und oberhalb(!) der Sonnensichelspitze ein grünes Segment (http://astroverein-halle.de/ergebnisse/ ... detail.jpg)

Ich hoffe jetzt hab ich endgültig alle Klarheiten beseitigt! ;)

André
Zuletzt geändert von André.Müller am 20. Jan 2004, 22:38, insgesamt 1-mal geändert.

Thorsten Falke, Helgoland
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Beitrag von Thorsten Falke, Helgoland » 20. Jan 2004, 20:44

Hallo Andre!
Besten Dank für die ausführliche und leicht verständliche Erklärung. Nun habe sogar ich es kapiert.
Die bildhafte Darstellung ist dir sehr gut gelungen, ihr ist es hauptsächlich zu verdanken, das ich es verstanden habe. Unter anderem also auch ein gutes Beispiel für den Sinnspruch: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Nun habe ich wieder etwas Schönes hinzugelernt.
Grüße aus Münster
Thorsten

Till Credner
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was der Beobachter gesehen haben könnte...

Beitrag von Till Credner » 20. Jan 2004, 21:41

Hier meine Vorstellung der Beobachtung als Bild.
Wie gesagt, wahrscheinlich meint der Beobachter
mit "unterem Sonnenrand" den ganzen unteren Teil
der Sichel.

Till
Bild

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Claudia Hinz
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Foto gesehen

Beitrag von Claudia Hinz » 20. Jan 2004, 22:18

Hallo,

mir hatte nach der Sofi irgendjemand so ein Bild geschickt, wo genau diese von Till skizzierte Stelle grün aufleuchtete. Das Bild wurde auf der Edelweißspitze aufgenommen:

Bild

Viele Grüße
Claudia

Till Credner
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Lichtablenkung in der Atmosphäre

Beitrag von Till Credner » 21. Jan 2004, 00:09

Hallo,
schön Claudia, genau so sollte es ja auch sein.

Danke André, daß Du die Basics noch mal erläutert hast, ich
war da zu faul zu. Aber so unausstehlich besserwisserisch wie
ich sein kann, habe ich noch ein Haar in der Suppe gefunden
und will eine Berichtigung anfügen.
Nicht das rote Licht wird stärker in der Atmosphäre gebrochen,
sondern das grüne! Die Refraktion bewirkt eine Verschiebung des
Sonnenbildes nach oben. Und das grüne Bild der Sonne erscheint
weiter oben als das rote.

Hier habe ich es kurz skizziert (so übertrieben, dass sich rotes und
grünes Sonnenbild für den Beobachter nicht mehr berühren). Der
Einfachheit halber zerlegts das Sonnenlicht im Beispiel nur in einen
grünen und einen roten Strahl. Die gestrichelten Linien zeigen die
Richtung zum scheinbaren Bild der Sonne(n) wie es der Beobachter
sieht.
Grüße,

Till

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André.Müller
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Beitrag von André.Müller » 21. Jan 2004, 08:13

Hi Till

Ich versuche gerade meiner Freundin (chemikerin) beizubringen, dass nicht alle Physiker solche besserwisser seien.... aber wenn ich mir das recht überlege hat sie eigentlich recht :roll: :wink:

Mit der Brechung hast du natürlich recht! :oops:
Bild

André

Gernot Osterloh

Güner Flash bei SoFi 31.5.2003

Beitrag von Gernot Osterloh » 30. Jan 2004, 12:20

Hallo Jan,

ich habe bei der Sofi 2003 eine Art Grünen Flash erwischt.
(Zu sehen rechts neben dem Hochspannungsmasten)

Bild

Bei Interesse: Hier gibts noch mehr von der SoFi
http://www.gernot-osterloh.de/03-05-31_ ... _SoFi.html

Gruesse
Gernot Osterloh

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Beitrag von André.Müller » 30. Jan 2004, 15:38

Super Bild!!

Wie überhaupt die gesammte Serie deiner Bilder fantastisch ist. (Muss ich jetzt mal nicht ohne Neid gestehen!) ;)

André
(Der leider Nebel hatte und deshalb die Sonne erst etwas später zu Gesicht bekam)

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Claudia Hinz
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Einfach nur genial!!!!!!!!!!!

Beitrag von Claudia Hinz » 30. Jan 2004, 21:10

Diese Verzerrungen sind der Hammer! Das sind IMHO die besten Bilder der Sofi, die ich zu Gesicht bekommen habe! Bin echt hin und weg!!!!

Gratulation!!!

Und herzliche Grüße
Claudia

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Jan Gensler
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Beitrag von Jan Gensler » 31. Jan 2004, 13:20

Hallo Gernot,

deine Bilderserie ist echt gelungen - eine Freude fürs Auge!

Danke,
Jan

Gernot Osterloh

Danke Euch!

Beitrag von Gernot Osterloh » 31. Jan 2004, 21:51

Hi Andre, Claudia und Jan,
Danke fuer die Komplimente! Freut mich dass Euch die Bilder gefallen, das hört man immer gerne :D
Bei den Verzerrungen war es schön zu sehen wie die einzelnen "Stufen" an der Innenseite der Sonnensichel zusammenliefen, und als die verfinsterte Sonne aufging war ich überrascht *wie* verzerrt die Sonne war. War ein tolles Ereignis!

Gruesse
Gernot :)

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