Großes Halophänomen 01.11.2014

Forum für Halo-Erscheinungen, Regenbögen, Blitze und alle anderen Lichterscheinungen, die neben Polarlichtern in der Erdatmosphäre auftreten.
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Michael Theusner
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Michael Theusner » 5. Nov 2014, 19:28

Hallo,

noch eine Anmerkung zur Bildbearbeitung: Es handelt sich nicht um R-B sondern R-G. Das hat in diesem Fall die Wolkenstrukturen erheblich stärker reduziert als R-B. Das sollte man also auf jeden Fall auch mal ausprobieren, es kann sich lohnen!

So sieht dann die weitere Berechnung im IDL-Code aus (R=Rotkanal, G=Grünkanal, 16-Bit-Bilddaten). Soetwas ist in Photoshop und Gimp wohl nicht möglich:

Code: Alles auswählen

 
;Differenz Rot-Grün
RG = R - G

;Daten in den positiven Bereich verschieben.
RG = RG - Min(RG)

;Kanaldifferenz invertieren (weiß wird schwarz und umgekehrt) und auf 16 bit strecken.
RG = (256.0^2 - 1.0) - RG * (256.0^2 - 1.0) / Max(RG)

Code: Alles auswählen

;Zum Grünkanal die Differenz aus Grün- und Rotkanal addieren. Aber nur die Werte, bei denen der Grünkanal größer ist als Rot.
RG2 = G + ((G - R) > 0)

;Die beiden Datensätze aus Kanaldifferenzen mitteln.
RG = 0.5 * RG + 0.5 * RG2

;Endgültigen Datensatz wieder auf 16 Bit strecken
RG = (RG - Min(RG)) / (Max(RG) - Min(RG)) * (256.0^2 - 1.0)
Die Kanalberechnung in Photoshop, wie ich sie mal vorgestellt hatte (R-B), macht übrigens in Wirklichkeit das Folgende:

Code: Alles auswählen

RB = 0.5 * B + 0.5 * ((B - R) > 0)
Es ist also nicht ganz eine Differenz aus R und B. Trotzdem ergibt das gemischt mit einem echtem R-B (was Photoshop nicht kann) eine noch bessere Reduzierung der Wolkenstrukturen.

Viele Grüße
Michael

ps.: Ich habe gerade festgestellt, dass beim Einfügen von Code schon nach wenigen Zeilen ein Scrolbalken erscheint und man dann nicht den ganzen Code auf einmal sehen kann. Deswegen die zwei Code-Breiche direkt hintereinander. Kann man da vielleicht mehr Zeilen zulassen bevor automatisch ein Scrollbalken erscheint?

pps.: Über das musste ich doch sehr schmunzeln:
Andreas Möller hat geschrieben:
... Bild

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Torsten Serian Kallweit
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Torsten Serian Kallweit » 6. Nov 2014, 05:25

Mit welchem Programm hast Du das gemacht, Michael, wenn PS und Gimp das nicht können?
„Ob Du denkst, Du kannst es, oder Du kannst es nicht :
Du wirst auf jeden Fall recht behalten.“ www.galerie-art21.de

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Michael Theusner
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Michael Theusner » 6. Nov 2014, 08:15

Dafür eignet sich jedes Datenverarbeitungsprogramm, mit dem man Bilddaten einlesen und weiterverarbeiten kann. Zwei Beispiele dafür sind IDL und Matlab. Allerdings sind die nicht kostenlos. Aber so etwas kann man ja auch mit Python usw. programmieren.

Viele Grüße,
Michael

wolfgang hamburg
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von wolfgang hamburg » 6. Nov 2014, 09:54

Moin moin,

das Halophänomen hinterlässt mich ähnlich wie Andreas Bildchen. I'm shocked!
Zu der Bildrechnerei:
Man kann das wohl relativ einfach mit ImageMagick(*) bewerkstelligen. Dabei bleiben auch die ganzen Zwischenschritte als Bild erhalten und man kann halt einfach weiter testen bzw. probieren. Es sind jeweils Kommandos ein einem Konsolefenster(Eingabeaufforderung, Command Prompt). Etwas antik, aber ist bewährt und portabel. ;-)
ImageMagick ist Freeware und läuft fast überall.
(*)
Download:http://www.imagemagick.org/script/binary-releases.php (eine Q16 Variante wählen)
Anleitung: http://www.imagemagick.org/Usage/ hier zutreffend:
http://www.imagemagick.org/Usage/compose/

Grüße wolfgang

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Andreas Möller
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Andreas Möller » 6. Nov 2014, 10:07

wolfgang hamburg hat geschrieben: Man kann das wohl relativ einfach mit ImageMagick(*) bewerkstelligen.
Dann kann man auch relativ einfach eine Website mit online-Coverter erstellen ;)
ImageMagick kann ja auch USM. Das wär doch mal was, ich denk drüber nach.

