NLC vom 25.6. entlarvt...

Forum für Leuchtende Nachtwolken (NLC)
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Richard Löwenherz

NLC vom 25.6. entlarvt...

Beitrag von Richard Löwenherz » 10. Jul 2003, 15:17

Liebe NLC-Beobachter,

die von mir angezettelte Diskussion zu den zweifelhaften NLC-Sichtungen am Morgen des 25. Junis ist vor zwei Wochen leider ohne Ergebnis untergegangen. In Reichweite meiner Beobachtungsunterlagen hab ich mich letzte Nacht mal hingesetzt und die von Andre Knöfel (Düsseldorf) und Thomas Payer (Essen) ins Forum gestellten Fotos analysiert. Da die Aufnahmen zeitlich um nur 4 min differieren und zweifellos erkennbar ist, daß es sich um den selben Wolkenschleier handelt, gestaltet sich daraus die Möglichkeit, über die Randpunkte die Position (Entfernung) der Wolken miteinander zu vergleichen (Überschneidungen). Leider fehlten mir genaue Angaben zu den Fotos, wie Objektivbrennweite und Gradnetzkoordinaten, weshalb die folgenden Berechnungen nur zu einem groben (aber überzeugenden) Vergleich führten. Höhen-(h) und Azimut-(a) Werte konnte ich anhand der erkennbaren Sternbilder ableiten.

Zunächst bin ich davon ausgegangen, daß es sich tatsächlich um NLC handelt (Wolkenhöhe 83 km).

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Für die Düsseldorfer Beobachtung (51,3°N, 6,8°E) ergab sich somit folgende Position des Wolkenschleiers:

visuelle Ausdehnung der NLC -> Entfernung zum Ort unter den NLC
a~25° -> h=17-24° -> e=250-175km
a~50° -> h=14-20° -> e=295-210km
a~65° -> h=12° -> e=340km
Auf einer Landkarte dargestellt würde sich der Schleier vom Emsland bis zur Altmark erstrecken (Vechta-Bremen-Uelzen-Stendal).

Für die Essener Beobachtung (51,4°N, 7,0°E) ergab sich folgende Position des Wolkenschleiers:

visuelle Ausdehnung der NLC -> Entfernung zum Ort unter den NLC
a~35° -> h~40° -> e~100km
a~60° -> h~20-40° -> e~210-100km
a~75° -> h~17° -> e~250km
Auf einer Landkarte dargestellt würde sich der Schleier vom Teutoburger Wald zum Nordharz erstrecken (Münster-Osnabrück-Hannover-Salzgitter).

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Im Falle von NLC gibt es also keine Übereinstimmung der Wolkenpositionen. Da sich der Schleier von Essen aus gesehen scheinbar weiter südlich befand, als von Düsseldorf aus, muß die Wolkenhöhe wesentlich geringer gewesen sein!

Naheliegend wäre natürlich Cirrus, dessen Höhe (H) mittels Triangulation relativ einfach bestimmt werden kann, da die Erdkrümmung auf dieser Distanz noch nicht so sehr ins Gewicht fällt. Da Essen von Düsseldorf aus gesehen in einer Azimutrichtung von a~45° liegt und auch Teile der Wolken in dieser Himmelsrichtung zu sehen waren, ist eine Triangulation auf dieser Linie am sinnvollsten (einfachsten).

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Sinussatz: e/c=sin(h2-h1)/sin(h1) -> c=sin(h1)*e/sin(h2-h1)
Winkelfunktion: sin(h2)=H/c -> H=sin(h2)*c

Die Wolkenhöhe H eines von Beobachter 1 (der südlichere) angepeilten Wolkenteils in Azimutrichtung zum Beobachter 2 (der nördlichere) läßt sich also folgendermaßen berechnen:

H=sin(h2)*sin(h1)*e/sin(h2-h1)

h1=visuelle Höhe des von Beobachter 1 angepeilten Wolkenteils (Grad)
h2=visuelle Höhe des von Beobachter 2 angepeilten Wolkenteils (Grad)
e=direkte Entfernung von Beobachter 1 zu Beobachter 2 (km)

Für das in Azimutrichtung a~45° angepeilte Wolkenstück sieht die Situation dann so aus:
Beobachter 1: Andre Knöfel (Düsseldorf)
Beobachter 2: Thomas Payer (Essen)
Entfernug: e~25km, Höhe 1: h1~15°, Höhe 2: h2~30°
-> Wolkenhöhe: H=12,5km (hoher Cirrus)

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Damit ist wohl klar, daß es sich nur um einen Cirrusschleier gehandelt haben kann, welcher sich bei einer Höhe von rund 12 km genau über dem Stadtgebiet Gelsenkirchen-Dortmund befand (relativ gute Überschneidung der Wolkenfelder beim anschließenden Positionsvergleich!). Die Beobachtung von Benjamin Kühne (Köln) (auf seinen Fotos ist ebenfalls der selbe vermeintliche NLC-Schleier zu sehen!), konnte nicht einbezogen werden, da ich Schwierigkeiten hatte, die Azimutwinkel zu bestimmen.

Angesichts dieser Tatsache müßten bisher eingetragene Meldungen (wie auf der Seite nlcnet.co.uk) wieder zurückgenommen werden! Auch sollten künftige Beobachtungen, wenn diese zweifelhaft erscheinen, nicht zu schnell als positive Meldungen abgesetzt werden (Eine Warnung sollte aber dennoch rausgeschickt werden - immerhin hat diese ja zur Aufklärung beigetragen -> Foto von Thomas Payer).

Es grüßt
Richard

Olaf (HRO)

Re: NLC vom 25.6. entlarvt...

Beitrag von Olaf (HRO) » 10. Jul 2003, 18:19

Hallo Richard,

schönen Dank, daß Du Dir die Arbeit gemacht hast! Muß den Text aber noch einmal in Ruhe durchforsten. Bin gerade selber erst mit dem "NLC-Kondensstreifen" vom 26.06.03 fertig geworden.

Ergebnis: Folgt in Kürze!

Grüße, Olaf

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