Auch in Lübeck, genauer auf dem Pariner Berg, konnten wir NLC beobachten. Mit "wir" meine ich Olaf aus Rostock und mich. Wir sind gestern ganz spontan nach Groß Parin gefahren, um einfach mal unverbindlich den wolkenfetzenübersäten Himmel zu begutachten. Erstmal wurden aufgiebig unsere Ferngläser auf ihre Jupitermondtauglichkeit getestet. Mit einem 10x50 Glas kann man die Monde schon deutlich erkennen. Erste Testaufnahmen ergaben übrigens keine NLC am Nordhimmel. Und es wurde fleißig über die vergangenen NLCs gefachsimpelt.
Der Beobachtungsplatz befindet sich bei einem Aussichtsturm, den man über eine enge Wendeltreppe erklimmen kann. Um den Turm herum kann man herumlaufen und sich so immer die windgeschützte Seite aussuchen. Zugang zum Turm hat man vom Süden. Wir befanden uns auf der Nordseite, konnten also vom Weg her nicht gesehen werden (das zur Erklärung). Plötzlich hörten wir Geräusche und Stimmen. Ein junges Pärchen näherte sich dem Turm und wollte wohl einen romantischen Abend genießen. Er sagte zu ihr: "Ich schaue mal nach, ob die Luft rein ist." Gesagt - getan. Er kam um die Ecke herum und Olaf meinte nur: "Wuff Wuff!" Ein entsetzter Aufschrei schallte durch die Nacht. Er hatte nicht damit gerechnet, daß sich mitten in der Nacht dort jemand aufhalten könnte. Vom großen edlen tapferen Ritter war nicht mehr viel übrig geblieben. Die beiden verzogen sich dann auf den Turm, und wenn sie nicht gegangen sind, dann hocken sie noch immer da oben...
Aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen. Wir unterhielten uns weiter und plötzlich bemerkte ich gegen 22:40 UT drei parallele senkrechte Streifen im Fernglas. Mit dem bloßem Auge war nichts zu sehen. Die Kameras konnte erst auch nicht entschlüssen, was das war. Erste Vermutung war ein weiterer Skybeamer, so wie wir einen in Timmendorf beobachten konnten. Der helle Stern auf dem Bild ist Capella und der Strich in der Mitte ein vorbeifliegendes Flugzeug.
Langsam veränderten sich die Strukturen. Wir waren uns nun sicher, daß es schwache NLC sein müßten. Kurz bevor gegen 23:10 UT die Wolken das Feld verdeckten, entstand diese Aufnahme:
Etwas weiter östlich war ein schwacher schräger Streifen erkennbar, an dem sich ein schwaches Feld anschloß:
Gegen 23:20 UT verblaßten auch diese und wir packten unsere Sachen ein. Etwas später sahen wir dann unterhalb der Wolken die blutrote Mondsichel aufgehen. Ein schöner Abschluß für einen NLC-armen Abend.
Für mich waren es die 7. NLC in dieser Saison, gleichzeitig auch die schwächsten all meiner Beobachtungen. Leider hatte ich meine Speicherkarte zu Hause im Lesegerät vergessen und mußte mit 32 MB auskommen; sonst hätte es wieder ein kleines Filmchen gegeben.
Gruß Torsten