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Andreas Möller
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Andreas Möller » 6. Nov 2014, 21:35

Hier die Imagemagic Lösung:

Code: Alles auswählen

#!/bin/bash

convert file.tif -channel R -separate tmp_red
convert file.tif -channel G -separate tmp_green
convert file.tif -channel B -separate tmp_blue

convert tmp_red tmp_blue -compose minus -composite file_rb.tif
convert tmp_red tmp_green -compose minus -composite file_rg.tif

rm tmp_*

Maximilian Wellington
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Maximilian Wellington » 7. Nov 2014, 19:28

Hallo,

doch, das geht schon auch mit gimp/Photoshop etc.
Zum einen zerlegt Photoshop Bilder eh in die drei Farbkanäle R, G und B die man dann wahlweise voneinander abziehen, multiplizieren etc könnte. Den beabsichtigten Effekt einfacher und sogar mit Vorschau zu erzeugen ist außerdem über die Schwarzweiß-Methode sehr einfach möglich.

Hier ein Beispiel meiner Fotos des Halo-Events vom 01.11.2014 nach einer Photoshop-Bearbeitung:
Bild

Das ganze funktioniert ganz komfortabel über "Bild - Korrekturen - Schwarzweiß". Dort kann man jeden Farbkanal für die Umrechnung in S/W entsprechend gewichten und hat dabei sogar eine Live-Vorschau. Bei obigem Bild wurde z.B. der Gelb-Kanal beinahe vollständig aus dem Bild genommen, während alle anderen Farbkanäle auf ein ähnliches Level gebracht wurden. Reines Gelb wird damit schwarz und das Halo entsprechend sichtbar.

Wenn man an den Reglern etwas rumspielt kommt man auch drauf wie man Wolken praktisch komplett unsichtbar machen kann ohne die leuchtenden Halos zu verlieren. Beispiel:
Bild

Dieses Mal ist der gelbe Kanal vollständig und der rote zur Hälfte entnommen und alle anderen Kanäle aufs Maximum übersättigt. Das entspricht dem Entnehmen von Orange. Sowohl die dunklen Bereiche (Vordergrund) als auch die hellen Bereiche (Sonnenscheibe, Nebensonnen) bleiben unverfälscht, man kann gezielt eine Spektralfarben (die eigentlich nur im Halo selbst auftritt) eindunkeln und damit über den Kontrast sichtbar machen.

Grüße

Maximilian

Karl Kaiser
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Karl Kaiser » 7. Nov 2014, 20:36

[quote="Thomas Klein"]Danke nochmal an alle für die Hilfe und Glückwünsche. .....

Bild


Lieber Thomas!

Auch von mir die herzlichsten Glückwünsche zu diesem großen Ereignis! Ganz bestimmt ist das eine der aufregendsten und größten Haloerscheinungen im Ci, die jemals von Mitteleuropa aus beobachtet worden ist. Ich freue mich mit dir!

Bei diesem Bild sind im linken Teil eine Menge von Streifen sichtbar. Einer davon bedarf aber bestimmt noch einer näheren Betrachtung: Beim li Tapes-Bogen läuft ja deutlich sichtbar Wegeners Gegensonnenbogen durch. Und unmittelbar oberhalb bzw. rechs des erwähnten Bogens findet sich den Simulationen nach der Bogen von Hastings. Bei dieser stark bearbeiteten Aufnahme liegt genau an dieser Stelle ein kurzes Segment, das diesem zugeordnet werden könnte: zu sehen unmittelbar rechts vom Tapes-Bogen. Liegt dieser Streifen zufällig hier oder ist er doch das Anzeichen des seltenen Bogens von Hasting??

Ich wünsche dir noch einen schönen Abend!

Beste Grüße aus Schlägl von

Karl

Alexander Haußmann
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Alexander Haußmann » 10. Nov 2014, 14:46

Hallo zusammen,

ich wollt bloß noch ergänzen, dass ich Karl zustimme, was die Gegensonnenbögen von Wegener und Hastings angeht. Ich hab auch schon ein paar Simulationen gemacht, die ich hier demnächst noch reinstellen werde und die die Positionen dieser Bögen deutlicher zeigen. Bei den zusätzlichen Bögen an der linken Nebensonne habe ich an die reflektierten Lowitzbögen gedacht (http://www.atoptics.co.uk/fz180.htm), aber in der Simulation hab ich für die vorliegende Sonnenhöhe (26°) nichts gefunden (also nur die drei "normalen" 22°-Lowitzbögen). Vielleicht doch ein Bearbeitungsartefakt?

Viele Grüße,
Alex

Alexander Haußmann
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Alexander Haußmann » 10. Nov 2014, 21:47

So, hier noch die versprochenen Simulationen. Die korrekten Sonnenhöhen (26°-27°) habe ich von Thomas.

