Frage zu Streams/Spikes an Sigma Orionis

[Carl Herzog]

Hallo zusammen,

bei Bildern von der Pferdekopfgegend vom 10. Januar habe ich ein paar Streams an Sigma Orionis entdeckt, die in keiner meiner früheren Aufnahmen enthalten waren, so dass es sich um ein aktuelles Ereignis zu handeln scheint:

1:1 Ausschnitt aus der Bildmitte

Neben dem Hauptstream sieht man noch einen diffusen Stream (oder mehrere Streams) in leicht anderer Richtung (fächerartig).

Weiß jemand was es sein kann?

Bildfehler und Satelliten können ausgeschlossen werden. Die Striche sind in allen Bildern über mehr als 3,5 Stunden mit den Filtern L, R, G, B und OIII enthalten (einzig im H-Alpha-Filter sind sie nicht zu erkennen). Es wurde unguided mit einer portablen Montierung fotografiert (120s pro Einzelbild bei F4), so dass das Bildfeld mit der Zeit etwas driftete. Die Striche blieben aber exakt an der gleichen Stelle - genau zentriert an Sigma Orionis. Keines der anderen Sterne im gesamten Bildfeld zeigte derartige Spikes.

Viele Grüße, Carl

[Mathias Levens]

Hallo Carl,
kann mir nicht vorstellen das es sich hier um ein kosmisches Ereignis handelt.
Hatte erst auf eine Satellitenspur getippt, aber wenn es auf allen Farbfilteraufnahmen erscheint scheint es sich um ein
Artefakt aus dem Reich der Spiegelungen/Reflexionen zu handeln.
Soweit meine spekulative Einschätzung.

Beste Grüße
Mathias

[Carl Herzog]

Hallo Mathias,

ich habe gerade mit Unterstütung meiner Kollegen vom Astronomieverein die Ursache gefunden. Die Auslöser sind Staubkörner an der Vorderlinse. Dadurch scheint es bei stark blauhaltigen Sternen zu einer Art Beugungsartefakt zu kommen, der die Linie(n) verursacht. Als Nachweis habe ich ein Bild von einem anderen Objekt gefunden, das genau an der Stelle andere blauhaltige Sterne aufweist. Dort zeigen gleich 3 Sterne die Linie(n). Und in allen Flats lassen sich auch die Staubkornpositionen an den Problemstellen als große unscharfe Scheiben nachweisen. Außer im H-Flat, wo sie nur ganz schwer auszumachen sind. Das scheint die unterschiedliche Beugung der kürzeren Wellenlängen eine Rolle zu spielen.

Im Einsatz sind die DeepSky-Filter von Astronomik. Sie sind grundsätzlich halofrei, aber bei den ersten Tests hatte ich tatsächlich am O-Filter schonmal Beugungsartefakte an manchen sehr hellen Sternen beobachtet. Es muss also ein Zusammenspiel der Staubkörner und des Filters sein. Und vielleicht spielt der Sensor auch irgendeine Rolle.

Viele Grüße, Carl

[Mathias Levens]

Hallo Carl,
die langen Lichtwellen sind wirklich erfreulich pflegeleicht, das ist auch meine Erfahrung. Mit den Filtern von Astronomik habe ich durchweg erfreuliche Erlebnisse zu vermelden, auch am schnellen F4 System funktionieren die richtig gut. Dann ist bei Dir jetzt wohl lästiges Linsenputzen angesagt....
Ich habe derzeit einen kleinen Refraktor remote in Namibia am laufen, wenn da die Abbildung komisch wird bin ich vorgewarnt und muß mal entstauben.
Zum Glück habe ich aber eine motorische Objektivkappe verbaut um den Staub einigermassen von der Frontlinse zu verbannen.

Beste Grüße
Mathias

[Carl Herzog]

Hallo Mathias,

die Frage wäre freilich wie sich andere Filter verhalten. Es könnte nämlich durchaus sein, dass Staubkörner (einer bestimmten Größe) auf der Vorderlinse generell so etwas wie diffraction spikes (Beugungsspitzen) erzeugen.

Leider lassen sich diese nicht wegkalibrieren, da die Spikes in den Flats fehlen.

Viele Grüße, Carl