Radiobeobachtungen von Meteoren

Forum zur Diskussion von Meteor- und Feuerkugelsichtungen, sowie zur Besprechung von Meteorströmen.
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Heiko Ulbricht
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Radiobeobachtungen von Meteoren

Beitrag von Heiko Ulbricht » 24. Apr 2017, 18:20

Hallo,

letztes We sind wir wieder mal auf die funktechnische Beobachtung der aktuell aktiven Meteorströme ausgewichen. Allen voran wäre der Meteorstrom der Lyriden zu nennen, welcher seinen Höhepunkt ja bereits erreichte. Da dieser aufgrund der schlechten Witterung visuell nicht zu beobachten war, wurde auf die Beobachtung via Meteorscatter zurückgegriffen. Dazu wurde eine 9-Element-Lang-Yagi mit 13.4 dBi Gewinn Richtung Südwest auf das Graves Radar in Dijon in Frankreich ausgerichtet (Radar für die Bahnvermessung von Raumflugkörpern). Dieses Radar arbeitet auf 143.050 MHz und erzeugt Reflexionen an ionisierten Bahnen, welche die Teilchen beim Verglühen in unserer Atmosphäre hinterlassen (Meteorscatter). Dieses Radarecho kann dann empfangen und somit auch akustisch und grafisch abgebildet werden. Der Sreenshot zeigt zwei kräftige Radarechos von Meteoren oder verglühendem Weltraummüll… das ist ein wunderbarer WOW-Effekt für Besucher der Stw., die dann auch gleichzeitig visuell die Meteore sehen… werden wir zukünftig mit anbieten… ist eben gut, dass man auch ne Amateurfunklizenz hat und somit gute Antennen…

Bild
SDR, FunCube Dongle Pro+, 9-Element-Lang-Yagi von Tonna, 13.4dBi
Viele Grüße,
Heiko

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Dennis Hennig
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Re: Radiobeobachtungen von Meteoren

Beitrag von Dennis Hennig » 4. Mai 2017, 20:37

Hallo Heiko!

Um hier mal eine Resonanz zu geben: Tolle Sache! :-D
Mein letztes selbst gehörtes Meteorscatter-Echo auf 2m liegt ja leider schon rund ein Viertel Jahrhundert zurück. :roll:
Witzig, dass das Internet daran teilweise noch Erinnerungen hat:
http://www.welt-der-alten-radios.de/and ... r-403.html

Sendet dieses französische Weltraum-Radar auf 143,050MHz eigentlich Dauerstrich?

Grüße!

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Heiko Ulbricht
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Re: Radiobeobachtungen von Meteoren

Beitrag von Heiko Ulbricht » 4. Mai 2017, 23:26

Hallo Dennis,

ja, das Radar in F sendet dauerhaft, aber in verschiedene Sektoren... wir bieten das jetzt mit an bei öffentlichen Beobachtungen, toller WOW-Effekt, wenn man Echos sieht und hört und das Teil am Himmel dazu...bei den Perseiden kann man kaum noch das Blau des Wasserfalls sehen… :wink: ja, das Netz vergisst nichts...

Alles hier:

https://www.darc.de/fileadmin/_migrated ... ho-neu.pdf
Viele Grüße,
Heiko

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Silvia Kowollik
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Re: Radiobeobachtungen von Meteoren

Beitrag von Silvia Kowollik » 6. Jun 2017, 03:32

Hallo Heiko,

wegen diesem Beitrag von Dir hab ich mich hier im AKM extra angemeldet. Endlich mal Infos auf deutsch. Tolle Sache. :wow:

Ich bin Mitarbeiterin der Sternwarte Zollern-Alb und baue gerade auf meinem winzigen Balkon zu Hause eine Meteorscatteringstation auf, die dauerhaft das ganze Jahr durchlaufen soll...