Hier die Perspektive der "Hauptansicht":

Bild

und das ganze in Grün-Rot (sollte ähnlich zu Michael Theusners Bearbeitung rauskommen):

Bild

Wo die Simulation schon "ausgebrannt" (=weiß) war, kommt natürlich nur grau raus.
Hier die Säulen- und Parrykristalle für sich, darin sind die Wegener- und Hastingsbögen deutlich zu erkennen:

Bild

Hier noch die Lowitzbögen alleine:

Bild

Es gibt übrigens 6 verschiedene 46°-Lowitzbögen, die bei Bob Greenler "contact arcs" heißen. Bei dieser Sonnenhöhe decken sich zwei ziemlich gut mit dem 46°-Ring, dann gibt es die 2 seitlichen Ausläufer wie auf dem Bild von Thomas, und obenrum den "echten" oberen Berührungsbogen des 46°-Rings (EE52, Bogen von Galle).

Die seitlichen 46°-Lowitzbögen gab es hier schon mal:

http://www.atoptics.co.uk/fz817.htm

Hier noch ein gut ausgeprägter oberer Lowitzbogen, bei dieser Sonnenhöhe zusammen mit zwei anderen dicht nebendran:

http://haloreports.blogspot.de/2006/11/ ... nland.html
http://haloreports.blogspot.de/2007/10/ ... -arcs.html

Die Detailansicht der linken Nebensonne hab ich auch mal probiert "nachzubauen":

Bild

Bild

Dort waren wie schon erwähnt allerdings keine Hinweise auf zusätzliche (evtl. reflektierte) Lowitzbögen zu finden.

Viele Grüße,
Alex

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Thomas Klein
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Thomas Klein » 22. Mai 2018, 19:07

Hallo zusammen,

lange ist es her und dennoch muss ich den Beitrag nochmal aus den Tiefen herausholen. Je öfter ich die Bilder von damals anschaue, desto mehr Details fallen mir auf. Im Rahmen meiner Seite, die ich gerade entwerfe habe ich ein Bild mit Wegeners Gegensonnenbogen gesucht und dabei habe ich dieses hier noch gefunden, welches ich noch nicht hochgeladen habe.
Dabei ist mir noch eine Struktur in den Wolken aufgefallen, welche mir verdächtig vorkommt. Die Struktur in der Wolke verläuft nämlich genau an der Stelle, an der der Untersonnenbogen zu erwarten ist.
Ich habe mir eben nochmal die Strahlengänge angeschaut. Der Untersonnenbogen entsteht an den gleichen Kristallen wie der Sonnenbogen und dieser war zum Teil ja auch sehr deutlich auf den Fotos.

Mir lässt es gerade keine Ruhe, ob es sich dabei tatsächlich um den Untersonnenbogen handelt oder ob es doch nur Cirrus ist.

Was dafür spricht:
-passende Kristalle waren vorhanden
-Position passt perfekt

Was dagegen spring:
-Cirrusstruktur verläuft parallel
-die Struktur bleibt in der RB-Methode sichtbar

Vielleicht kann das ja noch jemand bestätigen oder dementieren.
Leichte USM
Leichte USM
RB-Methode
RB-Methode

Simulation bei 25° Sonnenstand: https://www.meteoros.de/themen/halos/haloarten/ee62/

Viele Grüße,
Thomas

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Elmar Schmidt
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Elmar Schmidt » 22. Mai 2018, 19:38

Hallo Thomas,

auf Deine Webseite bin ich schon gespannt. Bei Deinen Fragen kann ich Dir nicht helfen, aber teil doch selber mit, ob Du links oben einen Bluespot und unter der Bildmitte eine isolierte 120-Grad-Nebensonne hattest. Durch den verdrehten Blick nach oben, kann ich das nicht beurteilen.

Viele Grüße, Elmar

PS: wo bleiben Deine ZHB... :-)

Kevin Förster
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Kevin Förster » 23. Mai 2018, 19:45

Hallo Thomas,

für mich sieht der Untersonnenbogen schon sehr nach Kondensstreifen-Cirrus aus. Zumal, wenn ich die Intensität des Sonnenbogens mit der des Untersonnenbogens vergleiche, kann ich mir das nicht so recht vorstellen.

Viele Grüße Kevin

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Thomas Klein
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Re: Großes Halophänomen 01.11.2014

Beitrag von Thomas Klein » 23. Mai 2018, 20:05

Hallo Elmar und Kevin,

danke für eure Antworten. Dann belasse ich es bei Hirngespinst. Ich wollte jetzt nur nochmal nachfragen, nachdem ein Untersonnenbogen in Cirrus mit Sicherheit nicht allzu häufig vorkommt.
Der helle Fleck in der Bildmitte weiß ich nicht, woher der kommt. Das links oben ist auf jeden Fall die 120° Nebensonne, wie man bei anderen Bildern schön sehen kann.

Einen ZHB hatte ich bis jetzt noch keinen, aber es ist ja noch viel Zeit. Die Studiumszeiten sind dieses Semester aber auch sehr undankbar zum Beobachten.

Viele Grüße,
Thomas

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