Nachdem mir ein Funkamateur erzählt hat, daß er (egal bei welchem Wetter!) Meteorreflexionen "beobachten" kann, war ich angefixt und hab angefangen, mich in das Thema einzulesen. War ganz schön komplex, das Thema. :shock:

Inzwischen läuft es aber recht ordentlich. Ich hab mir eine 4-Element Yagi (Bausatz) fürs 2-Meter Band gebastelt, nen SDR-Play (RSP1) und dann noch Antennenkabel und Pigtail gekauft (so brauch ich keine Funklizenz) und mich in das Programm HDSDR zum Bedienen vom SDR-Play reingefuchst. Auch ich peile Graves an. Die Antenne paßt so grad noch neben meiner Montierung und dem Beobachtungspult auf den Balkon, jetzt muß ich echt aufpassen, damit ich net bei Nacht an der Antenne hängen bleib...

Mit welchem Programm zeichnest Du die Reflexionen auf? Oder wird blos "Live-Betrieb" bei Führungen gefahren? Hast Du auch viele Flugzeugreflexionen? Bei mir ist der Bildschirm zu bestimmten Zeiten recht voll mit gestrichelten bogenförmigen Linien, aber dazwischen kommen immer mal wieder sporadisch Meteorreflexionen und neben dem leisen Rauschen höre ich kurze "Pings" oder auch kräftiges Pfeifen mit Tonhöhenänderung aus den Lautsprechern meines "Meteorscattering-Laptops"...

Mein Ziel ist es, Monats- und Jahresübersichten zur Meteoraktivität automatisch zu generieren. Ich würde mich gerne weiter zu dem Thema austauschen.

Liebe Grüße
Silvia

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Heiko Ulbricht
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Re: Radiobeobachtungen von Meteoren

Beitrag von Heiko Ulbricht » 6. Jun 2017, 18:59

Hallo Silvia,

erst einmal vielen Dank für das Interesse und willkommen hier… :wink: – vielleicht entdeckst hier auch noch andere Beobachtungsfelder für Dich, wie NLCs, Polarlichter…

Nun zum Thema: ich selbst bin ja lizensierter Funkamateur. Für diese Geschichte hier brauchst natürlich keine Lizenz, das stimmt.
Da haste ja viel vor. Grundsätzlich mache ich das mit Kollegen an der Sternwarte Radebeul meist aus Hobbygründen, bauen das also auf, wenn uns rein danach ist, meist natürlich zu Aktivitäten von Meteorströmen oder auch so mal.

Flugzeugreflexionen haben wir auch, aber meist schwach. Mehr Satelliten, ISS und auch Reflexionen am Mond, was sich EME (Erde-Mond-Erde) oder „Moon bounce“ nennt. Kürzlich zu den Eta-Auariden landeten wir damit auf der Startseite von Spaceweather. Dort sind auch Reflexionen am Mond zu sehen und solche an Eta-Aquariden:

http://www.spaceweather.com/archive.php ... &year=2017

Der Mond stand an diesem Abend genau in Richtung SW, so dass das starke Signal des Graves-Radar auch an der Oberfläche reflektiert wurde. Dass das Signal unterbrochen ist, liegt daran, dass die Sektorenstrahler des Radars in verschiedene Richtungen strahlen, den Himmel gewissermaßen abscannen (rotierend abstrahlende Vektorantennen).

Einen Bericht, wie er ausführlicher zum Radar nicht sein könnte, stammt von DK5EC aus Königswinter:

http://dk5ec.de/Graves-Echo.pdf

Hier findet man echt alles dazu. Ruhige Minuten nehmen und in selbigen studieren. Das Schöne daran ist, dass auch kleine Antennen dafür genügen und der Aufwand klein gehalten werden kann. Wir nutzen meine 9-Elemente-Lang-Yagi für den 2 m-Amateurfunkbereich (144-146 MHz), also gleich daneben gewissermaßen und damit so gut wie ohne Empfangs- und Anpassungseinbußen. Beim Empfang stört das nicht. Sie macht aufgrund ihres hohen Gewinns und ihrer schon recht scharfen Richtkeule (13.4 dBi oder etwa 10.2 dB ) auch schwächere Signale hörbar. Oder nutzen eine Doppel-Hybrid-Quad-Eigenbauantenne meines Kumpels. Die Tonhöhenänderung beim Empfang ist der Doppler-Effekt.

Ich selber empfang die Signale nicht, das macht mein Kumpel mittels seines Laptops und dem Programm SDR Sharp. Störungen vielerlei Natur haben wir natürlich auch, das lässt sich nicht verhindern.

Bei Fragen einfach melden. Wünsche Dir viel Spaß mit Deinem Projekt. Das ganze hat für uns auch einen gewissen Unterhaltungswert, wenn wir das bei Führungen anbieten. Rein wissenschaftlich kann man daraus allerdings nicht viel gewinnen. Das Radar dient ja eigentlich zur Überwachung von Weltraummüll und dessen Bahnverfolgung, der kritisch werden könnte. Bei Meteorströmen ist das allerdings eine echt feine Sache und man staunt, wieviel Signale man registrieren kann.
Viele Grüße,
Heiko

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Silvia Kowollik
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Re: Radiobeobachtungen von Meteoren

Beitrag von Silvia Kowollik » 7. Jun 2017, 02:26

Hallo Heiko,
vielleicht entdeckst hier auch noch andere Beobachtungsfelder für Dich, wie NLCs, Polarlichter…
NLC´s, Polarlichter beobachte ich auch, falls ich zu dem Zeitpunkt, an dem die sich ereignen, unter dunklem Himmel bin (Urlaub/Sternwarte). :-D
Von zu Hause (Großstadt mit 80.000 Einwohner) aus eher nicht. Lichtverschmutzung und Bebauung sei Dank. :roll:
Da haste ja viel vor. Grundsätzlich mache ich das mit Kollegen an der Sternwarte Radebeul meist aus Hobbygründen, bauen das also auf, wenn uns rein danach ist, meist natürlich zu Aktivitäten von Meteorströmen oder auch so mal.
merci für diese Auskunft
Flugzeugreflexionen haben wir auch, aber meist schwach. Mehr Satelliten, ISS und auch Reflexionen am Mond, was sich EME (Erde-Mond-Erde) oder „Moon bounce“ nennt.
könntest Du mir mit Screenshots bitte zeigen, wie Satelliten, ISS und Moon bounce typischerweise bei Dir im Wasserfalldiagramm aussehen? Bislang kann ich nur Flugzeuge und Meteorreflexionen zuordnen.
Kürzlich zu den Eta-Auariden landeten wir damit auf der Startseite von Spaceweather. Dort sind auch Reflexionen am Mond zu sehen und solche an Eta-Aquariden:

http://www.spaceweather.com/archive.php ... &year=2017
ist das Bild dort eine Zusammenstellung oder zeigt es den direkten, zeitlichen Verlauf? Leider ist weder eine Zeitskala noch eine Frequenzskala zu sehen
Der Mond stand an diesem Abend genau in Richtung SW, so dass das starke Signal des Graves-Radar auch an der Oberfläche reflektiert wurde. Dass das Signal unterbrochen ist, liegt daran, dass die Sektorenstrahler des Radars in verschiedene Richtungen strahlen, den Himmel gewissermaßen abscannen (rotierend abstrahlende Vektorantennen).
Hmmm, müßte nicht in der Zeit, in der der Strahl nicht auf den Mond trifft, einfach nur "Hintergrund" zu sehen sein? Deine Antenne ist doch fest ausgerichtet. Dann dürfte sie in den Zeiten, in denen der Strahl woanderst hinzeigt, keine Signale empfangen. Oder mach ich da nen Gedankenfehler?
Einen Bericht, wie er ausführlicher zum Radar nicht sein könnte, stammt von DK5EC aus Königswinter:

http://dk5ec.de/Graves-Echo.pdf

Hier findet man echt alles dazu. Ruhige Minuten nehmen und in selbigen studieren.
da ich kein lizensierter Funker bin, verstehe ich streckenweise leider blos Bahnhof. Und muß mir einiges irgendwie zusammenreimen.

So wie auf Bild 3 oder Bild 11 schaut es bei mir auch öfters aus. Mehrere Flugzeuge gleichzeitig und ab und an ein Meteor mit kräftiger Dopplerverschiebung. Und viel mehr kurze Reflexionen (so um die 20 Hz Dopplerverschiebung). Auf mich zu oder von mir weg. Allerdings sehe ich das Trägersignal selber (über Tropo?) nicht. Aber meine Antenne ist auch nicht so empfindlich wie Deine.

Hab ich das richtig verstanden, Bild 4 auf Seite 6 zeigt von links nach rechts im rechten Wasserfalldiagramm
- zuerst ein Mondecho (unterbrochene senkrechte Linie bei 1025 Hz, direkte Sichtverbindung zum Mond)
- Träger bei ca. 1300 Hz
- Meteorreflexionen (kurze wagrechte Linien) zwischen 1300 und 1450 Hz
Das Schöne daran ist, dass auch kleine Antennen dafür genügen und der Aufwand klein gehalten werden kann.
ja. Ich hatte mir nen Budgetrahmen von 300 Euro für dieses Experiment vorgenommen. Rund 230 Euro sind es dann mit dem ganzen Kleingruscht geworden. :-D
Ich selber empfang die Signale nicht, das macht mein Kumpel mittels seines Laptops und dem Programm SDR Sharp. Störungen vielerlei Natur haben wir natürlich auch, das lässt sich nicht verhindern.
ok, eventuell mag Dein Kumpel ja ein paar Screenshots machen und die Signale kennzeichnen und Du postest sie hier?

Jedenfalls freu ich mich sakrisch, daß ich jetzt nen Ansprechpartner hab...

Liebe Grüße
Silvia

eric
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Re: Radiobeobachtungen von Meteoren

Beitrag von eric » 14. Jul 2017, 15:34

Hallo Silvia, suchst Du noch Rothammels Antennenbuch ?
Ich habe die 10.Auflage zu verschenken.

Emil
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Re: Radiobeobachtungen von Meteoren

Beitrag von Emil » 30. Sep 2017, 16:34

Hallo an alle,
1st: Deutsch ist nicht meine Muttersprache aber ich versuch immer besser zu sein.
2nd.
Airspy R2 + Ecoflex 15 liegen herum ohne Arbeit ausser manchmal CW lauschen.
Hab meine eigene Sternwarte und genug firepower (PCs) auch im bereich Radio aktiv zu werden.
Hab gelesen das man verwendet 50Mhz oder 144 Mhz ich konnte ein Spektrumscan machen für 50 Mhz und 144 Mhz zu sehen welche Bereich freier von Störungen ist.
Kann jemanden ein paar Antenne empfehlen? DAS wäre echt super.

Danke und CS
Emil

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Barbara Gabrielczyk
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Re: Radiobeobachtungen von Meteoren

Beitrag von Barbara Gabrielczyk » 7. Okt 2017, 18:30

Hallo Silvia,
zu Deinem sehr interessanten Projekt, sowie auch zu Deiner Empfehlung von Dir, Eric, zur Funktechnik, dem Antennenbuch von Karl Rothammel
hier noch eine Link:
http://pi4oss.ham-radio.ch/hamsoft/Rothammel.pdf

jedoch die 7.Auflage..

ist eine PDF Datei, falls Du evtl. auch gerne über Deinen PC mit dazu lesen magst..
diese PDF ist kostenfrei, ohne Anmeldung unsw.
Da ich mich schon seit Jahren ebenfalls mit der Funktechnik immer mal mit befasse, ist mir der Karl Rothammel auch bekannt :)

Mit lieben Grüssen
Barbara

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